Die Lennox-Falle - Roman
Ihrer Schuld, nicht wahr?«
»Hören Sie auf, Stosh. Den werde ich da nicht hineinziehen.«
»Ich weiß nicht, warum Sie das nicht wollen. Sie haben gerade recht überzeugend eine Aktion vorgeschlagen, die, wenn sie auffliegt, dazu führen könnte, daß ein Botschafter ausgetauscht wird.«
»Worauf wollen Sie hinaus?« fragte Drew und fixierte dabei den Colonel.
»Das Deuxième arbeitet mit dem Service d’Etranger zusammen, und bei den Franzosen überlappen sich die Zuständigkeitsbereiche häufig genauso wie es bei uns mit der CIA, dem FBI und der DIA der Fall ist. Das ist doch verständlich, oder?«
»Fahren Sie fort, Colonel.«
»Der Segen und der Fluch aller nachrichtendienstlichen Bürokratien ist die Verwirrung, die aus diesen Konflikten entsteht -«
»Worauf wollen Sie hinaus, Stanley?«
»Ganz einfach, chlopak. Dieser François soll jemandem im Etranger anrufen, den er einigermaßen gut kennt, und ihm, nun sagen wir, etwa die Hälfte der Story erzählen, die er gerade Ihnen geschildert hat.«
»Welche Hälfte?«
»Daß ihm plötzlich eingefallen sei, daß ihn Bergeron, nach dem jetzt alle suchen, mit irgendeiner alten Akte zu diesem Château an der Loire geschickt hat. Mehr braucht er nicht zu sagen.«
»Und was soll er anworten, wenn man ihn fragt, warum er das nicht seinen eigenen Leuten im Deuxième gesagt hat?«
»Weil es dort im Augenblick niemanden gibt, der das Sagen hat. Bergeron ist vor ein paar Stunden untergetaucht, und er weiß nicht, wem er vertrauen kann.«
»Und dann?«
»Den Rest übernehme ich«, erwiderte Witkowski leise.
»Wie bitte?« sagte Courtland.
»Nun, Sir, es gibt immer Dinge, die ein Mann in Ihrer Stellung ganz legitim in Abrede stellen kann, weil er nichts davon wußte.«
»Was Sie nicht sagen«, sagte der Botschafter sarkastisch. »Ich verbringe, wie es scheint, eine ganze Menge Zeit damit, etwas über Dinge zu erfahren, die ich nicht wissen darf. Was können Sie mir jetzt sagen, das mich nicht weiter kompromittiert?«
»Eigentlich ist es recht harmlos. Ich habe Freunde, sagen wir einmal Fachkollegen, in den oberen Etagen des Etranger. Möglicherweise waren einmal amerikanische Verbrecher, sagen wir Gestalten aus dem organisierten Verbrechertum oder Drogenbarone in Frankreich, und wir wußten über sie besser Bescheid als die Franzosen … Ich war gelegentlich recht großzügig mit unseren Informationen.«
»Sehr viel verworrener läßt es sich wohl nicht ausdrücken, Colonel.«
»Vielen Dank, Mr. Ambassador.«
»Noch einmal«, fragte Lennox. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»So lange die Information von einer französischen Nachrichtendienststelle kommt, kann ich handeln. Die Franzosen werden begeistert sein, und wir werden so viel Verstärkungspersonal haben, wie wir möglicherweise in einer Notsituation brauchen würden. Und darüber hinaus wird alles geheim bleiben, weil wir nämlich schnell handeln müssen.«
»Wie können Sie da so sicher sein, Colonel?«
»Das kommt daher, Sir, daß wir in den Nachrichtendiensten es genießen, den Mythos unserer Unbesiegbarkeit zu verbreiten. Ganz besonders gefällt es uns, wenn wir erstaunliche Resultate liefern und niemand weiß, daß wir in Aktion getreten sind. Das gehört zu den Eigenheiten aller Nachrichtendienste, Mr. Ambassador, und im vorliegenden Fall kommt uns das zustatten. Sehen Sie, wir liefern die Informationen, wir dirigieren alles, und die Franzosen heimsen das Lob ein. Ein Geschenk des Himmels.«
»Ich glaube, ich habe kein Wort von dem verstanden, was Sie da gesagt haben.«
»Das sollen Sie auch nicht, Sir«, sagte der alte G-2-Veteran und grinste.
»Und was ist mit mir?« fragte Karin de Vries. »Ich bin doch dabei.«
»Ja, das sind Sie, meine Liebe.« Witkowski lächelte sanftmütig und sah dann Drew an. »Wir werden die Karten der Region genau studieren und uns dann eine Bodenerhebung in Sichtweite des Châteaus aussuchen. Sie übernehmen das Funkgerät.«
»Das ist Unsinn. Ich habe es verdient mitzukommen.«
»Sei nicht unfair, Karin«, sagte Lennox. »Du bist verwundet, und auch noch soviel schmerzstillende Mittel bringen dich nicht auf hundert Prozent. Oder, um es ganz deutlich zu sagen, du würdest uns dort mehr belasten als nützen. Das gilt jedenfalls für mich.«
»Weißt du«, sagte Karin ganz ruhig, »ich verstehe und akzeptiere es.«
»Danke. Außerdem wird unser Lieutenant uns nur wenig nützen und deshalb in der Etappe bleiben. Er ist noch schlimmer dran, als du; er kann
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