Die Lennox-Falle - Roman
sehr auf den Dienstrang«, sagte der Lieutenant. »Jedenfalls nicht im Einsatz. Noch ein oder zwei Monate,
dann bin ich auch Captain, und dann werden wir uns die Rechnung beim Mittagessen oder beim Abendessen teilen müssen. Ich werde dann nicht mehr darauf bestehen können, daß er alleine bezahlt.«
»Ich habe eine außerordentlich gute Idee«, sagte Lennox. »Die Sonne steht verdammt nahe bei der Rahnock, was auch immer das sein mag. Trinken wir einen Schluck.«
»Aber du hattest doch gesagt -«
»Vergessen Sie, was ich gesagt habe, General de Vries.«
Die fünf Mitglieder von Operation N-2 flogen mit drei verschiedenen Flügen nach Nürnberg, Drew mit Lieutenant Anthony, Karin mit Captain Dietz und Witkowski allein. Claude Moreau hatte das Nötige arrangiert: Lennox und de Vries hatten nebeneinanderliegende Zimmer im selben Hotel; Witkowski, Anthony und Dietz waren in verschiedenen Hotels über die Stadt verteilt. Als Treffpunkt war der nächste Vormittag in der Städtischen Bibliothek von Nürnberg verabredet, zwischen den Regalen mit den Bänden, die sich mit der Geschichte der ehemaligen Reichsstadt befaßten. Man führte sie als drei Doktoranden und ihren Professor von der Columbia University in New York mit ihrer deutschen Reiseführerin in ein Konferenzzimmer. Papiere wurden nicht benötigt, da Moreaus Agenten bereits gute Vorarbeit geleistet hatten.
»Ich hatte keine Ahnung, wie schön das hier ist!« rief Gerald Anthony, der einzige echte Doktorand unter ihnen aus. »Ich bin früh aufgestanden und habe einen kleinen Spaziergang gemacht. Man kommt sich vor wie im Mittelalter - die Mauern aus dem elften Jahrhundert, die alte Burg und das Kartäuserkloster. Bei Nürnberg sind mir bisher immer bloß die Kriegsverbrecherprozesse eingefallen, und dann vielleicht noch Brauereien und Spielwarenfabriken.«
»Wie können Sie deutsche Kunstgeschichte studiert und sich nicht mit dem Geburtsort von Hans Sachs und Albrecht Dürer befaßt haben?« fragte Karin, als alle um den wuchtigen, runden Tisch saßen.
»Nun ja, Sachs war in erster Linie Sänger und Dichter, und Dürer war Kupferstecher und Maler. Ich habe mich auf die deutsche
Literatur konzentriert und den schlimmen Einfluß, der häufig -«
»Darf ich euch beide vielleicht in die rauhe Wirklichkeit zurückholen?« fiel Lennox ihm ins Wort, und Witkowski schmunzelte. »Auf unserer Tagesordnung stehen im Augenblick andere Dinge.«
»Entschuldigung, Drew«, sagte Karin. »Wer fängt an?«
»Ich bin auch früh aufgestanden«, erwiderte Captain Dietz. »Aber, da ich nicht ganz so ästhetisch gestimmt bin, habe ich mir Traupmanns Haus angesehen. Der Bericht des Deuxième ist komplett. Seine Gorillas streifen wie ein Wolfsrudel um den Bau. Sie gehen hinein, kommen wieder heraus, umkreisen das Gebäude und kommen zurück; einer verschwindet, ein anderer taucht auf. Dort einzudringen und lebend wieder herauszukommen, scheint mir unmöglich.«
»Wir haben auch nie ernsthaft in Betracht gezogen, die Aktion in seinem Apartment durchzuführen«, sagte der Colonel. »Die Männer des Deuxième hier in Nürnberg sind unsere Beobachter. Sie werden uns telefonisch informieren, wenn er sein Haus verläßt. In Kürze sollte einer von ihnen hier sein. Sie haben Ihre Zeit verschwendet, Captain.«
»Nicht unbedingt, Sir. Einer der Posten ist ein starker Trinker; ein großer, breitschultriger Kerl, dem man es nicht ansieht, aber jedesmal, wenn er sich unbeobachtet glaubt, nimmt er einen Schluck aus der Flasche. Ein anderer muß einen Ausschlag zwischen den Beinen und am Bauch haben - er kratzt sich dauernd, wenn keiner hinsieht.«
»Und was bedeutet das für uns?« fragte de Vries.
»Einiges, Ma’am. Jetzt, wo wir diese Information besitzen, könnten wir so Stellung beziehen, daß wir einen oder beide gefangennehmen, und sobald wir sie in unserer Gewalt haben, können wir das, was wir bisher in Erfahrung gebracht haben, dazu benutzen, um zusätzliche Informationen von ihnen zu bekommen.«
»Ist das eine Taktik, die Sie damals bei der Operation Wüstensturm eingesetzt haben?« Witkowski war sichtlich beeindruckt.
»Dort war es hauptsächlich das Essen, Colonel. Eine ganze Menge von diesen Irakern hatten tagelang nichts mehr zwischen die Zähne bekommen.«
»Ich möchte wissen, wie er seine Limousine besteigt oder verläßt«, sagte Drew. »Er muß das Haus verlassen und in den Wagen steigen und im Krankenhaus muß er aus dem Wagen steigen und das Gebäude
Weitere Kostenlose Bücher