Die Lennox-Falle - Roman
weiterleiten?«
»Abteilung für Tiefkühlkost, bitte. Monsieur Giroux.«
»Seine Leitung ist leider besetzt.«
»Ich werde exakt dreißig Sekunden warten, und wenn er dann noch nicht frei ist, storniere ich meinen Auftrag.«
»Ich verstehe … das wird nicht nötig sein, Monsieur. Ich kann Sie jetzt durchstellen.«
»Spottdrossel?« fragte eine Männerstimme.
»Wenigstens habe ich die richtige Formulierung gebraucht. Was zum Teufel ist hier los? Warum haben Sie nicht angerufen?«
»Weil es nichts zu melden gibt.«
»Das ist doch lächerlich! Jetzt sind es mehr als drei Stunden.«
»Wir sind genauso beunruhigt wie Sie, Sie brauchen also nicht so zu schreien. Unser letzter Kontakt liegt eine Stunde und zwölf Minuten zurück; alles war im Plan. Unsere zwei Männer folgten Lennox, der in einem von einer Frau gesteuerten Renault saß. Ihre letzten Worte lauteten: ›Alles unter Kontrolle, die Mission wird in Kürze durchgeführt werden.‹«
»Und das war alles? Vor einer Stunde?«
»Ja.«
»Sonst nichts?«
»Nein. Das war die letzte Meldung.«
»Nun, und wo sind sie jetzt?«
»Das würden wir selbst auch gerne wissen.«
»Wohin waren sie unterwegs?«
»In nördlicher Richtung aus Paris heraus, Einzelheiten wurden nicht erwähnt.«
»Warum nicht?«
»Weil das dumm wäre. Außerdem sind die beiden eine erstklassige Einheit. Sie haben noch nie versagt.«
»Ist es möglich, daß sie heute versagt haben?«
»Das ist in hohem Maß unwahrscheinlich.«
»›In hohem Maß unwahrscheinlich‹ ist alles andere als eine eindeutige Antwort. Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie wichtig dieser Einsatz ist?«
»Alle unsere Einsätze sind wichtig, sonst würde man uns nicht damit betrauen.«
»Was kann ich von Schnabe sagen?«
»Bitte, Spottdrossel, was können wir ihm an diesem Punkt sagen?« fragte der Leiter der Pariser Sektion der Blitzkrieger und legte auf.
Dreißig Minuten verstrichen, dann hielt es der Mann mit dem Decknamen Spottdrossel einfach nicht länger aus. Er wählte eine Nummer im Frankenwald.
»Das ist eine Information, die ich nicht hören will«, sagte General Ulrich von Schnabe mit eisiger Stimme. »Die Zielpersonen sollten bei erster sich bietender Gelegenheit eliminiert werden. Ich habe Dr. Krögers Anweisungen gebilligt, weil Sie selbst dem Doktor gesagt haben, daß es keine Schwierigkeiten geben würde, da Sie ja die Ankunftszeit kannten. Einzig und allein deshalb habe ich Ihnen erlaubt, mit den Blitzkriegern Verbindung aufzunehmen.«
»Was kann ich dazu sagen, Herr General? Wir hören einfach nichts, kein Wort, keinerlei Information. Gar nichts.«
»Fragen Sie bei unserem Mann in der amerikanischen Botschaft nach. Vielleicht hat er etwas gehört.«
»Das habe ich bereits, Herr General, von einem öffentlichen Telefon aus selbstverständlich. Seine letzte Information bestätigte lediglich, daß der Lennoxbruder unter dem Schutz der Antineos steht.«
»Dieser Abschaum der Menschheit, diese Judenarschkriecher. Natürlich ohne Ortsangabe.«
»Natürlich.«
»Bleiben Sie in Paris. Bleiben Sie mit unserer Einheit in Verbindung und halten Sie mich über die weitere Entwicklung auf dem laufenden.«
»Jetzt haben Sie allem Anschein nach den Verstand verloren!« erregte sich Karin de Vries. »Die haben Sie gesehen. Die kennen Sie, Sie können sich unmöglich als Harry ausgeben!«
»Sicher kann ich das, wenn sie mich nicht wieder zu Gesicht bekommen, und das werden sie nicht«, sagte Drew. »Ich werde aus dem Versteck heraus operieren, mich nie lange an einem Ort aufhalten, und mit Ihnen und dem Colonel Verbindung halten, weil ich es mir nicht leisten kann, in der Botschaft aufzutauchen. Und da wir ja wissen, daß die Botschaft infiltriert worden ist - verdammt wir wußten das bereits in dem Augenblick, als dieser Nazi sich neulich als mein Fahrer ausgab -, könnten wir im übrigen vielleicht sogar herausfinden, wer der Verräter ist.«
»Und wie sollen wir das anstellen?«
»Ich werde Sie als Harry drei- oder viermal anrufen, um Papiere aus den Akten meines toten Bruders Drew bitten und einen von Witkowskis Kurieren anfordern, daß er sich mit mir zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Platz treffen soll, einem Ort, an dem viele Menschen sind. Sie geben meine Wünsche weiter und ich werde zur Stelle sein, aber so, daß keiner mich sehen kann. Wenn ein regulärer Kurier erscheint - ich kenne sie alle - und niemand ihm folgt, dann ist es gut. Dann werfe ich das, was Sie
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