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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Augen an. »Wo ist mein Neffe?«
fragte er, während sie zum Eingang der Halle gingen.
    Â»Der
kriecht da drinnen hinter Hundeknochen her und spielt Alys dumme
Streiche. Du wirst den kleinen Wurm, den du zu Weihnachten getauft
hast, nicht wiedererkennen. Hast du einen weiten Ritt hinter dir?«
    Â»Nur
von Ravenstow bis hierher. Mama glaubt, Renard wäre hier.« Mit
zusammengekniffenen Augen sah er sich um, und sie mußte ihn um einen
Haufen schmutziger Binsen herumführen, die soeben aus der Halle gefegt
worden waren. »Wenn ich für Lord Leicester Briefe schreibe, schaue ich
durch eine mit Wasser gefüllte Glaskugel, damit ich meine Buchstaben
besser erkenne«, erzählte er seufzend. »Könnte ich mir so ein Ding an
die Nase hängen, würde ich vielleicht sehen, wohin ich meinen Fuß
setze.«
    Lachend tätschelte Eleanor seinen Arm. »Du hast
Renard nur um eine knappe Stunde verpaßt. Er ist nach Caermoel
geritten, um Berichte zu lesen und nach dem Rechten zu sehen.
Inzwischen überwache ich hier die Schafschur. Danach wollen wir das
Erntefest in Ledworth besuchen. Am Wochenende kommt er hierher zurück.
Mußt du ihn sehr dringend sprechen?«
    Sie hatten die
Halle erreicht, und John blinzelte wieder. Er war nur selten auf
Woolcot gewesen und kannte sich hier nicht aus. Der Raum war kleiner
als in Ravenstow oder Ledworth, aber gemütlich, und er zeugte von
Eleanors häuslichen Fähigkeiten. Bunte Wandbehänge milderten die
Feuchtigkeit, die aus den Mauern drang. Der Herd in der Mitte brannte
nur schwach, so daß keine Rauchwolken aufstiegen und die Sicht des
Priesters noch zusätzlich vernebelten. »Ja, äußerst dringend.«
    Â»Du kannst doch trotzdem zum Essen bleiben?« Sie geleitete ihn zu einem Sessel.
    Â»Dafür
habe ich immer Zeit, Nell«, antwortete er und klopfte sich auf den
Bauch. »Aber ich werde nicht hier übernachten â€¦ Schau nicht so
erschrocken drein! Wenn die Sache auch eilt â€“ sie gibt Anlaß zur
Freude.«
    Leicht verwirrt zog sie die Nase kraus und
holte Hugh aus einer Ecke, um ihn auf den Schoß seines Onkels zu
setzen. Protestierend begann der Kleine zu brüllen.
    Â»Jedenfalls
schreit er eindeutig lauter als zu Weihnachten«, meinte John, »obwohl
ich seine Lungenkraft schon damals bewundert habe.«
    Â»Renard
behauptet, man könne Hughs Wiege ins Verlies stellen und würde ihn bis
hinauf zu den Zinnen hören.« Lächelnd schenkte sie ihm Wein ein.
    Der
Priester verfrachtete das Baby auf den Boden und beobachtete, wie es
zielstrebig davonkrabbelte. »Lord Leicester läßt dich grüßen, ebenso
sein Patenkind, und er hofft euch bald zu besuchen.«
    Â»Ich dachte, er stünde jetzt in den Diensten der Kaiserin.«
    Â»Das
ist vorbei«, erwiderte John und nahm einen Schluck Wein. »Ihr Hochmut
ärgerte ihn, und Stephens tapfere Haltung in der Gefangenschaft
beeindruckte ihn dermaßen, daß er kleinlaut wie ein begossener Pudel zu
Königin Malde zurückkehrte. Aber das ist nicht die einzige gute
Neuigkeit. Auch die Londoner haben Mathilda abgelehnt. Am Tag der
Sommersonnenwende kam sie in die Hauptstadt, und sie erklärten sich
widerstrebend bereit, ihr die Krone zu übergeben. Sie hätte die Leute
wie rohe Eier behandeln müssen. Statt dessen verlangte sie Geld und
betonte, sie habe keine Schuld, wenn ihnen die Zahlungen schwerfielen.
Sie hätten ihr Hab und Gut eben nicht an einen Meineidigen wie Stephen
verschwenden dürfen. Nach dieser Besprechung ging man im Streit
auseinander. Die Lady setzte sich an ihre Dinnertafel, die
Stadtbewohner holten ihre Waffen. Sie kam gar nicht mehr dazu, auch nur
einen Bissen zu essen, und entrann dem Tod nur um Haaresbreite. Wie ich
höre, floh sie nach Winchester, und ihre Anhänger liefen scharenweise
davon.«
    Die goldenen Punkte in Eleanors grünbraunen Augen leuchteten auf. »Also gibt es Hoffnung?«
    Â»In
viel höherem Maß als letzten Monat â€¦Â« John sprang auf, um seinen
Neffen daran zu hindern, zu weit wegzukriechen. »Offenbar weigert sich
der Bischof von Winchester, Mathilda zu sehen. Sie kommt ihm keinen
Schritt entgegen, was seine Wünsche betrifft, und allmählich quälen ihn
Gewissensbisse, weil er Stephen verraten hat. Immerhin sind sie Brüder,
und bis vor kurzem standen sie sich sehr nahe.«
    Â»William
erzählte uns, Winchester habe die

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