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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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zweihunderttausend dafür, daß er eine Anweisung durchgeführt hat, von der er glaubt, daß man sie ihm erteilt hätte, wenn er weiter oben auf der Leiter gestanden hätte.«
    »Laß ihn umbringen!«
    »Das ist keine gute Idee, Günter. Nicht solange wir nicht erfahren haben, mit wem er möglicherweise über uns gesprochen hat. Wie du schon sagtest, er ist ein Idiot; aber er ist auch ein Aufschneider.«

    »Dieses Schwein!« brüllte Jäger und wandte das Gesicht aus dem Lichtschein der Laternen, so daß es plötzlich tiefe Schatten aufwies.
    »Ein Schwein vielleicht, aber er hat uns einen wichtigen Dienst erwiesen«, sagte Traupmann. »Wir werden noch eine Weile mit ihm leben müssen, ihn vielleicht sogar befördern. Die Zeit wird kommen, wo wir ihm andere Karten zuspielen können, und dann wird er ein dankbarer Sklave werden.«
    »Ach, Hans, wenn ich dich nicht hätte! Dein Verstand ist so scharf wie dein chirurgisches Skalpell. Wenn mein Vorgänger mehr Männer wie dich um sich gehabt hätte, hätte er den Krieg nicht verloren.«
    »Dann kann ich nur hoffen, daß du mir in diesem Sinne jetzt zuhören wirst, Günter.« Traupmann ging auf der plattenbelegten Terrasse ein paar Schritte auf den anderen zu, bis er ihm im flackernden Licht der Laternen von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
    »Wann habe ich nicht auf dich gehört, mein alter Freund? Du bist mein Albert Speer, nur daß du nicht den präzisen analytischen Verstand eines Architekten, sondern den präzisen analytischen Verstand eines Chirurgen hast. Hitler hat den Fehler gemacht, am Ende Speer für Leute wie Goering und Bormann aufzugeben. Einen solchen Fehler werde ich nie machen. Was ist, Hans?«
    »Du hattest recht, als du sagtest, wir wären dabei, den Nervenkrieg gegen unsere Feinde zu gewinnen. Du hattest auch recht, als du sagtest, unsere Sonnenkinder hätten in bestimmten Regionen, ganz besonders in den Vereinigten Staaten, Bewundernswertes geleistet und Unruhe und Unfrieden geschaffen.«
    »Ich bin von meiner eigenen Lagebeurteilung beeindruckt«, sagte Jäger lächelnd.
    »Das ist genau der Punkt, Günter. Es ist nur eine Beurteilung, die auf derzeitigen Informationen beruht … aber du solltest bedenken, daß die Lage sich ändern kann und zwar schnell. Der jetzige Augenblick könnte der Gipfelpunkt unseres strategischen Erfolges sein.«
    »Weshalb der Gipfelpunkt?«

    »Weil man soviele Gegenmaßnahmen eingeleitet und uns so viele Fallen gestellt hat, daß wir sie gar nicht alle erkennen können. Möglicherweise befinden wir uns nie wieder in einer so vorteilhaften Position.«
    »Du willst also sagen ›Befiehl jetzt die Invasion Englands, mein Führer, warte nicht‹«, sagte Jäger.
    »Ich meine natürlich Wasserblitz«, sagte Traupmann. »Die Operation muß beschleunigt werden. Unsere Leute haben sechs Messerschmitt ME 323 Gigant Lastensegler geborgen, die gerade überholt werden. Wir müssen so bald wie möglich zuschlagen und damit eine richtige Panik auslösen. Die Wasserreservoire von Washington, London und Paris müssen vergiftet werden, und zwar so schnell wie möglich, sobald unser fliegendes Personal seine Ausbildung abgeschlossen hat. Sobald die Regierungen dort gelähmt sind, sind unsere Leute überall darauf vorbereitet, einflußreiche Positionen zu übernehmen, Positionen der Macht.«
     
    Die Frau wurde vor den Augen der Passanten auf der Avenue Gabriel auf einer Bahre aus der amerikanischen Botschaft getragen. Ihr Körper war mit einem Laken und einer leichten Baumwolldecke bedeckt; ihr langes, dunkles Haar war über dem kleinen, weißen Kissen ausgebreitet, während ihr Gesicht unter einer Sauerstoffmaske verborgen war. Mit Hilfe einiger Attachés der Botschaft, die sich unter die Menge gemischt hatten und mit leiser Stimme die Fragen der Passanten beantworteten, breiteten sich die Gerüchte schnell aus.
    »Das ist die Frau des Botschafters«, sagte eine Frau gerade. »Ich habe es von einem Amerikaner gehört. Das arme Ding. Sie ist gestern abend bei dieser schrecklichen Schießerei verletzt worden.«
    »Es wird immer schlimmer«, sagte ein schlanker Mann mit Brille. »Man sollte die Guillotine wieder einführen.«
    »Wo bringt man sie hin?« fragte eine andere Frau.
    »Zum Hertford-Krankenhaus in der Levallois-Perret.«
    »Tatsächlich? Die sollen dort die modernsten medizinischen Einrichtungen haben.«
    »Wer hat das gesagt?« schaltete sich ein wütender Franzose ein.
    »Dieser junge Mann dort drüben - wo ist er denn?

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