Die Lennox-Falle - Roman
betreten. Ob das nun auf der Straße oder in einer Tiefgarage ist, er ist jedenfalls, wenn auch nur kurze Zeit, sichtbar. Das könnte eine Chance für uns sein.«
»Die Zeitspanne ist aber so kurz, daß das auch nachteilig für uns sein könnte«, gab Lieutenant Anthony zu bedenken. »Wenn wir darauf gekommen sind, dann haben seine Leibwächter das mit Sicherheit auch bedacht.«
»Wir haben Luftdruckpistolen, Schalldämpfer und dazu das Überraschungselement«, sagte Lennox. »Das hat sich häufig als vorteilhaft erwiesen.«
»Vorsicht!« warnte Witkowski. »Ein falscher Schritt und unsere Chance ist dahin. Wenn die auch nur einen leisen Hauch von dem verspüren, was wir hier vorhaben, dann verfrachten die unseren Freund Traupmann sofort in einen Bunker im Schwarzwald. Ich sage, wir haben einen Schuß und der muß treffen. Wir werden also abwarten, studieren und ganz sicherstellen, daß es unser bester Schuß ist.«
»Genau dieses Warten ist es, das mich unruhig macht, Stosh.«
»Mich macht die Aussicht auf ein Scheitern wesentlich unruhiger«, sagte der Colonel. Plötzlich war aus Witkowskis Tasche ein leises Trillern zu hören. Er griff hinein und holte ein kleines Handy heraus, das ihm der deutsche Zweig des Deuxième zur Verfügung gestellt hatte. »Ja?«
»Tut mir leid, daß ich mich zum Frühstück verspäte«, sagte eine Stimme mit starkem französischem Akzent in englischer Sprache. »Ich bin nur ein kurzes Stück vom Café entfernt und sollte in ein paar Minuten da sein.«
Der Colonel wandte sich seinen Kollegen am Tisch zu. »Einer von Moreaus Männern wird gleich hier sein. Karin, würden Sie ihn, bitte, draußen am Empfang abholen und hierherbringen?«
»Aber keineswegs. Wie heißt er, und was ist seine Tarnung?«
»Ahrendt, Privatdozent an der Universität Nürnberg.«
»Ich gehe schon.« De Vries stand auf, ging an die Tür und verließ den Raum.
»Beachtlich, die Lady«, sagte der junge Ranger, Lieutenant Anthony. »Ich meine, sie versteht wirklich etwas von Geschichte und Kunst -«
»Das wissen wir«, sagte Lennox trocken.
Der Mann, mit dem Karin zurückkehrte, wirkte wie ein durchschnittlicher deutscher Bankangestellter, mittelgroß, gut gebügelte Konfektionskleidung der mittlerern Preiskategorie. Alles an ihm war Mittelmaß, und das bedeutete, daß er ein hervorragender Agent des Deuxième Bureau war.
»Namen sind nicht erforderlich, Gentlemen«, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. »Selbst falsche Namen - die machen einen so konfus, nicht wahr? Aber sagen Sie einfach Karl zu mir, das ist ein geläufiger Name und macht es einfacher.«
»Setzen Sie sich, Karl«, sagte Drew und deutete auf einen leeren Sessel. »Ich brauche wohl nicht zu sagen, wie sehr wir Ihre Hilfe zu schätzen wissen.«
»Ich kann nur hoffen, daß sie Ihnen auch nützen wird.«
»Sie klingen nicht gerade sehr zuversichtlich.«
»Sie haben sich da eine äußerst schwierige Aufgabe vorgenommen.«
»Wir haben auch äußerst kompetente Unterstützung«, sagte Witkowski. »Können Sie dem Bericht etwas hinzufügen?«
»Ja, einiges. Zunächst einmal möchte ich berichten, was wir, seit der Bericht nach Paris geschickt wurde, noch in Erfahrung bringen konnten. Traupmann erledigt den größten Teil seiner privaten Geschäfte über das Büro des äußerst wohlhabenden Aufsichtsratsvorsitzenden des Krankenhauses, eines Mannes mit weitreichenden politischen und gesellschaftlichen Verbindungen - Traupmann braucht das offenbar für sein Ego, weil es den Eindruck erweckt, als sei der Vorsitzende für ihn tätig.«
»Eigentlich ein wenig seltsam, wenn man bedenkt, wer Traupmann ist«, sagte Gerald Anthony, der Gelehrte.
»Eigentlich gar nicht, Gerry«, widersprach Christian Dietz. »Es ist so, als wenn der Verteidigungsminister ein Flugzeug über das Oval Office bestellen würde. Er mag ein wichtiger Mann
sein, aber es gibt keinen größeren als den Präsidenten. Tatsächlich ist das sehr deutsch.«
»Ganz richtig.« Der Mann, der sich Karl nannte, nickte. »Und da diese Anweisungen schriftlich festgehalten werden, um irgendwelche Irrtümer zu vermeiden - auch sehr deutsch - haben wir einen Angestellten des Krankenhauses dazu gebracht, Traupmanns Anweisungen an uns weiterzuleiten.«
»War das nicht gefährlich?«
»Nein, weil ihn eine Uniform überzeugt hat, daß es sich um eine polizeiliche Maßnahme handelte.«
»Ihr versteht euer Handwerk wirklich«, sagte Dietz.
»Hoffentlich, sonst sind wir tot«, sagte
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