Die Lennox-Falle - Roman
bringen Sie mir komplette Unterlagen und zwar so komplett, wie sie sich das FBI in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen kann.«
»Adam«, wandte Knox Talbot ein, »das ist die Zuständigkeit des FBI und nicht unsere. Das steht ganz klar und deutlich in der Siebenundvierziger Charta.«
»Zum Teufel mit der Charta. Wenn sich in den Korridoren unserer Regierung Nazis herumtreiben, dann müssen wir sie finden und dafür sorgen, daß sie enttarnt werden!«
»Mit welcher Vollmacht?« fragte Sorenson und musterte dabei das Gesicht des Secretary of State prüfend.
»Mit meiner Vollmacht, wenn Sie wollen. Ich übernehme die Verantwortung.«
»Der Kongreß könnte damit nicht einverstanden sein«, insistierte der Direktor von Cons-Op.
»Zum Teufel mit dem Kongreß. Sorgen Sie eben dafür, daß nichts herauskommt. Du lieber Gott, das ist doch das mindeste, was Sie tun können, oder? Und jetzt gehen Sie an die Arbeit, stimmen Sie sich ab und bringen Sie mir Resultate. Die Konferenz ist beendet.«
Draußen im Korridor angelangt, drehte Knox Talbot sich zu Wesley Sorenson herum. »Abgesehen davon, daß ich schleunigst herausfinden will, wer unsere AA-Zero-Computer geknackt hat, paßt mir das überhaupt nicht.«
»Eher trete ich zurück«, sagte der Chef von Cons-Op.
»So geht das nicht, Wes«, erwiderte der DCI. »Wenn Sie und ich gehen, findet er jemand anderen, den er völlig unter seiner Kontrolle hat. Ich würde sagen, wir bleiben und stimmen uns in aller Stille mit dem FBI ab.«
»Das hat Bollinger verboten.«
»Nein, er hat sich eindeutig über die Charta von 1947 hinweggesetzt, die es Ihnen und mir verbietet, im Inlandsbereich tätig zu werden. Wir haben uns seine Anweisung gründlich überlegt und sind zu dem Schluß gekommen, daß er sicherlich nicht wollte, daß wir der Verfassung zuwiderhandeln. Wahrscheinlich wird er uns später sogar dankbar sein.«
»Ist Bollinger das wert, Knox?«
»Nein, ganz sicher nicht, aber unsere Organisationen sind es. Ich habe mit dem Chef des FBI schon zusammengearbeitet. Der Mann ist vernünftig und weiß, daß es Wichtigeres als Zuständigkeiten gibt - er ist alles andere als ein Hoover. Ich werde ihm klarmachen, daß die Dinge in aller Stille, aber um so gründlicher bearbeitet werden müssen. Und, machen wir uns doch nichts vor, man kann Harry Lennox doch nicht einfach ignorieren.«
»Ich glaube immer noch, daß Moreaus Name auf der Liste ein Fehler ist, ein schrecklicher Fehler.«
»Mag sein, und vielleicht gibt es auch noch weitere Fehler, aber dafür gibt es ganz bestimmt wieder andere, die das nicht sind. Ich sage das höchst ungern, aber in dem Punkt hat Bollinger recht. Ich nehme Kontakt mit dem FBI auf und Sie sorgen dafür, daß Harry Lennox am Leben bleibt.«
»Ich sehe da noch ein Problem, Knox«, sagte Sorenson und runzelte die Stirn. »Erinnern Sie sich an die schreckliche Zeit in den fünfziger Jahren, diesen McCarthy-Unfug?«
»Ich bitte Sie«, antwortete der schwarze DCI. »Ich war damals Student auf dem College im ersten Semester, und mein Vater war Anwalt für Bürgerrechte. Die haben ihn als Kommunisten angeprangert, und wir mußten von Wilmington nach Chicago ziehen,
damit meine Schwestern und ich zu Fuß zur Schule gehen konnten. Ja, zum Teufel, ich erinnere mich sehr gut.«
»Sorgen Sie dafür, daß das FBI begreift, daß es dazu Parallelen geben könnte. Wir wollen nicht, daß der Ruf und die berufliche Karriere von Menschen durch unverantwortliche Anklagen vernichtet werden - oder noch schlimmer, durch Gerüchte, die nie mehr verstummen. Wir müssen diskret und professionell vorgehen.«
»Ich habe diese Zeiten erlebt, Wes, und bin ganz Ihrer Ansicht. Wir müssen von Anfang an dafür sorgen, daß die nicht zum Zuge kommen. Streng professionell und streng geheim - das ist das oberste Gebot.«
»Ich wünsche uns allen Glück«, sagte der Direktor von Consular Operations, »aber die eine Hälfte meines Gehirns, falls ich eines habe, sagt mir, daß wir in ganz gefährlichen Gewässern segeln.«
Das sterile Haus der Antineos im Marais-Viertel von Paris erwies sich als eine behagliche Wohnung über einem eleganten Modegeschäft an der Rue Delacourt; sein Personal bestand aus zwei Frauen und einem Mann, denen Karin de Vries mit eindringlichen Worten Drew Lennox vorstellte. Die grauhaarige Frau, die offenbar das Sagen hatte, besprach sich kurz mit ihren Kollegen.
»Wir werden ihn zum Maison Rouge in Carrefour schicken. Sie werden dort alles
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