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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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das?«
    »Ja. So muß es gewesen sein.«
    »Warum? … Warum, Wes? Die haben mich gejagt, wie ein halbverhungertes Rudel Wölfe, das hinter einem einzelnen Schaf her ist.«
    »Das habe ich auch nie verstanden.«
    »Vielleicht dämmert es mir jetzt langsam. Es tut mir weh, das auszusprechen. Aber nehmen Sie einmal an, daß man Harry tatsächlich falsche Namen zugespielt hat. Absichtlich, um damit genau das Klima zu erzeugen, das Sie gerade geschildert haben.«
    »So wie ich Ihren Bruder gekannt habe, glaube ich nicht, daß er auf so etwas hereingefallen wäre.«
    »Und wenn er keine andere Wahl hatte?«
    »Er hat doch schließlich nicht seinen Verstand verloren. Natürlich hatte er die Wahl.«
    »Einmal angenommen, daß es doch so war - daß er den Verstand verloren hat, meine ich. Gerhard Kröger ist Gehirnchirurg und hat in Paris sein Leben riskiert, um Harry zu töten. In einem Szenario sollte er - also ich - enthauptet werden; in einem anderen sollte ein Fangschuß angesetzt werden, bei dem sein Kopf zerplatzt wäre … die linke Seite seines Schädels.«
    »Ich würde sagen, da ist eine Autopsie angezeigt«, sagte der Direktor von Consular Operations und fügte dann hinzu,
»wenn sich das machen läßt. Im Augenblick sollten wir alle Kräfte einsetzen, um zu verhindern, daß Tausende von Menschen in Paris, London und Washington sterben.«
    »Jäger hat es ganz klar ausgesprochen, Wes. Die Reservoire sollen vergiftet werden.«
    »Ich bin kein Experte für Wasserwerke, aber ein wenig weiß ich doch darüber. Du lieber Gott, schließlich haben wir alle einmal über derartige taktische Sabotagemaßnahmen nachgedacht und den Gedanken dann wieder fallenlassen.«
    »Warum?«
    »Weil es einfach nicht durchführbar ist. Um eine nennenswerte Wirkung in Großstädten zu erzielen, würde man einen Konvoi von Schwerlastern benötigen, und so etwas ließe sich wohl schwerlich geheimhalten. Dann kommt noch dazu, daß der Zugang zu den Reservoiren bewacht wird - so daß also eine so große Zahl von Fahrzeugen praktisch ausscheidet. Diese Zäune sind wie Gefängnisbarrikaden, alle mit Alarmanlagen ausgestattet; wenn sich da wirklich jemand Zugang verschaffen würde, würde man das in den jeweiligen Sicherheitszentralen sofort bemerken und Alarm auslösen.«
    »Ich würde sagen, Sie sind ja doch Fachmann, Mr. Director.«
    »Unsinn, das weiß praktisch jeder Pfadfinder und ganz sicher jeder technische Angestellte im Regierungsdienst.«
    »Damit haben Sie Sabotage vom Boden aus ausgeschlossen, aber was ist mit einem Angriff aus der Luft?«
    »Genauso unmöglich. Man müßte dazu wenigstens zwei Geschwader tieffliegender Frachtflugzeuge einsetzen und die Giftstoffe punktgenau an den Schleuseneingängen der Wassertürme einbringen. Dabei würde es aller Wahrscheinlichkeit nach zu ein paar Zusammenstößen in der Luft kommen, und selbst, wenn das nicht der Fall wäre, würde das Motorengeräusch auffallen, ganz zu schweigen davon, daß die Flugzeuge natürlich von der Radarüberwachung erfaßt würden.«
    »Mannomann, Sie haben also wirklich derartige Sabotagemaßnahmen in Erwägung gezogen, was?«
    »Sie wissen genausogut wie ich, daß in unserem Gewerbe immer alle Alternativen bis zur letzten Konsequenz durchgespielt werden.«

    »Hier geht es nicht um Alternativen und nicht um Sandkastenspiele, Wes. Dieser Mistkerl hat das bitter ernst gemeint. Der hat sich einen Weg ausgedacht. Und er wird das durchführen, was er angekündigt hat.«
    »Dann sollten wir uns alle besser an die Arbeit machen, nicht wahr? Ich werde mit MI-5 und dem Quai d’Orsay in Verbindung bleiben. Sie konzentrieren sich auf die Identität der Leute in dieser Versammlung. Stimmen Sie sich mit Claude, MI-6 und der deutschen Abwehr ab. Bis morgen früh muß jeder einzelne dieser Fanatiker hinter Schloß und Riegel sitzen. Und konzentrieren Sie sich zuerst auf diejenigen, die keine deutschen Staatsbürger sind; verhindern Sie, daß sie das Land verlassen.«
     
    Die nächsten einundzwanzig Stunden liefen die Regierungscomputer von vier Ländern auf Hochtouren. Aus dem Videoband herausvergrößerte Fotos wurden über Bildfunk an die Nachrichtendienste Deutschlands, Frankreichs, Englands und der Vereinigten Staaten übermittelt. Von den sechsunddreißig Männern, die Sieg Heil! gebrüllt hatten, waren siebzehn Deutsche, sieben Amerikaner, vier Briten und fünf Franzosen; drei waren nicht zu identifizieren und hatten vermutlich das Land bereits auf dem Luftwege

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