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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Tagesordnung gewesen und alle Gerichte mit weißen Handschuhen serviert worden waren. Das Problem war, daß es sich, wie der Name schon andeutete, tatsächlich um einen Garten handelte, eine Außenterrasse mit zahlreichen Blumenkästen und Blick auf die alten Straßen von Nürnberg, in Sichtweite des berühmten Albrecht-Dürer-Hauses.
    Gerald Anthony, Lieutenant, Special Forces, Teilnehmer an der Operation Wüstensturm, war außer sich. Er hatte sie alle für die Mission vorbereitet, für seine Spezialität, ein plötzlich ausbrechendes Feuer, von dem alle abgelenkt werden würden, ganz besonders die Leibwächter in der Nähe von Traupmanns Tisch, die durch das ausbrechende Chaos kurzzeitig außer Gefecht gesetzt und somit für ihren Auftraggeber nutzlos sein würden. Aber die warme Brise, die zwischen den Gebäuden wehte, wollte nicht aufhören und machte den Plan zu gefährlich: Nur die Glaskugeln, die die Kerzen umgaben, verhinderten, daß sie ausgelöscht wurden. Eine Flamme von wenigen Augenblicken Dauer würde ausreichen, um sich Traupmanns zu bemächtigen,
aber die Gefahr, daß die Flammen sich ausbreiteten, und möglicherweise Unschuldige auf der vollbesetzten Terrasse verletzten, war zu groß. Und, was ebenso wichtig war, die Panik, die durch eine sich rasch ausbreitende Feuersbrunst entstehen konnte, würde möglicherweise sogar gegen sie arbeiten und den einzigen Ausgang des Lokals mit hysterischen Gästen verstopfen. Wenn nur ein Leibwächter genügend schnell reagierte und die Waffe zog, konnte ihnen ein einziger Schuß einen Strich durch die Rechnung machen.
    Die Mitglieder der N-2-Einheit studierten Hans Traupmann und seine Gäste verstohlen. Traupmann war ein mittelgroßer, schlanker Mann, der zu übertriebener Gestik und Mimik neigte, was seinen alternden Gesichtszügen gelegentlich etwas Groteskes verlieh. Man konnte spüren, daß er Zustimmung, ja Beifall suchte und obwohl er keineswegs attraktiv war, war doch zu spüren, wie er die Szene dominierte - ein wohlhabender Gastgeber, dessen Gäste an seinen Lippen hingen.
    Lennox, der sein Aussehen mit einer Hornbrille, aufgeklebten buschigen Augenbrauen und einem Schnurrbart verändert hatte, sah zu Karin hinüber, die mit ihrem blassen Gesicht ohne jegliches Make-up und einem strengen, beinahe feindselig wirkenden Knoten, zu dem sie ihr Haar zusammengerafft hatte, im schwachen Kerzenlicht nicht wiederzuerkennen war. Sie erwiderte seinen Blick nicht, sondern schien von etwas oder jemandem an Traupmann Tisch wie gebannt.
    Lieutenant Anthony blickte über den Tisch auf Drew und Colonel Witkowski. Er schüttelte widerstrebend und kaum merklich den Kopf. Plötzlich sagte Karin de Vries in deutscher Sprache: »Ich glaube, ich sehe da eine alte Bekannte, die gerade ihre Nase pudern geht; das werde ich jetzt auch tun.« Sie stand auf und ging hinter einer anderen Frau her über die Terrasse.
    »Was hat sie gesagt?« fragte Drew.
    »Die Damentoilette«, erwiderte Dietz.
    »Die Frau, hinter der sie hergeht, ist anscheinend Traupmanns Begleiterin«, erklärte Witkowski.
    »Ist sie verrückt?« flüsterte Lennox erregt. »Was bildet die sich ein?«
    »Das werden wir dann wissen, wenn sie zurückkommt.«

    »Das gefällt mir nicht!«
    »Sie haben keine Wahl«, sagte der Colonel.
    Zwölf Minuten später kehrte Karin an den Tisch zurück. »Meine neue junge Freundin haßt den ›stinkenden Widerling‹«, sagte sie mit leiser Stimme. »Sie ist sechsundzwanzig Jahre alt, und Traupmann führt sie aus, um mit ihr anzugeben, gibt ihr Geld und zwingt sie zu Perversitäten, wenn sie in sein Appartement zurückkehren.«
    »Wie hast du das alles erfahren?« fragte Drew.
    »Es stand in ihren Augen … schließlich habe ich einmal in Amsterdam gelebt. Hast du das vergessen? Sie ist kokainsüchtig und brauchte dringend eine Dosis, um den Abend zu überstehen. Ich habe sie dabei erwischt, wie sie eine nahm - ebenfalls von Herrn Dr. Traupmann zur Verfügung gestellt.«
    »Bringt uns das irgendwie weiter?« fragte Drew.
    »Nur, wenn wir uns Zugang zu seinem Appartement verschaffen können«, antwortete Karin. »Und das würde uns einen riesigen Vorteil verschaffen.«
    »In welcher Hinsicht?« fragte Witkowski.
    »Er macht Videoaufnahmen von seinen sexuellen Begegnungen.«
    »Widerwärtig!« erregte sich Lieutenant Anthony.
    »Noch widerwärtiger als Sie denken«, sagte Karin. »Sie hat mir gesagt, daß er eine ganze Bibliothek hat, von A bis Z alles, auch mit kleinen Mädchen und

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