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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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deiner Mutter und Eleanor zu schreiben«, erklärte
sie Miles und erhob sich.
    Im selben Augenblick rannte eine schreiende, aufgeregte Dienstmagd zu ihr.
    Rhosyn
setzte sich ins ausgebleichte, stachlige Gras und saugte an einem
Brombeerdorn, der in einem ihrer violett befleckten Finger steckte.
Auch ihr Mund und ihr glücklicherweise schon altes, abgetragenes Kleid
waren violett. Mit Hilfe des Gürtels hatte sie den lästigen langen Rock
und das Unterkleid hochgerafft, so wie die Dienerinnen. Wenn Adela die
bloßen Waden sah, würde es gewiß Ärger geben. Aber die Nurse war über
einen Stein gestolpert, hatte sich den Knöchel verstaucht, saß nun in
sicherer Entfernung auf der niederen Brücke über dem Bach, der weiter
unten in den See mündete, und bewachte zwei volle Beerenkörbe.
    Als
Judittas nacktes Bein von Brennesseln gestreift wurde, quietschte sie,
dann stieß sie einen Fluch aus, den ihr Vater einmal einem
ungeschickten Reitknecht zugerufen hatte.
    Â»So was darfst du nicht sagen«, tadelte Rhosyn und reckte die Nase hoch.
    Juditta runzelte die Stirn. »Ich kann sagen, was ich will.«
    Â»Das erzähle ich Großmutter.«
    Â»Du erzählst immer alle möglichen Geschichten. Sie wird dir nicht glauben.«
    Â»Ich hab' doch auch nichts erzählt, als â€¦Â«
    Â»Was ist denn los mit meinen jungen Herrinnen?«
    Schuldbewußt
blickten sie zu Hilda auf, der ranghöchsten Küchenmagd. Sie war so
groß, daß sie sich beinahe die Hälse verrenkten, und breit wie der
Ladebaum eines Handelsschiffs, zollte jedem Respekt, dem er gebührte,
ließ sich aber nicht von Standesunterschieden einschüchtern. Die
Zwillinge beobachteten sie oft, wenn sie auf dem blankgescheuerten
Tisch neben dem Backofen Brotteig knetete, und kannten die Kraft, die
in diesen fleischigen rosa Unterarmen steckte.
    Â»Ich habe einen Dorn im Finger.« Mitleidheischend schob Rhosyn die Unterlippe vor.
    Â»Sieh
doch, wie viele Beeren ich gepflückt habe!« Juditta hielt hastig ihren
Korb hoch, damit ihre Schwester nicht ungeteilte Aufmerksamkeit
erregte. »Und ich wurde von einer Brennessel gestreift.«
    Â»Holt
Euch ein Ampferblatt von da drüben, Mistress Juditta, und reibt damit
über die wunde Stelle. Und zieht Euren Rock weiter runter, dann wird
Euch so was nicht mehr zustoßen.« Hilda schob eine graue Haarsträhne
unter ihr Kopftuch und bückte sich, um Rhosyns Finger zu untersuchen.
»Der Dorn sitzt nicht tief. Eure Großmutter wird ihn herausziehen und
Salbe auf die kleine Wunde streichen.«
    Juditta warf das
Ampferblatt weg. Grüner Saft klebte an ihrem eingeriebenen Bein. Sie
schaute zur Hauptstraße. »Hilda! Da kommen Reiter!«
    Die
Küchenmagd wandte sich in die Richtung, in die der Zeigefinger des
Kindes wies. »Die gehören nicht zu unseren Leuten«, murmelte sie
erschrocken, packte Rhosyn am Arm und zog sie auf die Beine. »Lauft
jetzt beide nach Ravenstow zurück, so schnell Euch die Beine tragen!«
    Juditta ignorierte die Aufforderung und beschattete mit einer Hand die Augen, um sie vor dem grellen Sonnenlicht zu schützen.
    Â»Mistress Juditta!« Drohend näherte sich Hilda, wie eine Muttersau einem unbotmäßigen Ferkel.
    Rasch
entschlüpfte Juditta den ausgestreckten Händen. »Alles in Ordnung. Das
ist Papa. Ich erkenne seinen Schild, und er reitet auf Lyard.« Als wäre
ihr Rock noch nicht hoch genug gerafft, um alle Regeln der Sittlichkeit
zu verletzen, zerrte sie ihn noch weiter nach oben und rannte dem Trupp
entgegen.
    Vergeblich schrie ihr Hilda nach, sie solle
zurückkommen. Dann versuchte sie zu spät, Rhosyn festzuhalten, die
ihrer Schwester folgte.
    Beim Anblick der Mädchen
zügelte Renard seinen Hengst, im Glauben, Leibeigenkinder kämen
angerannt â€“ eine Vermutung, die er sofort fallenließ. Kein
Leibeigenkind würde kreischend auf einen Reitertrupp zustürmen, sondern
voller Angst in die entgegengesetzte Richtung fliehen. Adam brachte
Lyard zum Stehen. »Diese Racker!« seufzte er halb ärgerlich, halb
belustigt.
    Â»Das sind doch nicht â€¦Â« Verwundert hob Renard die Brauen. »Juditta und Rhosyn?«
    Â»Leider doch!« erwiderte Adam und ritt seiner erstgeborenen Tochter entgegen, ehe sie die anderen Pferde scheu machen konnte.
    Â»Papa!«
schrie sie, hob die Arme, um sich in den Sattel heben zu lassen, und
erwürgte

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