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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Araberkutte, die er
darüberzog, um die sengenden Sonnenstrahlen abzuhalten. Seinen Kopf
umwand er mit einem schützenden Turban.
    Bei seinem Ritt
in die Innenstadt glich er eher einem Emir als einem normannischen
Lord, doch das war im europäisierten Osten gang und gäbe. Ausländer,
die über die Dauer einer Pilgerreise hinaus blieben, taten gut daran,
ihren Lebensstil dem Klima anzupassen. Viele, die das versäumten,
fanden den Tod. Renard folgte der hohen Stadtmauer, ritt am Tor des
Heiligen Georgs und dem Turm der zwei Schwestern vorbei zum Fuß des
Berges Silipus, dessen Gipfel von der großen Zitadelle gekrönt wurde.
Sein Ziel war die Petrusgrotte, ein Höhlenschrein, den zahllose Pilger
aufzusuchen pflegten, der aber jetzt, während der drückenden
Mittagshitze, leer und verlassen war, von kühler Stille erfüllt.
    Die
Priester kannten Renard und sprachen ihn nicht an, als er abstieg,
einem der Reitknechte eine Münze zuwarf und das von Kerzen erhellte
Dunkel der Höhle betrat. Vor dem Altar kniete er nieder, um zu beten.
Auch am Abend seiner ersten Ankunft in Antiochia hatte er diese kleine
Kapelle besucht. Auch damals war es ruhig gewesen im Schein der
Kerzenflammen, die Hoffnungen und Gebete symbolisierten. Seither hatte
er oft Kraft aus dieser Beschaulichkeit geschöpft, wie kaltes Wasser
aus einem Brunnen in der Wüste.
    Er war nicht besonders
fromm. Aber diese kleine Kapelle am Berghang, wo Petrus und seine
Schüler heimlich das Christentum kultiviert hatten, bewegte sein Herz.
Sie gab ihm ein Gefühl der Beständigkeit, hauchte Leben in trockene
Predigten, die ihn meistens einschläferten, und führte ihn näher an
Gott heran als grandiose Kirchenschiffe.
    Erfrischt und
von innerem Frieden erfüllt, verließ er die Grotte und blinzelte ins
Sonnenlicht, das nicht mehr so grell gleißte wie zuvor, sondern in
bleichem Weißgold. Er wanderte ein Stück den Hang hinab, zum Schatten,
wo er Gorvenal festgebunden hatte, stieg nicht in den Sattel und führte
den Hengst einen Ziegenpfad hinauf. Thymian, unter Renards Sohlen
zerdrückt, verströmte würzigen Duft. Ein Ziegenhirte trieb seine kleine
Herde bergab, und ihr strenger Geruch mischte sich im hochgewirbelten
Staub mit dem Kräuteraroma.
    Unter einem
schattenspendenden Felsvorsprung ließ er Gorvenal grasen. Eine Eidechse
verschwand blitzschnell in einer Ritze. Renard löste den Wasserschlauch
vom Sattelknauf, nahm einen sonnenwarmen Brotfladen und Trauben aus der
Satteltasche. Dann setzte er sich, um zu essen, zu trinken und die
Stadt zu betrachten, die vor ihm lag.
    Ein warmer
Windstoß blies ihm ins Gesicht und zwang ihn, die Augen halb zu
schließen. Hinter ihm knabberte der Hengst schnaubend an den spärlichen
Grashalmen. Renard blickte auf den Brief, den er zusammen mit seinem
Proviant aus der Satteltasche geholt hatte. Nach kurzem Zögern wischte
er sich die Hände an der Kutte ab und griff nach seinem Dolch, um das
Siegel zu erbrechen. Statt dessen zog er eine kleine Sarazenerklinge
aus der Scheide und lächelte.
    Der Gedanke an Olwen, die
goldene Löwin, jagte ein heißes Prickeln durch seinen Körper. Olwen,
unter ihm oder triumphierend über ihm, mit angriffslustigen Zähnen und
Fingernägeln â€“ oder in schmelzender Unterwerfung â€¦ Grinsend
schüttelte er den Kopf, trank einen Schluck aus dem Wasserschlauch und
öffnete entschlossen Eleanors Brief.
    Ihre Handschrift,
klar und charaktervoll, unterschied sich deutlich von dem kindischen
Gekritzel, das ihn während der vierjährigen Trennung in unregelmäßigen
Abständen irritiert hatte. Doch der Inhalt des Briefs beschränkte sich
großteils auf das übliche Geschwätz. Ein fahrender Händler hatte eine
Dienstmagd geschwängert. Einer der Leibeigenen hatte seine
Schwiegermutter ermordet. Die Frau des Verwalters von Ravenstow hatte
Zwillinge geboren â€“ dieser Information folgte eine eingehende
Beschreibung der Säuglinge. Ungeduldig überflog Renard den Absatz und
spuckte einen Traubenkern in den Sand. Dann brachte Eleanor echte Sorge
um den Gesundheitszustand seines Vaters zum Ausdruck. Wie Renard sich
entsann, hatte sie schon immer ein weiches Herz besessen. Er
bezweifelte, daß ihr jemals ein berechnender Gedanke durch den â€“
nach diesem Brief zu urteilen â€“ nur mit Stroh gefüllten Kopf
gegangen war.
    Sein jüngerer Bruder William

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