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Die Lennox-Falle - Roman

Die Lennox-Falle - Roman

Titel: Die Lennox-Falle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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werden an jedem Tisch einen Mann und eine Frau entdecken, die herumgehen und bei jedem Spieler stehenbleiben - neugierige Zuschauer, die sich noch nicht entschieden haben, ob sie sich selbst ins Getümmel des Glücksspiels stürzen wollen. Sie werden alle Metallscanner in der Hand tragen und selbst kleinkalibrige Waffen entdecken.«
    »Sie sind sehr gründlich«, räumte Giselle ein.
    »Das hatte ich Ihnen ja versprochen«, sagte Moreau. »Bitte vergessen Sie nicht, ich wäre schon mit einem Blitzkrieger zufrieden, der ein Attentat auf Sie versucht. Mein Ziel ist es, ihn lebend in die Hand zu bekommen. Wenn es hier trotz der ganzen Publicity nicht dazu kommt, können Sie gerne zu den Eltern Ihres Mannes fliegen.«

    »Auf diese sagenhafte Insel?«
    »Nein, Monsieur, die gibt es schon wirklich. Die beiden verleben herrliche Ferien auf einem Landsitz in Korsika.«
    »Dann kann ich mir gewissermaßen nur wünschen«, sagte Jean-Pierre, »daß es hier passiert. Ich habe wohl nie richtig zu schätzen gewußt, wie herrlich die Freiheit sein kann.«
    Es passierte auch, aber nicht auf eine Weise, die Claude Moreau vorhergesehen hatte.

11
    J eweiter man sich vom Marmorportal des Casino de Paris entfernte und in die Tiefen des majestätischen Spielsaals eindrang, um so leiser wurde die Musik aus dem Salon. Es war leicht, sich die glanzvollen ersten Jahrzehnte des Jahrhunderts auszumalen, wo kunstvoll geschmückte Pferdekutschen und in späteren Jahren riesige Automobile an der Marmortreppe vorfuhren, denen gekrönte Häupter und die Reichen Europas in all ihrem Prunk entstiegen. Die Zeiten hatten sich geändert, die Klientel war jetzt bei weitem nicht mehr so exquisit, aber im Kern war die Opulenz jener Tage auch in der restaurierten Eleganz zu erkennen.
    Jean-Pierre und Giselle strebten zwischen der Vielzahl von Tischen dem exklusiven Baccarat-Saal zu, an dessen Eingang normale Sterbliche zunächst ein Depot von fünfzigtausend Franc nachweisen mußten, worauf man freilich im Fall des gefeierten Schauspielers und seiner Frau verzichtete. Während sie sich ihren Weg bahnten, drehten sich Köpfe und einige Male übertönte der erregte Ruf » C’est lui! « das monotone Murmeln der Gespräche. Der Schauspieler lächelte und nickte denen, die ihm zuwinkten, freundlich, aber mit einer Zurückhaltung zu, die erkennen ließ, daß er für sich sein wollte. Sein Gefolge aus gutgekleideten Paaren flankierte Jean-Pierre und seine Frau, so daß man kaum einen Blick auf sie werfen konnte.
    Als sie sich in dem weitläufigen Saal befanden, den mit dicken roten Samtkordeln versehene silberne Pfosten abgrenzten, wurde Champagner bestellt. Fröhliches Gelächter ertönte, während Jean-Pierre und Giselle Platz nahmen, beiden Stapel wertvoller Chips hingelegt wurden und ein Aufsichtsbeamter dem Schauspieler unauffällig eine Quittung zum Unterschreiben hinschob. Dann nahm das Spiel seinen Anfang, wobei Giselle wesentlich mehr Glück hatte als Jean-Pierre, der immer wieder in gespieltem Jammer aufstöhnte, wenn Fortuna ihm die kalte Schulter zeigte. Die »Freunde« in ihrer Begleitung bauten sich
geschickt und lautlos um den Tisch auf, wobei jeder eine Hand so hielt, daß man sie nicht sehen konnte. Wieder Moreaus Maßnahme: Kleine, nur handtellergroße Metalldetektoren suchten die Umgebung nach Waffen ab. Offenbar waren keine zugegen, und das Spiel nahm seinen Lauf, bis der Schauspieler schließlich ausrief: »C’est finis pour moi! Un autre table, s’il vous plait!«
    Sie gingen an einen anderen Tisch, wo wieder allen die Champagnergläser nachgefüllt wurden. Jetzt begann das Glück sich Jean-Pierre zuzuwenden. Die Stimmung stieg, was nicht zuletzt dem gekühlten Cristal Brut zuzuschreiben war, und einige Mitglieder seines Gefolges nahmen auf Stühlen Platz, die andere Spieler freigemacht hatten. Der Schauspieler zog eine double neuf und stieß einen Begeisterungsruf aus.
    Plötzlich war an dem Tisch, den sie gerade verlassen hatten ein langgezogenes Ächzen zu hören. Alle Köpfe fuhren herum; der ganze Saal geriet in Aufruhr, als einige Männer an Jean-Pierres Tisch gleichzeitig aufsprangen und sich dem Mann zuwandten, der von seinem Sessel gefallen war und dabei die Samtkordel mitgerissen hatte.
    Dann war ein anderes Geräusch zu hören, es war ein Alarmschrei, den eine elegant gekleidete Frau von sich gab, als sie sich quer über den Tisch auf eine andere Frau warf, die neben dem Schauspieler saß und gerade versuchte, ihm einen

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