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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Überzeugung durchgerungen, daß Harry recht hatte, daß Frederik tot war, bekam ich einen obszönen Anruf. Da waren zuerst die üblichen sexuellen Beleidigungen und Forderungen, und ich wollte gerade auflegen, als ich eine ganz bestimmte Folge von Worten hörte, die mich verblüffte. Die hatte ich schon einmal gehört - von Freddie! Ich schrie ›Mein Gott, bist du das, Freddie? ‹ … Ich höre noch jetzt den qualvollen Schrei, den die Stimme ausstieß, und da wußte ich, daß ich recht gehabt hatte, und Harry unrecht.«
    »Was wir heute zu sehen bekamen, war eine Variation dieses Monstrums«, sagte Drew. »Ich würde gerne wissen, ob er immer noch unter Drogeneinfluß steht.«
    »Da hab ich keine Ahnung. Vielleicht sollte sich ein Psychiater das Band ansehen, das Lieutenant Anthony aufgenommen hat.«
    »Ich kann es gar nicht erwarten, es selbst zu sehen … Karin, was weiß Witkowski?«
    »Ich habe keine Ahnung. Er hat nur gesagt, es gäbe da unbeantwortete Fragen aus der Vergangenheit. Ich weiß nicht, was er damit gemeint hat.«
    »Dann wollen wir ihn fragen.« Lennox drehte sich um und sagte zu dem Colonel, der mit Dietz und Anthony auf dem Dollbord saß. »Stan, könnten Sie einen Augenblick herkommen?«
    »Aber klar.« Der Colonel stand auf und trat zu Drew und Karin.
    »Stosh, Sie wußten über das, was heute nacht geschah, mehr, als Sie uns gesagt haben, nicht wahr?«
    »Nein, gewußt habe ich nichts, ich habe nur mit der Möglichkeit gerechnet. Eine von Freddies Lieblingsmasken war die eines Priesters, und er war, wenn er sich das Haar nicht gefärbt
hatte, weiß Gott, blonder als Marylin Monroe. Als der Captain von einem blonden Priester von etwa einem Meter achtzig sprach, stand ich neben Ihnen, Karin, und habe gesehen, wie bei Ihnen der Groschen fiel. Und dann erinnerte ich mich plötzlich.«
    »Das ist keine Antwort auf die Frage, wie Sie auf die Idee kamen, dieser Priester dort oben könnte ihr Mann sein«, sagte Lennox.
    »Also, da müssen wir jetzt ein paar Jahre in die Vergangenheit zurückgehen. Als G-2 hörte, daß die Stasi Frederik de Vries getötet hätte, gab es da ein paar Dinge, die nicht recht zusammenpassen wollten. Zum Beispiel, weshalb sie seine Vernehmungen und seinen Tod so detailliert aufgezeichnet haben. Das war nicht normal, ganz und gar nicht normal. Gewöhnlich wurden solche Dinge nicht aufgezeichnet.«
    »Das ist mir zunächst auch aufgefallen«, sagte Karin. »Harry übrigens auch, aber er schrieb das der Mentalität von Stasifanatikern zu, die bereits wußten, daß sie ihre Macht verlieren würden, daß sie alles verlieren würden. Ich konnte mich dem nicht anschließen, weil Freddie so häufig über die Stasi gesprochen hatte und dabei zwar auch ihre Brutalität erwähnte, aber auch, wie unsicher sie im Grunde genommen waren. Und unsichere Männer schreiben sich nicht selbst ihr Todesurteil.«
    »Wie hat mein Bruder denn reagiert, als du ihm das sagtest?«
    »Das habe ich nie. Weißt du, Harry war nicht nur Frederiks Führungsoffizier, er hat ihn auch sehr gern gemocht. Ich brachte es einfach nicht übers Herz, ihm von unseren Problemen zu erzählen. Es hätte ja keinen Sinn gehabt. Freddie war doch tot - so stand es in den Akten.«
    »Da waren auch noch ein paar andere Dinge«, sagte der Colonel bedächtig, »Dinge, die Sie nicht wissen konnten, Karin. Die Informationen, die de Vries von seinen letzten drei Einsätzen mitbrachte, waren offenkundig falsch. Um die Zeit hatten wir selbst schon ein paar Stasileute umgedreht, Männer, die wußten, daß sie bald arbeitslos wären und daß man ihnen den Prozeß machen würde, und die deshalb gern mit uns kooperiert haben. Einige von ihnen haben uns Beweise gebracht, die im Gegensatz zu de Vries’ Angaben standen.«

    »Warum haben Sie ihn dann nicht zur Rede gestellt?« fragte Drew. »Ich meine, ihn einfach in die Mangel genommen?«
    »Das war damals alles recht wirr«, erwiderte Witkowski und schüttelte den Kopf. »Konnte es sein, daß man ihn getäuscht hatte, ausgetrickst? Oder war er einfach ausgebrannt? Er hatte in der Vergangenheit Großartiges geleistet - konnte es also sein, daß das einfach Pannen waren, infolge von Überarbeitung? Wir konnten uns einfach keinen Reim darauf machen.«
    »Sie erwähnten ›ein paar andere Dinge‹, Stanley«, sagte Karin. »Was war das alles?«
    »Eigentlich war es nur eine Sache, aber die ist von zwei unserer Doppelagenten bestätigt worden, die einander nicht kannten, und das haben wir

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