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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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haben?
Sei versichert, deine Olwen kennt sich aus mit Moos, in Essig getränkt,
und Bienenwachstropfen, sonst wäre sie längst Mutter geworden. Was
wirst du tun?«
    Seufzend fuhr sich Renard mit allen
Fingern durch die Haare. »Wenn ich das bloß wüßte! Wenn ich sie hier
zurücklasse, werden mich Gewissensbisse quälen, bis zu meinem letzten
Atemzug â€“ trotz ihrer Machenschaften, an die auch ich glaube.«
    Â»Gib ihr doch Geld.«
    Â»Sie will die Heimat ihres Vaters sehen und sich in England ein neues Leben aufbauen.«
    Â»Als
deine Geliebte oder als Zuchtstute, die pensioniert wird, wenn sie oft
genug geworfen hat? Du hast schon genug am Hals auch ohne einen
häuslichen Krieg.«
    Â»Ich weiß, ich weiß!« Mißgelaunt
trat Renard gegen ein loses Bodenbrett. Ein Holzsplitter flog quer
durch den Raum. »Was wird Eleanor sagen, wenn ich mit Olwen ankomme?«
    Adam
kratzte sich am Kinn. »Sie hat einen praktischen Verstand und ein
weiches Herz. Wahrscheinlich wird sie Olwen und das Baby akzeptieren.
Vorausgesetzt, du quartierst die beiden nicht direkt vor Nells Nase ein
und verbringst nicht deine ganze Zeit in Olwens Bett. Aber ich sage
nur â€“ wahrscheinlich. Sie ist bei deiner Mutter in die Lehre
gegangen. Und die stach einmal mit einem Messer auf eine Kurtisane ein,
die sich deinem Vater zu aufdringlich an den Hals geworfen hatte.«
    Â»Mit
einem Messer könnte Eleanor wenig gegen Olwen ausrichten.« Renard
lachte freudlos. »Am besten nehme ich die Hure nach England mit, sorge
für eine problemlose Niederkunft und gebe ihr dann Geld, um sie mir vom
Leib zu halten. Die Sache hat nur einen einzigen Haken, Adam â€“ ich
weiß nicht, ob ich's schaffen werde, ihr aus dem Weg zu gehen.«
    Lächelnd preßte Olwen ihr Ohr an die Wand, eine Hand auf ihrem Bauch, der sich so straff und flach anfühlte wie eh und je.

S ECHSTES K APITEL
    D AS W ALISISCHE G RENZGEBIET
    H ERBST 1139
    Judith,
Gräfin von Ravenstow, erhob sich vor dem kleinen Altar. Sie hatte zu
lange auf dem harten Boden gekniet, und ihre Beine fühlten sich steif
an. Aber diese Unannehmlichkeit ließ nach, als sie langsam zur Tür
ging. Sie konnte von Glück reden, denn sie blieb von schwerwiegenden
körperlichen Folgen des Alters verschont, es sei denn, das Wetter war
ungewöhnlich feucht.
    Im Hof tauchten einige Frauen
Schilfstöcke in ein Faß mit warmem Talg, um Lichtfackeln für die
dunklen Monate herzustellen. Andere kamen mit Körben aus der Küche, um
Beeren zu sammeln. Judith lauschte dem Geschwätz und wünschte, sie
könnte die allgemeine Fröhlichkeit teilen. Aus Beeren, dem späten
Erntesegen, konnte man ausgezeichnete Marmelade und Kuchen bereiten,
oder man legte sie ein, zusammen mit Äpfeln und Gewürzen. Aber sie
erinnerten auch daran, wie schnell das Jahr verstrich, wie die Zeit
davonlief, den Sandkörnern gleich, die durch den Hals eines
Stundenglases rieselten.
    Zwei Kinder rannten zu ihr,
gefolgt von einer dicken, keuchenden Nurse. Judith betrachtete ihre
siebenjährige Enkelin Juditta, nach ihr getauft, mit dem rotgoldenen
Haar der Mutter und den braunen Augen des Vaters, größer und um eine
halbe Stunde älter als die zierliche, schwarzhaarige Zwillingsschwester
Rhosyn.
    Â»Dürfen wir mit Hilda und den anderen Beeren
suchen, Großmutter?« bat Juditta atemlos. »Wir ziehen unsere ältesten
Umhänge an, das verspreche ich.«
    Judith blickte in die
beiden eifrigen Gesichter, dann wandte sie sich zur Nurse, die vor
Anstrengung feuerrot geworden war, und unterdrückte ein belustigtes
Lächeln. »Ihr wollt Beeren pflücken â€“ nachdem ihr der armen Adela
so zugesetzt habt, daß sie einem Zusammenbruch nahe ist?«
    Juditta
starrte zum zerknitterten, staubigen Saum ihres Kleids hinab und trat
von einem Fuß auf den anderen, während die unverbesserliche Rhosyn
grinsend ihre Zahnlücken entblößte. »Tut uns leid, Großmutter.«
    Â»Ich
sagte ihnen, sie sollen Euch nicht beim Beten stören, Madam«,
verteidigte sich Adela japsend und preßte eine Hand an ihr von
Seitenstechen gepeinigtes Fett.
    Â»Aber wir sahen dich an
der Hofmauer«, verkündete Rhosyn triumphierend, »und da wußten wir, daß
du schon fertig bist. Dürfen wir mitgehen? Bitte!«
    Judith
beobachtete die Küchenmägde mit ihren Körben und überlegte eine Weile.
»Ich

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