Die Lennox-Falle - Roman
ihn quer über die Sitzbank und warf ihn aufs Pflaster. Sie befanden sich in einem der Industrieviertel von Paris, umgeben von zwei- und dreistöckigen Fabrikgebäuden, die alle verlassen waren. Abgesehen von den schwachen Straßenlaternen lieferten ihnen nur die Scheinwerfer des beschädigten Peugeots Licht. Das reichte aber aus.
»Sie werden jetzt auspacken, Kumpel«, sagte er zu dem falschen Marine, der stöhnend auf dem Bürgersteig lag und sich mit beiden Händen sein verletztes Bein hielt, »sonst kriegen Sie die nächste Kugel durch die beiden Hände, mit denen Sie sich jetzt das Knie halten.«
» Nein! Nein! Nicht schießen!«
»Warum nicht? Sie wollten mich doch auch töten, das haben Sie doch gesagt. Ich erinnere mich ganz deutlich daran. Da bin ich viel netter … Wer sind Sie und wie sind Sie an die Uniform und den Wagen gekommen? Raus mit der Sprache!«
»Wir haben Uniformen … amerikanische, französische, englische.«
»Der Wagen ist der Dienstwagen der Botschaft. Wo ist der Mann, dessen Stelle Sie eingenommen haben?«
»Man hat ihm gesagt, daß er nicht zu kommen braucht -«
»Wer?«
»Das weiß ich nicht! Man hat den Wagen nach vorne gebracht. Der Schlüssel steckte. Man hat mir befohlen, Sie zu fahren.«
»Wer hat das befohlen?«
»Meine Vorgesetzten.«
»Die Leute, zu denen Sie mich bringen sollten?«
»Ja.«
»Wer sind diese Leute? Ich will Namen hören. Schnell.«
»Ich kenne keine Namen! Wir haben alle Codes, Nummern und Buchstaben.«
»Wie heißen Sie?« Drew kauerte neben dem Mann und preßte den Lauf seiner Pistole gegen die Hand, die das blutende Knie umfaßt hielt.
»Erich Hauer, das schwöre ich!«
»Ihren Codenamen, Erich. Sonst können Sie Ihre Hände und Füße vergessen.«
»C-Zwölf.«
»Wo sollten Sie mich hinbringen?«
»Fünf, sechs Straßen von hier. Ein Wagen mit aufgeblendeten Scheinwerfern in einer schmalen Seitenstraße links -«
»Bleiben Sie hübsch da«, sagte Lennox und stand auf und schob sich seitwärts zum Wagen hin, wobei er die Waffe weiterhin auf den Deutschen gerichtet hielt. Er zwängte sich auf den Fahrersitz und griff mit der linken Hand unter das Armaturenbrett, bis er das Telefon mit der direkten Leitung zur Botschaft gefunden hatte. Da die Sendeanlage im Kofferraum untergebracht war, war die Chance gar nicht schlecht, daß das Gerät noch funktionierte. Und das tat es auch. Nach einem schnellen Blick auf seinen Gefangenen drückte Drew schnell hintereinander viermal das Signal für einen Notfall.
»Amerikanische Botschaft«, meldete sich Durbanes Stimme über den Lautsprecher. »Band läuft, bitte sprechen!«
»Bobby, hier ist Lennox -«
»Das weiß ich. Wo brennt’s?«
»Hier stinkt einiges. Ich war auf dem Weg zu einer schnellen Exekution, eine kleine Aufmerksamkeit unserer Nazifreunde. Der Fahrer vom Marinekorps war falsch; jemand in der Fahrbereitschaft
hat das arrangiert. Nimm die ganze Einheit unter die Lupe!«
»Du großer Gott, bist du okay?«
»Nur ein wenig zittrig; wir hatten einen kleinen Unfall und der ist dem Nazi nicht gut bekommen.«
»Also, ich schicke eine Streife -«
»Du weißt genau, wo wir sind?«
»Selbstverständlich.«
»Dann schickst du besser zwei Streifen, Bobby, eine bewaffnet für eine Kommandooperation.«
»Bist du wahnsinnig? Wir sind hier in Paris. Hier haben die Franzosen das Sagen!«
»Ich übernehme die Verantwortung. Das ist ein Befehl von Cons-Op … Fünf oder sechs Blocks südlich von hier links parkt ein Wagen in einer Seitenstraße mit eingeschalteten Scheinwerfern. Den Wagen und die Leute, die in ihm sitzen, müssen wir uns schnappen!«
»Wer sind sie?«
»Unter anderem diejenigen, die sich meine Exekution vorgenommen hatten … Wir haben jetzt keine Zeit, Bobby. Tu, was ich sage!« Lennox knallte den Hörer auf die Gabel und eilte zu Erich Hauer hinüber, der sie zu hundert anderen seinesgleichen in Paris und anderen Städten führen konnte, ob er es nun wußte oder nicht. Die Chemikalien würden die Türen seines Gedächtnisses öffnen, das war von entscheidender Wichtigkeit. Drew packte seine Beine, und der Mann stieß einen Schmerzensschrei aus.
»Bitte …!«
»Maul halten, Arschloch. Und jetzt pack aus, das kann nur zu deinem Vorteil sein.«
»Ich weiß nicht. Ich bin nur C-Zwölf, was kann ich denn sonst noch sagen?«
Eine schwarze Limousine kam plötzlich mit quietschenden Reifen aus einer verlassenen dunklen Seitenstraße herausgeschossen. Sie bremste schnell ab, kam
Weitere Kostenlose Bücher