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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Lennox am Arm.

    »Sie«, sagte Drew und drehte sich um und sah dem alten G-2-Veteranen durchdringend in die Augen. »Sie wissen, was das zu bedeuten hat, nicht wahr, Stosh?«
    »Kann sein, kann auch nicht sein. Aber darum geht es jetzt nicht. Bleiben Sie bei ihr, mein Junge, sie braucht jetzt alle Unterstützung, die Sie ihr geben können.«
    »Folgen Sie uns«, sagte Lieutenant Anthony. »Wir schlagen einen Bogen nach rechts und arbeiten uns dann von der Ecke her zur ersten Tür vor. Wir haben uns schon ein wenig mit dem Schloß befaßt und die Tür einen Spalt geöffnet, damit man hören kann, was hinter diesem Vorhang abläuft.«
    Eine halbe Minute später drängten sich die fünf am Rand der oberen Terrasse an die Gebäudeecke. Witkowski tippte Lennox auf die Schulter. »Gehen Sie mit ihr«, flüsterte er. »Sehen Sie zu, daß Sie die Hände frei haben und passen Sie gut auf. Und seien Sie auf alles vorbereitet.«
    Drew schob Karin sachte vor sich her, hielt dabei ihre Schultern, bis sie die erste Schiebetür erreicht hatten. Sie spähte um den Vorhang im Inneren herum und sah den Mann am Rednerpodium, wo ein Scheinwerfer ihn anstrahlte, hörte, wie der blonde Priester die Versammelten zu immer hektischeren Beifallsrufen aufputschte. Sie riß den Mund auf, ihre Augen weiteten sich, und sie setzte zu einem Schrei an. Lennox drückte ihr die Hand über den Mund, während drinnen Sieg-Heil-Rufe den Saal füllten und riß sie herum.
    »Er ist es!« stieß Karin halberstickt hervor. »Es ist Frederik!«
    »Schaffen Sie sie zurück zum Boot«, schrie der Colonel beinahe. »Wir erledigen hier den Rest.«
    »Was gibt’s da zu erledigen? Töten Sie diesen Hurensohn!«
    »Jetzt verhalten Sie sich nicht wie ein Offizier, Junge. Es gibt immer eine Nachhut.«
    »Und das ist unser Job, Colonel«, sagte Captain Christian Dietz und zeigte auf seinen Lieutenant, der eine kleine Videokamera in der Hand hielt und das wilde Treiben im Saal aufnahm.
    »Schaffen Sie sie hier weg!« wiederholte Witkowski.

    Die Fahrt den Fluß abwärts verlief größtenteils schweigend. Eine Weile stand Karin alleine am Bug und starrte auf das vom Mondlicht beschienene gegenüberliegende Ufer. In der Mitte des Flusses drehte sie sich um und warf Lennox einen flehenden Blick zu, worauf dieser aufstand und auf sie zuging.
    »Kann ich dir helfen?« fragte er leise.
    »Das hast du schon, aber kannst du mir verzeihen?«
    »Um Himmels willen, was?«
    »Weil ich durchgedreht habe. Das hätte unser aller Tod sein können. Stanley hat mich davor gewarnt, die Selbstbeherrschung zu verlieren.«
    »Du hattest schließlich allen Grund … Das war also dein Geheimnis, daß dein Mann noch lebt und -«
    »Nein, nein«, unterbrach ihn Karin. »Oder ich sollte vielleicht sagen, ja, aber nicht so, nicht, was wir heute gesehen haben. Ich war sicher, daß er noch lebt, und ich glaubte auch, daß er sich der Nazibewegung angeschlossen hatte - aus freien Stücken oder nicht - aber so etwas hätte ich nie geglaubt!«
    »Was hast du denn gedacht?«
    »Alles mögliche. Ich habe ihn vor dem Fall von Ostberlin verlassen und ihm gesagt, zwischen uns sei Schluß, falls er es nicht schaffte, sein Leben wieder in Ordnung zu bringen. Sein Trinken war nie ein Problem, weil er unter Alkoholeinfluß viel liebenswürdiger war. Aber dann hat er sich völlig verändert und wurde gewalttätig, es war schrecklich, er hat mich geschlagen, mich gegen die Wand gestoßen. Er wollte das nicht zugeben, aber er war dem Rauschgift verfallen, und dabei stand das im totalen Widerspruch zu allem, an das er glaubte.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Er glaubte an sich, hat sich selbst gemocht. Daß er sporadisch trank, geschah zu seinem Vergnügen, war keine Sucht. Wenn es das gewesen wäre, hätte dein Bruder ihn nie ertragen können - aus persönlichen und beruflichen Gründen.«
    »Da gebe ich dir recht«, sagte Drew. »Harry trank gerne Wein und auch einmal einen guten Cognac, aber mit Leuten, die sich sinnlos betranken, konnte er nichts anfangen. Das geht mir übrigens genauso.«

    »Genau das meine ich; Freddie war nämlich in der Hinsicht dir und Harry ganz ähnlich. Es war ihm ein Greuel, Dinge zu sich zu nehmen, die seine Persönlichkeit veränderten. Und doch hat er sich, wie ich schon sagte, auf drastische Weise verändert. Er wurde mir zum Rätsel, in einer Minute ein Monstrum, in der nächsten wieder völlig zerknirscht. Und dann eines Abends in Amsterdam, ich hatte mich zu der

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