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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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weil kein
schweres Erbe auf ihn wartete, weil er immer noch die Freiheit besaß,
die Renard aufgeben mußte.
    Laut wie
Meereswogen rauschte der Wind zwischen den Bäumen, fegte kupferrote,
goldene und braune Blätter zu Boden, die von eiligen Pferdehufen
zerquetscht wurden, Eleanor erschauerte in ihrem Umhang, dem schönsten
ihrer gesamten Garderobe, mit Kaninchenfell gefüttert, mit
Hermelinschwänzen geschmückt.
    Schmerzhaft peitschte ihr
der Sturm Regentropfen ins Gesicht. Sie zog sich die Kapuze tiefer in
die Stirn und rutschte unbehaglich im Sattel umher. Der lange Ritt
drohte ihre Schenkel wund zu scheuern.
    Â»Es ist nicht mehr weit«, beteuerte Adam de Lacey mitfühlend. »Bist du nervös?«
    Sie
erforschte das kalte, leere Gefühl in ihrer Magengrube. »Ein bißchen«,
gab sie zu. »So lange habe ich Renard nicht gesehen. Wir sind
Fremde â€“ und in einer Woche werden wir verheiratete Fremde sein.«
Vergeblich versuchte sie, ihn anzulächeln.
    Er neigte
sich herüber und legte eine Hand auf ihre Finger, die sich um die Zügel
schlangen. »Am Anfang ist es sicher schwierig, aber du wirst dich an
alles gewöhnen.«
    Eleanor nickte und wünschte, sie
könnte Adam heiraten. Er war sanft und freundlich, verlor nie den
Humor, und er würde Zeit für sie finden â€“ im Gegensatz zu Renard.
    Seine
Frau wäre belustigt gewesen, hätte sie Eleanors Gedanken lesen können,
und sehr wohl imstande, ihr einiges über die Männer im allgemeinen
beizubringen. »Warte nur, bis du ihr Brautkleid siehst!« sagte sie zu
Adam. »Es ist schön wie ein Märchen. Tagelang hat sie dran genäht. Ein
paar Stiche stammen auch von mir, nur am Saum, wo man sie nicht so
deutlich sieht.«
    Er grinste. Heulwens mangelndes
Geschick im Umgang mit Nadel und Faden war in der Familie bereits
Legende. Hin und wieder flickte sie Hemden für ihren Mann oder Miles
zusammen oder kurze Hemden für sich selbst oder die kleinen Töchter,
aber damit erreichte sie auch schon die Grenzen ihrer Fähigkeiten.
    Eleanor
errötete und starrte auf Brambles dunkle Mähne hinab. Alle ihre Träume
hatte sie in das Brautkleid genäht. Nun bedauerte sie, damit ihre
romantische Sehnsucht verraten zu haben. Sie hätte etwas Schlichteres
schneidern sollen. Für den Bräutigam hatte sie eine Tunika mit reicher
Stickerei verziert, die Allegorien im Zusammenhang mit seinem Namen
zeigten. ›Renard‹, ein hierzulande etwas ungewöhnlicher Name, vom
normannischen Urgroßvater übernommen, der die Farben des Fuchses â€“ le renard  â€“ getragen und auch dessen schlaue Klugheit besessen hatte â€¦
    Während
der Hochzeitsvorbereitungen hatten sie in knapper Form korrespondiert.
Renards kühle Briefe erinnerten mit keinem Wort an den jungen Mann, den
sie kannte. Kein Humor, keine Spur von jener lässigen Zuneigung, die
ihn früher veranlaßt hatte, ihr wie einem jungen Hündchen den Kopf zu
tätscheln â€¦ Nicht nur Nervosität, sondern kalte Angst drohte ihr
die Kehle zuzuschnüren.
    Adam nahm seinen Schwager in
Schutz und erklärte, im Moment finde Renard keine Zeit, ihr den Hof zu
machen. Doch bei diesen Worten wich er ihrem Blick aus. Irgend etwas
schien er ihr zu verschweigen. Ihr Instinkt, der sie fast nie im Stich
ließ (zumindest, was ihre Schafe betraf), sagte ihr, die Hochzeit sei
für Renard ein notwendiges Übel, ein unwillkommener Eingriff in die
Routine seines Lebens, eine Pflicht, die er erfüllen mußte und
möglichst schnell hinter sich bringen wollte. Tränen verschleierten
ihren Blick, und sie schnüffelte ein bißchen zu laut.
    An ihrer anderen Seite ritt Harry, der sich nun besorgt zu ihr wandte. »Stimmt was nicht?«
    Sie
bekämpfte ihr Selbstmitleid und zwang sich zu einem Lächeln. »Alles in
Ordnung. Es ist nur der Wind. Der sticht mir in die Augen.«
    Hamo
le Grande befehligte eine Söldnertruppe in den Diensten des Grafen von
Chester. Seit seiner Jugend kämpfte der hartgesottene Soldat gegen
Bezahlung. Nun blickte er auf fast dreißig Jahre voller Schlachten,
Scharmützel und verschiedener Greueltaten zurück, die von Plünderungen
über Vergewaltigungen und Mord bis zur Zerstörung ganzer Dörfer
reichten. Eine harte, höchst unsichere Methode, den Lebensunterhalt zu
verdienen â€¦ Nur die Stärksten und Glücklichsten erreichten in
diesem

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