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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Feinde - hätten sich das eigentlich denken können.
    Er wühlte in einem seiner Kleiderschränke herum und stieß dabei amüsiert auf einen Gegenstand, den die Eindringlinge, wenn sie erkannt hätten, worum es sich handelte, ohne Zweifel mitgenommen oder unbrauchbar gemacht hätten. Die etwa sechzig Zentimeter lange Stahlstange besaß an beiden Enden Gummikappen, in denen ein Alarmmechanismus untergebracht war. Wenn er auf Reisen in Hotelzimmern wohnen mußte, sicherte er damit immer die Tür, wobei der Alarm durch Drehen der Gummikappen eingestellt wurde. Falls jemand eine von ihm so gesicherte Tür von außen zu öffnen versuchte, gab das Gerät ein ohrenbetäubendes Pfeifen von sich, das die Eindringlinge zumeist zur Flucht veranlaßte. Drew ging damit zu der schloßlosen Tür seiner Wohnung, schaltete den Alarm ein und stemmte die Stange zwischen Boden und Türfüllung. Dann ging er in sein verwüstetes Schlafzimmer, warf ein Laken über die zerfetzte Matratze, zog die Schuhe aus und legte sich hin.
    Binnen weniger Minuten war er eingeschlafen, und nur Minuten später klingelte sein Telefon. Desorientiert taumelte Lennox aus dem Bett und griff nach dem Hörer. »Ja? … Hallo?«
    »Ich bin’s, Courtland, Drew. Tut mir leid, Sie um diese Zeit anrufen zu müssen, aber es ging nicht anders.«
    »Was ist passiert?«
    »Der deutsche Botschafter -«
    »Hat er gewußt, was heute nacht los war?«
    »Überhaupt nichts. Sorenson hat ihn aus Washington angerufen und allem Anschein nach einen ziemlichen Wirbel gemacht. Kurz darauf hat Claude Moreau das Gleiche getan.«
    »Das sind echte Profis. Und?«
    »Botschafter Heinrich Kreitz wird heute morgen um neun Uhr hier erscheinen. Sorenson und Moreau wollen, daß Sie auch kommen. Nicht nur, um die Berichte zu bestätigen, sondern logischerweise auch, um wegen des Überfalls auf Sie heftigen Protest einzulegen.«

    »Dann kann ich ja vielleicht noch ein bißchen schlafen, ich bin todmüde.«
    »Wie lange brauchen Sie, um von Ihrer Wohnung aus in die Botschaft zu kommen?«
    »Ich muß zuerst zu der Tiefgarage, wo mein Wagen abgestellt ist -«
    »Ihnen steht jetzt doch ein Fahrzeug des Deuxième zur Verfügung«, fiel Courtland ihm ins Wort.
    »Entschuldigung, das habe ich vergessen … je nach Verkehr etwa eine Viertelstunde.«
    »Es ist jetzt zehn nach sechs. Ich werde veranlassen, daß meine Sekretärin Sie um halb neun weckt, und dann sehen wir uns um neun. Ruhen Sie sich aus.«
    »Vielleicht sollte ich Ihnen noch sagen, was hier passiert ist -« Aber dafür war es zu spät. Der Botschafter hatte bereits aufgelegt. Wahrscheinlich war es besser so, dachte Lennox. Courtland würde Einzelheiten wissen wollen und damit das Gespräch in die Länge ziehen. Drew kroch wieder ins Bett, wobei er immerhin noch schaffte, vorher den Hörer auf die Gabel zu legen.
     
    Das weiße Segelflugzeug senkte sich in der späten Nachmittagswindströmung ins Tal der Bruderschaft herab. Sofort nach der Landung wurde es unter ein grünes Tarndach gezogen. Die Plexiglaskuppeln der beiden Cockpits sprangen auf; aus dem vorderen stieg der Pilot in einem schneeweißen Overall, sein wesentlich älterer Passagier kletterte aus dem Sitz hinter ihm.
    »Kommen Sie«, sagte der Flieger und deutete mit einer Kopfbewegung auf ein Motorrad mit Beiwagen. »Zum Krankenhaus.«
    »Ja, natürlich«, erwiderte der Zivilist, drehte sich um und hob eine schwarze Arzttasche aus dem Flugzeug. »Ich nehme an, Dr. Kröger ist bereits da«, fügte er hinzu und kletterte in den Seitenwagen, während der Pilot in den Sattel stieg und den Motor anließ.
    »Das weiß ich leider nicht. Ich habe nur Auftrag, Sie zur Klinik zu bringen. Ich kenne keinen Namen.«
    »Dann vergessen Sie, daß ich einen erwähnt habe.«

    »Ich habe nichts gehört.« Das Motorrad raste in einen der abgedeckten Korridore und jagte dann quer durch das Tal zu dessen nördlichem Ende. Dort, wiederum von Tarnnetzen vor Beobachtung aus der Luft geschützt, stand eines der üblichen einstöckigen Gebäude, das aber doch irgendwie anders wirkte. Während die anderen Bauten recht einfache Holzkonstruktionen darstellten, war dieser hier massiver und dauerhafter - Hohlblockbauweise mit Beton - und an seiner Südmauer war ein Generatorenbau angeschlossen, aus dem ein beständiges machtvolles Brausen ertönte. »Ich habe hier keinen Zutritt, Herr Doktor«, sagte der Pilot und brachte das Motorrad vor der grauen Stahltür zum Stehen.
    »Das weiß ich, junger Mann.

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