Die Lennox-Falle - Roman
Wagen stehen, und als Drew die Tür öffnete, begegneten sich ihre Blicke. »Ich weiß, daß Sie mir nichts verschweigen werden, und dafür bin ich Ihnen dankbar. Aber vielleicht kann ich selbst etwas Sinnvolles tun, sobald ich begriffen habe, was Sie vorhaben. Wie wär’s denn, wenn Sie es mir erklären würden?«
»Also schön, ich will es versuchen.« Lennox schloß die Tür für sie auf, ging um den Renault herum und setzte sich ans Steuer. Er ließ den Motor an, lenkte den Wagen in die Ausfahrt und fuhr hinaus. Er spürte, daß sie ihn dabei die ganze Zeit ansah. »Wer ist Gerhard Kröger und womit hatte er Harry in der Hand?«
»In der Hand? Wieso? Er ist offensichtlich ein Naziarzt, ein recht geschickter, wie es scheint, den Ihr Bruder im Tauerngebirge kennengelernt hat. Wahrscheinlich hat er Harry dort behandelt. Man ist sogar dem Feind dankbar, wenn er einem hilft. Ganz besonders, wenn es sich um ärztliche Hilfe handelt.«
»Aber das mit Kröger geht weit über normale Dankbarkeit hinaus«, sagte Drew, während er nach einem Verkehrsschild Ausschau hielt, das sie zum Montmartre wies. »Als ich Harry fragte, wer Kröger sei, hat er mir mit exakt folgenden Worten darauf geantwortet: ›Lassiter kann es dir sagen. Ich sollte das, glaube ich, nicht.‹ Das kann einem angst machen, Lady.«
»Ja, das kann es. Aber es stand durchaus im Einklang mit seinem Verhalten. Sein Weinen und wie er um Hilfe gerufen hat. Das war nicht der Harry, den wir beide gekannt haben, das war nicht der kühle, analytische, leidenschaftslose Mann, von dem wir gesprochen haben.«
»Da bin ich anderer Ansicht«, widersprach ihr Lennox ruhig. »Wenn Sie diese Worte von allem anderen isolieren und sie wiederholen, dann werden Sie den Harry reden hören, den wir gekannt haben, einen Harry, der nicht bereit ist, schon eine Entscheidung zu treffen, solange er nicht alles zu Ende gedacht hat. ›Lassiter kann es dir sagen. Ich sollte das, glaube ich, nicht.‹« Drew schauderte, als er den Renault auf die Hauptstraße lenkte, die zum Zentrum von Paris führte. »Gerhard Kröger ist mehr als bloß ein Arzt, den er im Tal der Bruderschaft kennengelernt hatte. Ich habe ihn vorhin als einen Hundesohn bezeichnet.
Aber vielleicht täusche ich mich. Vielleicht war er derjenige, der meinem Bruder zur Flucht verholfen hat. Wer auch immer er ist, er kann uns sagen, was mit Harry geschehen ist, als er dort war und wie er es geschafft hat, diese Liste mit Namen an sich zu bringen.«
»Sie sagen, daß Kröger ein Verbündeter sein könnte, kein Neonazi, und daß Harry in seiner Verwirrung ihn in Wirklichkeit schützen wollte?«
»Ich weiß es einfach nicht. Aber ich weiß, daß er mehr als bloß ein Arzt ist, der ihn wegen einer Erkältung behandelt hat oder der Arthritis, über die Harry sich gelegentlich beklagte. Gerhard Kröger war für meinen Bruder zu wichtig, das spüre ich; davon bin ich sogar überzeugt. Deshalb ist er der Schlüssel, und deshalb muß ich ihn finden.«
»Aber wie wollen Sie das anstellen?«
»Ich sage es noch einmal. Ich weiß es nicht. Vielleicht hat Witkowski eine Idee. Vielleicht schaffen wir, daß die Antineos uns helfen. Sie könnten ja verbreiten, daß Harry noch am Leben ist. Ich weiß es einfach nicht. Das mit den Antineos ist wahrscheinlich kein Problem. Was könnte der Colonel denn für eine Idee haben?«
»Da habe ich nicht die leiseste Ahnung, aber wenn er so ist, wie ich es in seiner Akte gelesen habe, wird es ziemlich raffiniert sein.«
The International Herald Tribune - Paris Edition Terroristenanschlag auf Personal der US-Botschaft
Die Botschaft der Vereinigten Staaten hat bekanntgegeben, daß gestern maskierte Terroristen ein Restaurant in Villejuif überfielen, wo zwei Amerikaner zu Mittag aßen. Mr. Drew Lennox, ein Attaché an der amerikanischen Botschaft, wurde getötet. Sein Bruder, Mr. Harry Lennox, ein Verbindungsbeamter der Botschaft, überlebte das Attentat und hält sich augenblicklich auf Anweisung seiner Regierung versteckt. Die Attentäter konnten entkommen, und deshalb ist weder ihre Identität noch ihr Tatmotiv bekannt. Sie werden als zwei Männer von mittlerer Größe geschildert,
die dunkle Straßenanzüge trugen. Der überlebende Mr. Lennox berichtete, daß beide Attentäter infolge der schnellen Reaktion seines Bruders ernsthaft verwundet sein dürften. Mr. Drew Lennox war bewaffnet und konnte, ehe er getötet wurde, mehrere Schüsse aus seiner Waffe abgeben. Die französischen
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