Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
Vom Netzwerk:
glattes, ingwerfarbenes Haar, und sein
Schnurrbart glich einer toten Maus. »Wenn sie jemanden bestehlen, mit
dem de Gernons auf Kriegsfuß steht, ersparen sie ihm ihren
Lebensunterhalt.« Lächelnd nickte er seiner Halbschwester zu, die
inzwischen herangeritten war.
    Sie hatte seine letzten Worte gehört und fragte: »Sind euch Chesters Leute entkommen?«
    Harry
zuckte die breiten, eckigen Schultern. »Leider. Sie schlugen ein paar
Haken, und ich kann nicht besonders gut Spuren lesen. Immerhin mußten
sie die Rinder zurücklassen. Ich beschloß, hier nach dem Rechten zu
sehen und dafür zu sorgen, daß sie sich nicht an den Schafen
vergreifen.«
    Â»Hier war alles friedlich«, erklärte Eleanor.
    Â»Renard
war schon immer ein besserer Kämpfer als ich«, klagte Harry. »Wären wir
Hunde, würde ich ständig über meine eigenen Ohren stolpern, wenn ich
einer uralten Spur folge. Und er würde anmutig hinter dem Wild herjagen
und ihm den Garaus machen.«
    Seufzend tätschelte Heulwen
den Arm ihres Bruders. »Wenigstens kommst du immer sofort, wenn man
nach dir pfeift â€¦ Nein, jetzt bin ich ungerecht. Renard wollte vor
zwei Jahren nach Hause zurückkehren, aber Papa hinderte ihn daran, weil
er ihn nicht als Werkzeug seiner Lehenstreue benutzen wollte.«
    Â»Aber jetzt hat Renard keine Wahl«, meinte Eleanor, während sie langsam zu den festen, schützenden Mauern von Woolcot ritten.
    Harry
betrachtete ihr ausdrucksvolles Gesicht. Unter den noch kindlich
gerundeten Wangen begannen sich wohlgeformte Backenknochen
abzuzeichnen. Das zarte, aber prägnante Kinn wies auf eine starke
Willenskraft hin, die im Widerspruch zu ihrem sanften, ruhigen Wesen
stand. Als sie seinen Blick bemerkte, hantierte er angelegentlich an
einem lockeren Steigbügel herum und redete sich ein, der dumpfe Schmerz
in seiner Brust rühre nur von der Müdigkeit nach dem Kampf her.

F ÜNFTES K APITEL
    D AS F ÜRSTENTUM A NTIOCHIEN
    Â»Ich sagte, daß ich ein Kind erwarte«, wiederholte Olwen. »Von dir.«
    Sorgfältig
steckte Renard den Stöpsel in die Ölflasche, legte sein Schwert und den
Lappen beiseite, mit dem er die Klinge gereinigt hatte. »Unmöglich.«
    Olwen
stemmte die Hände in die Hüften. »Meine Monatsblutung ist seit zwei
Wochen überfällig, und sonst beginnt sie immer pünktlich. Außerdem wird
mir morgens manchmal übel. Es gibt keinen Zweifel.«
    Er fluchte leise, stand auf und ging zum anderen Ende des Raums, wo ein Kruzifix an der Wand hing. »Es kann nicht sein.«
    Erbost
starrte sie auf seinen Rücken und überlegte, ob sie ihren Dolch
zwischen seine Schulterblätter stoßen sollte. Nein, man durfte die
Hoffnung auf Reichtum und Sicherheit nicht ermorden. »Ich versichere
dir, daß ich schwanger bin. Vermutlich dachtest du nicht an eine solche
Gefahr, als du dein Vergnügen hattest.«
    Er wandte sich zu ihr. »Mein Vergnügen?« rief er ärgerlich. »Du warst es doch, die mit aller Macht in mein Bett wollte. Gib mir nicht
die Schuld an einem Umstand, für den du genauso verantwortlich bist.
Hast du etwa nicht die möglichen Folgen in Erwägung gezogen?«
    Harte
graue Augen bohrten sich in blaue, und die blauen wurden gesenkt â€“
aus strategischen Gründen, nicht zum Zeichen der Kapitulation. »Also
gut, ich nehme die Hälfte der Schuld auf mich, doch das ändert nichts
an den Tatsachen. Bald werde ich nicht mehr tanzen, meinen Körper nicht
mehr an die Männer verkaufen können, um ihre Lust zu befriedigen und
meinen Lebensunterhalt zu verdienen â€¦Â« Durch den Wimpernschleier
sah sie ihn voller Genugtuung zusammenzucken. »In zwei Tagen reist du
für immer ab. Und einen dicken Bauch als einzige Erinnerung an dich
kann ich nun wirklich nicht gebrauchen. Wird es wenigstens dein
Gewissen plagen, wenn du mit deiner Frau im Ehebett liegst, während ich
im Rinnstein von Antiochia um einen Bissen Brot bettle? Wird es dir in
der Seele weh tun, wenn du deinen Erben in feinem Leinen siehst, wenn
du ihn in einer geschnitzten Wiege schaukelst und dabei an dein anderes
Kind denkst, dem der Hungertod droht?«
    Renard eilte zu
ihr, packte ihr Handgelenk und riß sie an sich, um sie zum Schweigen zu
bringen. Schmerzhaft drückte er die Kanten ihrer Armreifen in ihr
Fleisch, aber sie wehrte sich nicht. Statt dessen schmiegte sie sich
noch fester an

Weitere Kostenlose Bücher