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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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zahlbar am Michaelitag. Alles ist rechtens, glaub
mir. Aber wenn du willst, erklär' ich's dir genauer.«
    Ihre blauen Augen wurden ausdruckslos. »Bitte.«
    Er
verzichtete auf eine Bemerkung über ihr mangelndes Vertrauen, begnügte
sich mit einem vielsagenden Blick und erläuterte die Einzelheiten des
Dokuments. Es war auf den Rat seiner Mutter hin abgefaßt worden. Und er
hätte eine großzügige Geste darin gesehen, hätte sie nicht hinzugefügt,
je früher Olwen aus Ravenstow verschwinde, desto besser sei es für alle
Betroffenen, insbesondere ihn selbst.
    Olwen blickte auf
das Pergament und geriet in einen beunruhigenden Zwiespalt. Ein Haus,
Dienerschaft, Geld â€“ unerreichbare Träume, aus den Rinnsteinen von
Antiochia betrachtet. Aber nun, wo sie dies alles in Händen hielt,
empfand sie keinen Triumph, sondern dumpfe Verzweiflung, und sie wußte
nicht, warum.
    Â»Es muß noch beglaubigt werden«, ergänzte
Renard. »Mit deinem Daumenabdruck oder Kreuz und den Unterschriften von
meinem Vater und mir. Das kann morgen geschehen, und sobald du bereit
bist, bringe ich dich nach Hawkfield.«
    Â»Hast du es so eilig, mich loszuwerden?«
    Â»Du weißt, daß du nicht hierbleiben kannst«, erwiderte er mit gepreßter Stimme.
    Sie runzelte die Stirn. »Ein Mann darf sich also eine Geliebte halten â€“ aber nicht vor den Augen der Familie?«
    Er biß sich auf die Unterlippe, dann mußte er plötzlich grinsen. »So könnte man es nennen.«
    Â»Und
ich verdiene mir all die Wohltaten, indem ich deine Bedürfnisse
befriedige, wann immer du auf der Jagd oder einem Erkundungsritt
Abwechslung suchst?«
    Boshaft verzog er die Lippen. »Niemals würde ich dich zu etwas zwingen, was du nicht selber willst.«
    Das
Blut stieg ihr in die Wangen. »Also bringst du eine Stute in einem
Stall unter, um sie gelegentlich zu reiten. Glaubst du, ich werde
atemlos in der Koppel herumlaufen und deinen Besuchen entgegenfiebern?«
    Â»So wie ich dich kenne, wirst du eher mit den Hufen nach mir schlagen«, meinte er trocken.
    Widerstrebend
erwiderte sie sein Lächeln und dachte an die erste Begegnung. Damals
hatte er gesagt, sie würden höchstens bis zum Stall gelangen, wenn sie
ständig drum stritten, wer den Reiter spielen sollte und wer das Pferd.
Er mußte noch lernen, daß die für eine Nacht aufgestellten Regeln nicht
ein Leben lang galten, im Gegensatz zu einem beglaubigten Dokument.

N EUNTES K APITEL
    Bei
Tagesanbruch schwang sich William im Hof von Hawkfield aus dem Sattel
und beobachtete die paar gähnenden Diener, die ihre ersten
morgendlichen Pflichten erfüllten. »Wo ist Lord Renard?« fragte er den
trübäugigen Reitknecht, der heranschlurfte, um den Schecken zu
übernehmen.
    Â»Weiß ich nicht«, murmelte der Mann. »Wahrscheinlich ist er immer noch außer Gefecht.«
    Â»Außer
Gefecht?« wiederholte William tonlos und bedeutete seinen Leuten
abzusteigen. Mit dem Schwertgriff hämmerte er gegen das versperrte
Haustor, bis ihn eine Dienerin einließ. Er stürmte an ihr vorbei in die
dunkle, nur von einem schwachen Kaminfeuer beleuchtete Halle. Gerade
versuchte eine Magd mit verquollenen Augen, die Flammen anzufachen.
    In
der Schlafkammer, im Hintergrund des Raums von einem Vorhang abgeteilt,
öffnete Renard die Augen und richtete sich fluchend auf. »Was ist los?«
flüsterte Olwen. Ihre Finger glitten über seinen Schenkel. Vor einer
Stunde hatten sie einen viel intimeren Körperteil liebkost, heißes
Verlangen und dann hemmungslose Glut erregt.
    Â»Das weißt du sehr gut!« Er stieß ihre Hand weg, sprang auf und fuhr hastig in seine Kleider.
    Â»Es
ist nicht meine Schuld, wenn du wieder einschläfst, statt aufzustehen.«
Die Lider halb geschlossen, streckte sie sich wie eine zufriedene
Raubkatze.
    Renard gab keine Antwort. Natürlich trug er
selbst die Schuld an dem Mißgeschick. Er hätte die Nacht in Ravenstow
verbringen müssen, ehe er seinen Bruder im Morgengrauen an der Kreuzung
nördlich von Hawkfield traf, und er dürfte nicht direkt vom warmen Bett
seiner Geliebten zu seiner Braut reiten. Aber für seine Verspätung
machte er Olwen verantwortlich. Sie kannte seine Pläne, und sie hatte
mit voller Absicht alle Register ihrer Liebeskünste gezogen, um ihn zu
ermüden, so daß er wieder eingeschlafen war.
    Draußen
erklang

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