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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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haben, was Sie benötigen, Monsieur. Karin und ihr verstorbener Mann standen immer auf unserer Seite. Viel Glück, Mr. Lennox. Die Bruderschaft muß zerstört werden.«
     
    Der alte Backsteinbau, den sie als das Maison Rouge bezeichnet hatte, war ursprünglich einmal ein kleines Hotel für Touristen mit bescheidenen Ansprüchen gewesen und dann später in ein kleines, ebenso bescheidenes Bürogebäude umgebaut worden. Der verdreckten Mieterliste nach zu schließen, die in der Eingangshalle angeschlagen war, beherbergte es eine Anzahl höchst unterschiedlicher Gewerbe wie zum Beispiel eine Arbeitsvermittlung, eine Installationsfirma, eine Druckerei, sowie eine Vielzahl von Buchhaltern, Schreibbüros, Hausmeisterdiensten
und Mietbüros, wovon es aber keine gab. In Wirklichkeit existierten nur die Arbeitsvermittlung und die Druckerei; die restlichen Firmen waren nicht im Pariser Telefonbuch aufgeführt, entweder weil sie ihr Geschäft aufgegeben oder auf bestimmte Zeit geschlossen hatten (was dann jeweils an den einzelnen Türen vermerkt war). Statt dessen enthielten die Geschäftsräume Einzel- und Doppelzimmer und eine Anzahl von Suiten, sämtlich ausgestattet mit Telefonen und Faxgeräten mit Geheimnummern, Schreibmaschinen, Fernsehgeräten und Computern. Zwei schmale Durchgänge führten links und rechts von dem Gebäude zu dessen hinterem Teil, wo eine kompliziert wirkende Fensteranordnung eine Schiebetür kaschierte, die untertags nie benutzt werden durfte.
    Jeder Gast der Antineos erhielt präzise Instruktionen hinsichtlich seines Verhaltens, seiner Kleidung (wenn nötig wurde Garderobe gestellt), der Kommunikation zwischen den Bewohnern (die, sofern nicht ausdrücklich von der »Direktion« erlaubt, streng verboten war) und einen präzisen Zeitplan für das Betreten und Verlassen des Gebäudes (ebenfalls nach genauen Weisungen der Direktion). Zuwiderhandlungen würden zur sofortigen Ausweisung führen, gegen die es keine Einspruchsmöglichkeit gab. Das waren zugegebenermaßen strenge Regeln, die aber zur Sicherheit aller gedacht waren.
    Lennox wurde eine kleine Suite im dritten Stock zugewiesen, deren technische Einrichtungen ihn ebenso beeindruckten, wie das, was Karin ihm als »deutsche Gründlichkeit« geschildert hatte.
    Nachdem ein Angehöriger der Direktion ihn ausführlich in der Bedienung der einzelnen Geräte und Anlagen unterwiesen hatte, ging Drew ins Schlafzimmer und legte sich hin. Nach einem Blick auf seine Uhr schätzte er, daß er Karin de Vries in einer guten Stunde in der Botschaft würde anrufen können. Ihm wäre lieber gewesen, dies schon früher tun zu können; das Warten, bis er erfuhr, ob ihre Strategie Erfolg gehabt hatte, zerrte an seinen Nerven, obwohl die Geschichte, die sie sich ausgedacht hatte, exotisch, ja wenn man die Begleitumstände betrachtete, sogar geradezu komisch war. Ihre Taktik war ganz einfach: Sie war mit ihm in der Brasserie gewesen, wo die Bombe hochgegangen
war; er war verschwunden und sie war in hohem Grade beunruhigt. Warum? Weil sie ihn sehr nett fand und sie »auf eine Affäre zusteuerten«. Das war eine durchaus sympathische Aussicht und kam überhaupt nicht in Frage - oder vielleicht gar nicht so sympathisch, wenn man ein wenig darüber nachdachte, überlegte Drew. Sie war eine seltsame Frau, voll Zorn und schmerzlicher Erinnerungen, was beides ihrer Attraktivität Abbruch tat. Die nationalen Umwälzungen, die den ganzen europäischen Kontinent vergifteten, hatten sie in hohem Maß geprägt, und Lennox hatte nicht die geringste Lust, sich ihren Kreisen anzuschließen. Nein, er hatte selbst schon genügend Probleme.
    Warum dachte er dann so viel über sie nach? Freilich, sie hatte ihm das Leben gerettet … aber schließlich hatte sie auch ihr eigenes Leben gerettet … Sein Leben … wie hatte sie es formuliert? »Vielleicht sollte das so aussehen.« Nein! Er war diese verschlungenen Pfade leid, die einen nie zur Wahrheit führten. Und was war die Wahrheit? Harrys Liste? Karins Besorgtheit? Moreau? Sorenson? … Er war jetzt viermal nacheinander nur knapp dem Tod entgangen, und das reichte! Er mußte ausruhen und dann mußte er nachdenken, aber zuerst mußte er ausruhen. Die Ruhe war eine Waffe, die häufig mehr bewirkte als die beste Maschinenpistole, hatte ein Ausbilder vor vielen Jahren ihm einmal gesagt. Und so schloß Drew in der Erschöpfung, die die Furcht in einem erzeugt, die Augen. Der Schlaf stellte sich schnell ein, auch wenn ihn unruhige Träume

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