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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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ihn beinahe, dann bedeckte sie seine Wangen mit schmatzenden
Küssen. Inzwischen hatte auch Rhosyn den Steigbügel erreicht und wollte
ebenfalls hinaufgezogen werden. Ein Glück, daß Lyard kein nervöses
junges Pferd mehr ist, dachte Adam, sonst würde er uns alle
abwerfen â€¦ Aber er brachte es nicht übers Herz, die Mädchen zu
schelten. »Mama ist nicht da«, erklärte Juditta. »Sie besucht Eleanor
auf Woolcot, aber vor dem Michaelitag kommt sie zurück.«
    Â»So?« Adam verbarg seine Enttäuschung. Immerhin lag Woolcot nur einen Tagesritt entfernt, nicht am Ende der Welt wie Jerusalem.
    Â»Dein Bart gefällt mir nicht.«
    Â»Nein,
Kätzchen? Auf der Reise war's einfacher, ihn wachsen zu lassen, als ihn
täglich abzurasieren. Dein Onkel Renard hat auch einen.«
    Â»Onkel
Renard?« fragte Rhosyn, die hinter ihrem Vater saß, die Arme um seine
Taille geschlungen. Sie drehte sich zu den anderen Reitern um und
begegnete dem Blick eines Mannes, der grinsend schneeweiße Zähne in
einem braunen Gesicht entblößte â€“ fast so dunkel wie ihr
schlichtes hausgewebtes Kleid. Ein rötlicher Vollbart verdeckte Kinn
und Wangen.
    Â»Erinnerst du dich nicht an ihn? Nein, bei
seiner Abreise wart ihr wohl beide noch zu klein.« Adam schwenkte
seinen Fuchs herum und lenkte ihn zu der Truppe zurück.
    Â»Wer ist die Dame?« wisperte Rhosyn.
    Â»Sie
heißt Olwen und ist mit uns gereist«, entgegnete Adam wahrheitsgemäß.
Für weitere Enthüllungen war später immer noch Zeit. »Es ist unhöflich,
so zu gaffen, Rhosyn.«
    Â»Wie hübsch sie ist, Papa! Ich wünschte, ich hätte auch solche Haare.«
    Â»Dann wärst du nicht mein Kind. Nun, Renard, was hältst du von den beiden Wildfängen?«
    Â»Während
meiner Abwesenheit sind sie doppelt so groß geworden.« Lachend zupfte
Renard an einem von Rhosyns schwarzen Zöpfen. Mißtrauisch musterte sie
ihn. »Das macht Großpapa auch immer.«
    Â»In der Tat?«
    Â»Du siehst ihm gar nicht ähnlich.«
    Â»Das
liegt wahrscheinlich an meinem Bart.« Er wandte sich zu seiner anderen
Nichte, die Olwen anstarrte, mit jener Faszination, die man nur bei
Kindern fand, ehe sie sich Manieren aneigneten. »Du bist Juditta, nicht
wahr?«
    Â»Ja.« Sie richtete die braunen Augen auf ihn und reckte das Kinn vor. »Die Ältere.«
    Â»Deshalb wirst du auch früher Falten kriegen!« fauchte Rhosyn hinter dem väterlichen Rücken hervor.
    Â»Eine halbe Stunde macht natürlich sehr viel aus«, bemerkte Renard amüsiert.
    Juditta
holte tief Luft, um ihrer Schwester eine passende Antwort zu geben, und
Adam umfaßte sie etwas fester. »So ein Benehmen hat man euch also in
meiner Abwesenheit beigebracht? Müßt ihr mir und euch selber vor Onkel
Renard und meinen Gästen Schande machen?«
    Â»Tut mir
leid, Papa«, murmelte Juditta und senkte den Blick auf ihre violetten
Finger. Rhosyn drückte zärtlich die Wange an seinen Rücken.
    Die
unterschiedlichen Charaktere seiner Töchter verblüfften ihn immer
wieder. Wenn sie getadelt wurden, entschuldigte sich Juditta und
kapitulierte, oder sie zog sich in den Schmollwinkel zurück. Hingegen
war Rhosyn schon eine richtige kleine Frau, die ihm seine Verzeihung
kokett abzuschmeicheln pflegte. Wenn sie sich lächelnd an ihn
schmiegte, konnte er ihr nicht böse sein. Er seufzte tief auf und
schlug die Zügel gegen Lyards Hals. »Reiten wir weiter nach Ravenstow.«
    Renard lachte in seinen Bart und wandte sich zu Olwen. »Die beiden wickeln ihn um den kleinen Finger.«
    Sie
warf ihm einen vielsagenden Seitenblick zu. »Die Frauen werden bereits
mit scharf geschliffenen Waffen geboren, sonst wären sie schutzlos.«
    Diese Worte dämpften seine Heiterkeit ein wenig. »Jedenfalls bist du mit einem reichhaltigen Arsenal auf die Welt gekommen.«
    Â»Das setzte ich nur notgedrungen ein â€¦ Sind das die Waliser Berge da drüben?«
    Er blinzelte in die Sonne. »Ja. Diese Baumreihe markiert den Grenzwall. Aus welcher Gegend stammt dein Vater?«
    Â»Aus der Umgebung von Ruthin.«
    Â»Das liegt nördlich von hier, näher bei Caermoel als bei Ledworth und Ravenstow.«
    Schweigend
ritten sie weiter. Olwen kaute an ihrer Unterlippe und betrachtete die
beiden, von der Halsberge verdeckten Schultern ihres Liebhabers.
Manchmal hatte sie das

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