Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
Vom Netzwerk:
pechschwarzes Haar lose unter dem Schleier
herabhing, von zwei schlichten schmalen Zöpfen seitlich festgehalten,
und ein liebenswertes Elfengesicht umrahmte. Grüngoldene Punkte
funkelten in den haselnußbraunen Augen. Sie war hübsch, aber keineswegs
eine Schönheit, und Renard hatte schon immer blonde Frauen bevorzugt.
»Er mag dich sehr gern«, erwiderte sie unbehaglich.
    Â»O
ja, das weiß ich.« Eleanor wandte sich zu ihr. »Ehe er mit Fürst
Raymond in den Osten reiste, schenkte er mir ein rotes Zaumzeug mit
Glöckchen für mein neues Pony und zauste mir das Haar. Er mag mich
genauso wie einen netten treuen Hofhund.« Sie zuckte die Achseln. »Nun,
es könnte schlimmer sein. Immerhin hat er, soviel ich weiß, noch nie
einen Hund ausgepeitscht. Weißt du, was ich ihm geschenkt habe?«
    Heulwen schüttelte den Kopf.
    Â»Ein
Armband aus meinem geflochtenen Haar, mit Goldfaden durchwoben. Schon
damals gab ich mich Tagträumen hin â€¦ Du hättest sein Gesicht sehen
sollen«, fügte Eleanor mit einem bitteren Lächeln hinzu. Als Heulwen
ihr tröstend eine Hand auf den Arm legte, warf sie den Kopf in den
Nacken. »Schon gut. Damals war ich noch ein Kind und hatte keine
Ahnung â€¦ Stell dir vor, ich wußte gar nicht, was ich ihm schreiben
sollte, ehe Adam seine Kreuzfahrt antrat. Schließlich kritzelte ich
einfach das erstbeste, was mir einfiel, aufs Pergament. Wahrscheinlich
meint er nun, er würde nicht nur eine Schafherde als Mitgift bekommen,
sondern auch noch ein Schaf heiraten.«
    Â»Sollte er das
wirklich glauben, wird er seinen Irrtum erkennen, sobald er dich
wiedersieht«, meinte Heulwen besänftigend. »Angesichts der jetzigen
Lage nehme ich an, ihr werdet sofort nach seiner Heimkehr heiraten.«
Ihr Blick verdunkelte sich. »Hoffentlich wird Papa das noch miterleben.«
    Eleanor
schüttelte die Zügel und lenkte ihre Stute den Hang hinab. »Er war sehr
krank, nicht wahr? Und mit dem Beginn der warmen Jahreszeit hat sich
sein Husten kaum gebessert.« Sie mochte Graf Guyon sehr gern, der ihr
den längst verstorbenen Vater ersetzte, und machte sich große Sorgen um
ihn.
    Â»Er findet ja auch keine Muße, sich zu erholen.
Kaum hat Mama ihn vors Kaminfeuer gesetzt, will ihn jemand sprechen,
oder neue Probleme tauchen auf. Und obwohl er die Spähtrupps nicht mehr
anführt, muß er sie organisieren und ihre Berichte anhören. Es bedrückt
ihn sehr, daß er ans Haus gefesselt ist â€“ nach einem so
ereignisreichen, ausgefüllten Leben.«
    Â»Ein geduldiger
Patient ist er wirklich nicht«, seufzte Eleanor. In den kritischen
Wochen, nachdem er beinahe ertrunken wäre, hatte sie mitgeholfen, ihn
zu pflegen.
    Seite an Seite ritten sie zur Herde und
schwiegen, jede in ihre eigenen düsteren Gedanken versunken. Eleanor
befragte einen Hirten nach der befürchteten Vermehrung der
Schafslausfliege und streichelte geistesabwesend seinen gutmütigen
Hund. Plötzlich galoppierten Reiter durch die Furt des Flusses hinter
den Schafen. Hastig bedeutete sie ihrem Reitknecht, ihr wieder in den
Sattel zu helfen, denn sie war sicher, daß sich keiner ihrer
Woolcot-Trupps näherte. Heulwen kniff die Augen zusammen, dann atmete
sie auf, als sie die roten Sparren auf dem Schild des ersten Reiters
erkannte. »Beruhige dich, das ist nur Harry.«
    Erleichtert
seufzte Eleanor auf und ritt den Männern durch die Herde entgegen.
Harry, einer von Renards Brüdern und vier Jahre jünger, verlangsamte
die Schritte seines Streitrosses. Sie sah Blutflecken auf seinem Schild
und Schnittwunden an der Brust und den Vorhänden seines Pferdes.
    Â»Sei
gegrüßt Eleanor!« rief er mit seiner hellen jungenhaften Stimme, die
überhaupt nicht zu seiner kraftvollen, mannhaften Erscheinung paßte.
»Dürfen wir für diese Nacht um Gastfreundschaft auf Woolcot bitten?«
    Â»Natürlich. Wie du weißt, seid ihr jederzeit willkommen. Was im Namen aller Heiligen habt ihr denn getrieben?«
    Er
sah, wie sie seinen verletzten Hengst musterte, und erklärte: »Wir
mußten uns mit ein paar von Graf Ranulfs Söldnern herumschlagen, die
sich einige Rinder aus der Caermoel-Herde aneignen wollten.«
    Â»Was?«
    Â»Oh,
das ist nichts Neues.« Harry nahm seinen Helm ab und wischte sich mit
der Manschette seines Wamses den Schweiß aus den runden, unschuldigen
braungrauen Augen. Er hatte

Weitere Kostenlose Bücher