Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
kurz zum Stillstand, und dann peitschten in schneller Folge Schüsse, eine ganze Salve aus einer Schnellfeuerwaffe. Lennox versuchte den Nazi in den Schutz des gepanzerten Diplomatenfahrzeugs zu ziehen, aber
dafür war es zu spät. Als die schwarze Limousine davonjagte, warf er einen Blick auf seinen Gefangenen. Erich Hauer war von einem Dutzend Kugeln durchbohrt und mit Blut überströmt. Er war tot. Der einzige Mann, der ihm wenigstens ein paar Fragen hätte beantworten können, war tot. Wie lange würde es dauern, einen anderen zu finden, dem man Fragen stellen konnte?

3
    D ie Nacht war vorüber, und die ersten Strahlen der Morgensonne durchzogen den Himmel im Osten, als Lennox erschöpft in der engen, aus Messingstangen bestehenden Fahrstuhlkabine zu seiner Wohnung im fünften Stock in der Rue du Bac hinauffuhr. Normalerweise hätte er die Treppe benutzt, weil das gut für die Kondition war, aber nicht jetzt; er konnte kaum noch die Augen offenhalten. Die Zeit zwischen kurz nach zwei und halb sechs war mit diplomatischen Formalitäten angefüllt gewesen und hatte Drew außerdem die Gelegenheit geboten, die Bekanntschaft des Chefs des mächtigen Deuxième Bureau, Claude Moreau, zu machen. Er hatte Sorenson in Washington telefonisch gebeten, den hohen französischen Abwehrbeamten zu so früher Stunde anzurufen und ihn zu ersuchen, sich sofort in die amerikanische Botschaft zu begeben. Moreau war ein Mann in mittleren Jahren, mittelgroß, mit schütter werdendem Haar, der seinen Anzug so ausfüllte, als würde er den größten Teil des Tages damit verbringen, Gewichte zu stemmen. Sein unbekümmerter Humor verhalf ihm dazu, die Dinge auch dann aus der richtigen Perspektive zu sehen, wenn sie drohten außer Kontrolle zu geraten. Diese Gefahr trat erstmalig auf, als Henri Bressard unerwartet in das Büro des Botschafters gestürmt kam.
    »Was zum Henker geht hier vor?« ereiferte er sich, überrascht Moreaus Anwesenheit zur Kenntnis nehmend. » Allô , Claude«, sagte er und fiel ins Französische zurück. »Ich bin nicht sehr verblüfft, Sie hier zu sehen.«
    » En anglais , Henri … Monsieur Lennox kann uns verstehen, aber der Botschafter ist noch Berlitzschüler.«
    »Ah, das berühmte diplomatische Taktgefühl der Amerikaner!«
    » Das habe ich verstanden, Bressard«, sagte Botschafter Daniel Courtland, der in Bademantel und Pantoffeln hinter seinem Schreibtisch saß, »und ich arbeite noch an Ihrer Sprache. Offen
gestanden, wollte ich den Posten in Stockholm - ich spreche fließend Schwedisch -, aber andere waren da anderer Ansicht. Und deshalb werden Sie mich jetzt wohl ertragen müssen, so wie ich Sie ertragen muß.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Mr. Ambassador. Das war eine anstrengende Nacht … Ich habe versucht, Sie anzurufen, Drew, aber ich habe nur Ihren Anrufbeantworter erreicht und deshalb angenommen, daß Sie noch hier sind.«
    »Ich hätte schon vor einer Stunde zu Hause sein sollen. Aber warum sind Sie hier? Warum wollten Sie mich sprechen?«
    »Es steht alles in dem Bericht der Sûreté. Ich habe darauf bestanden, daß die Polizei sie hinzuzieht -«
    »Was ist denn passiert?« fiel ihm Moreau ins Wort. Er schob die rechte Braue hoch. »Ihre Ex-Frau macht doch nicht etwa Schwierigkeiten? Ihre Scheidung ist doch am Ende einvernehmlich über die Bühne gegangen.«
    »Ich weiß nicht so recht, ob ich mich noch einmal mit ihr anlegen möchte. Lucille kann ja ein rechtes Miststück sein, aber dumm ist sie nicht. Das waren diese Leute nämlich.«
    »Welche Leute?«
    »Nachdem ich Drew hier abgesetzt hatte, fuhr ich zu meinem Apartment in der Avenue Montaigne. Wie Sie wissen, besteht eines der wenigen Privilegien meines Amtes darin, daß ich einen Diplomatenparkplatz vor dem Gebäude habe. Der war zu meiner Überraschung besetzt. Und dabei waren, was mich noch mehr ärgerte, in der Nähe ein paar andere Plätze frei. Dann sah ich, daß im Wagen vorne zwei Männer saßen und der Fahrer telefonierte, was ja um zwei Uhr morgens nicht gerade ein normaler Anblick ist, ganz besonders nicht, wo ihm das Parken ohne die entsprechende Genehmigung eine Strafe von fünfhundert Franc eintragen könnte.«
    Moreau nickte langsam. »Da sieht man mal wieder die Neigung des Diplomaten, Dinge spannend und farbenfroh zu schildern. Aber bitte Henri, was ist passiert?«
    »Die Dreckskerle fingen an, auf mich zu schießen!«
    » Was? « Lennox sprang auf.
    »Sie haben ganz richtig gehört! Mein Fahrzeug ist natürlich gegen

Weitere Kostenlose Bücher