Die Leopardin
der schrille Protest einer Dienstmagd, dann wurde der Vorhang
beiseite gerissen. Eine Rüstung funkelte im Binsenlicht. »Willst du den
ganzen Tag hier herumlungern?« Williams hübsches junges Gesicht drückte
deutlich Ekel und Ãrger aus. »Zu Mittag sind wir mit Eleanor
verabredet.«
Renard schloà seine Hose. »Spiel nicht den Moralapostel, und hol mir was zu trinken!«
Langsam
setzte sich Olwen auf, ohne das Laken um ihren Körper zu ziehen.
William starrte die seidigen Schultern und Arme an, die verführerischen
Rundungen der Brüste, vom üppigen Haar nur halb verdeckt. »Hol's dir
doch selber!« fluchte er und stolzierte in die Halle.
»Oh, er ist aber sehr schlecht gelaunt â¦Â«, flötete sie.
Renard kämpfte mit seiner Halsberge. »Kannst du nicht ausnahmsweise einmal den Mund halten?«
Sie
schnalzte mit der Zunge, traf nicht die geringsten Anstalten, ihm zu
helfen, und beobachtete ihn belustigt. »Offenbar ist er nicht der
einzige miÃgelaunte Mann in diesem Haus.«
Vor Wut über
Olwens boshaftes Vergnügen, das ihn zum Narren machte und demütigte,
brachte er kein Wort mehr hervor. Die Lippen verkniffen, schnallte er
den Schwertgurt um und eilte zum Vorhang.
»Bekomme ich keinen Abschiedsku�« spottete sie.
Renard
wandte sich zu ihr, ballte die Hände und bezwang den Impuls, sie an den
schönen Haaren aus dem Bett zu zerren und zu verprügeln. »Hör auf, mit
mir zu spielen, Olwen«, stieà er zwischen zusammengebissenen Zähnen
hervor. »Ich bin kein zahmes Hündchen, das durch Reifen springt, wann
immer du es befiehlst.«
»Das weià ich«, erwiderte sie gedehnt.
Er
schlug mit der Faust gegen die Wand und stürmte hinaus, ohne noch
einmal zurückzublicken. Olwen drehte sich auf den Bauch und schloÃ
lächelnd die Augen.
Auf den ersten paar Meilen des
Ritts zum Grenzland, wo die Begegnung mit der Braut und ihrem Gefolge
stattfinden sollte, herrschte angespanntes Schweigen. Renard
galoppierte erbost dahin, und Gorvenal â ein halber Araber, mit
leichterem Knochenbau als die anderen Streitrösser â lieà die
Eskorte bald hinter sich zurück. Immer wieder muÃte William seinen
Smotyn anspornen, um mit dem Bruder Schritt zu halten. Nachdem das
Pferd gefährlich gestrauchelt war, schrie er: »Nicht so schnell! Oder
willst du, daà wir uns alle das Genick brechen?«
»Gib
mir nicht die Schuld, wenn du auf einem so lahmen Gaul sitzt!« rief
Renard, aber er zügelte seinen Rappen und schwang ihn zu den Rittern
herum. Nur zu gut wuÃte er, wen die eigentliche Schuld traf. Hätte
einer seiner Lehnsmänner die Truppe in so schlampiger Formation
angeführt, wie sie sich jetzt präsentierte, hätte er ihm die Ohren
langgezogen und seinen Lohn gekürzt. Er holte tief Atem, um den Aufruhr
seiner Gefühle zu besiegen.
»Um Himmels willen,
beherrsch dich doch!« mahnte William in sichtlicher Sorge. »Die Zukunft
der Grafschaft liegt in deinen Händen. Die kannst du nicht wegwerfen
wegen einer â einer â¦Â«
»Wegen einer halb
armenischen, halb walisischen Hure?« Renard lachte freudlos. »Wenn du
wüÃtest, wie leicht das wäre â¦Â« Er beobachtete die Männer, die nun
heranritten.
William musterte die zusammengepreÃten
Lippen seines Bruders, die harten grauen Augen, im Wind verengt, und er
atmete auf. Offenbar hatte sich Renard wieder unter Kontrolle.
»Für
kurze Zeit hat mein Temperament den Verstand umnebelt«, erklärte Renard
leichthin und legte ihm eine Hand auf die Armrüstung. »Jetzt ist alles
wieder in Ordnung, keine Bange.«
Erleichtert verfolgte
William, wie sein Bruder die Eskorte formierte â Vorhut, Zentrum
und Nachhut â und die Leute mit einem Scherz über seine
ungebührliche, hastige Ungeduld vor der Begegnung mit der Braut zum
Lachen brachte. In gemäÃigtem Tempo ritt Renard weiter.
Nein,
er hatte seine Verantwortung für Ravenstow, den nahen Tod des Vaters
und die Gefahr nicht vergessen, dachte William. So viel lastet auf
seinen Schultern. Ist es da ein Wunder, daà er manchmal Entspannung in
den Armen einer Frau sucht, die ihn an die Freiheit der Levante
erinnert? Und daà ihn die Wut packt, wenn er so abrupt aufgerüttelt und
mit seinen Pflichten konfrontiert wird?
Plötzlich war
William froh, weil er der jüngste Sohn seines Vaters war,
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