Die Lennox-Falle - Roman
später einmal einflußreiche Positionen in Politik und Wirtschaft einnehmen konnten. Das Ziel der Aktion war es, mit Hilfe dieser Kinder einmal eine Situation und äußere Umstände herbeizuführen, die die Gründung eines … des Viertes Reiches ermöglichen sollte.«
»Das ist doch heller Wahnsinn, Sir.«
»Man ist den Gerüchten damals gründlich nachgegangen und hat sie als unhaltbar widerlegt. Wir hatten damals ein paar hundert Agenten eingesetzt, die gemeinsam mit der militärischen Abwehr und dem britischen MI-6 über zwei Jahre lang jedem einzelnen Hinweis nachgingen. Das Ganze erwies sich als heiße Luft. Wenn es je eine solche Operation gegeben hatte, dann hatte man sie bereits ganz zu Anfang wieder abgeblasen. Es gab auch nicht den Funken eines Beweises dafür.«
»Und jetzt fragen Sie sich, ob nicht doch etwas dahintergesteckt hat, nicht wahr, Mr. Sorenson?«
»Ja, wenn auch widerstrebend, Paul. Ich gebe mir die größte Mühe, meine Phantasie zu zügeln, obwohl gerade sie mich über
all die Jahre dort draußen am Leben gehalten hat. Aber ich bin nicht dort draußen, ich befinde mich nicht in einer Situation, wo ich vorhersehen muß, was jemand hinter der nächsten Straßenecke oder auf der anderen Seite eines Hügels vorhat. Ich muß die ganze Landschaft bei hellem Tageslicht betrachten, und aus dieser Sicht kann ich diesen Wahnsinn einfach nicht glauben.«
»Warum legen Sie die Namensliste dann nicht einfach beiseite und warten ab?«
»Weil ich das nicht kann. Ich kann es nicht und ich darf es nicht. Schließlich hat Harry Lennox sie gebracht … Setzen Sie für morgen eine Besprechung mit dem Secretary of State und dem DCI an, drüben im State Department oder in Langley. Da ich das Stiefkind bin, sollen die sagen, wo die Besprechung stattfinden soll.«
Drew Lennox saß an seinem Schreibtisch im Obergeschoß der amerikanischen Botschaft und war gerade dabei, seine dritte Tasse Kaffee zu leeren. Es klopfte kurz an seiner Tür, dann trat Karin de Vries mit besorgter Miene ins Zimmer.
»Ich habe gehört, was passiert ist!« rief sie. »Ich wußte sofort, daß Sie das waren!«
»Guten Morgen«, sagte Drew, »oder ist es schon Mittag? Und wenn Sie Ihren Scotch mitgebracht haben, dann wäre der jetzt sehr willkommen.«
»Alle Zeitungen sind voll davon«, sagte sie und warf die Mittagsausgabe des L’Exprès auf den Tisch. »Ein Einbrecher hat versucht, einen Gast im Meurice zu berauben und ist von einem Wachmann getötet worden, als er im Zimmer des Gastes anfing, um sich zu schießen!«
»Mann, deren Public-Relations-Leute sind aber auf Draht, wie? Das ist echte Sicherheit; viel besser kann es gar nicht mehr werden.«
»Hören Sie auf, Drew! Sie waren im Meurice, das haben Sie mir selbst gesagt. Und als ich die Polizei im dortigen Arrondissement anrief, haben die gesagt - sie drucksten ziemlich herum -, daß keine Informationen zur Verfügung stünden.«
»Na, super! Keiner in Paris will die Touristen verscheuchen. Ist ja auch in Ordnung so. So etwas passiert nur Leuten wie mir.«
»Dann waren Sie das also.«
»Das haben Sie doch schon gesagt. Ja, das war ich.«
»Und Ihnen ist nichts passiert?«
»Ich glaube, das hat man mich schon gefragt, aber ja - alles ist in Ordnung. Der Schrecken sitzt mir noch in den Knochen - aber ich sitze hier an meinem Schreibtisch, atme und kann mich bewegen. Wollen Sie mit mir zu Mittag essen, irgendwo, wo Sie wollen, bloß nicht in dieser letzten Kneipe, die Sie mir empfohlen haben?«
»Ich habe wenigstens noch für eine Dreiviertelstunde Arbeit, die dringend erledigt werden muß.«
»So lange kann ich warten. Ich habe gerade ein Gespräch mit Botschafter Courtland und seinem Busenfreund, dem deutschen Botschafter Kreitz, gehabt. Wahrscheinlich reden die beiden immer noch, aber ich habe dieses geschraubte Geschwätz einfach nicht mehr ertragen.«
»Sie sind Ihrem Bruder tatsächlich in mancher Hinsicht sehr ähnlich. Er kann auch mit Autorität nichts anfangen.«
»Kleine Richtigstellung bitte«, sagte Lennox. »Wir mögen beide Autorität dann nicht, wenn die Betreffenden nicht wissen, wovon sie reden, ganz einfach. Übrigens, er kommt morgen oder übermorgen aus London herüber. Würden Sie ihn gerne sehen?«
»Mit dem größten Vergnügen. Ich mag Harry sehr!«
»Wie schön für Harry. Wo essen wir?«
»Wo Sie gestern vorgeschlagen haben. In der Brasserie gegenüber dem Café an der Avenue Gabriel, wo wir uns unterhalten haben.«
»Man wird uns
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