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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Beruf das Alter, das Hamo nun wie eine wachsende Last auf den
Schultern trug. Innerhalb der nächsten zehn Jahre mußte er sich eine
geruhsamere Arbeit suchen, oder er würde auf dem Schlachtfeld enden.
    Er
strich durch seinen dichten, grauschwarzen Bart und spürte eine
Brotkrume, die er geistesabwesend herauszupfte. Unterhalb des Grats, wo
er seinen Hengst rasten ließ, grenzten die Ländereien seines
Dienstherrn ans feindliche Gebiet von Ravenstow. Ein paar Meilen weiter
nördlich ragte Caermoel, um dessen Besitz erbittert gestritten wurde,
in die Grafschaft Chester hinein. Diesen Landstrich wollte Ranulf
unbedingt haben, war aber noch nicht bereit, zum Großangriff
überzugehen. Andere, wichtigere Töpfe simmerten auf seinem Herd, zum
Beispiel die Kontakte mit den Rebellen von Bristol und die Situation in
Lincoln, in die er ebenfalls seine Nase steckte. Aber er ließ seinen
Spähtrupps und den walisischen Truppen von Cadwladr ap Gruffydd freie
Hand bei Plünderzügen, wo immer sich eine Gelegenheit bot.
    Hamo
malte sich aus, wie es wäre, eines dieser Lehnsgüter an der Grenze zu
beherrschen. Dies war ihm indirekt versprochen worden, sollte er
beweisen, daß er sein Geld wert war. Wenn nicht, konnte er den Posten
eines Kastellans in einer von Graf Ranulfs zahlreichen Festungen
übernehmen. Diese Träume hingen wie geifernde Monstren an seinem
Rücken, während er im strömenden Novemberregen in dunklen Burghöfen
sein Zelt aufschlug â€“ stets in greifbarer Nähe seines Herrn, der
am gemütlichen Kaminfeuer saß, Wildfleisch verschlang, edlen Wein trank
und die Dienstmägde befingerte.
    Â»Reiten wir hin?« fragte sein Stellvertreter, ein zäher kleiner Waliser, der ein grauenvolles Französisch sprach.
    Hamo
warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Natürlich! Wer sollte uns denn
aufhalten? Etwa Henry FitzGuyon?« Lachend entblößte er seine
abgebrochenen Zähne.
    Â»Letztes Mal hat er uns immerhin verscheucht.«
    Â»Nur
weil er uns mitten in einer Kuhherde ertappt hat und ein Drittel
unseres Trupps anderswo im Aufklärungseinsatz war. Da gibt's ein Dorf,
nur ein paar Meilen weiter unten. Hat irgend jemand Lust auf
Schweinebraten?«
    Das Dorf bestand nur aus einem halben
Dutzend grob verputzter, strohgedeckter Hütten, die eine schäbige
kleine Holzkirche umstanden. Viel zu plündern gab es nicht, aber die
Dorfbewohner hatten noch nicht mit der Herbstschlachtung begonnen, und
in den Pferchen tummelten sich ein paar saftige Ferkel. Ihr
ohrenbetäubendes Quieken übertönte das Geschrei der Leute, die
flüchteten oder starben.
    Hamo erlaubte seinen Leuten,
ihren Durst mit dem Apfelwein der Dorfbewohner zu stillen, aber sie
durften sich nicht betrinken. Ein Packpferd wurde mit Proviant beladen.
Was sie nicht mitnehmen konnten, verbrannten oder töteten sie. Dann
ritten sie weiter, ließen knisternde Flammen und eine schwarze
Rauchwolke zurück.
    Eine Stunde später erwog Hamo gerade
die Heimkehr (mit einem kleinen Umweg zu einer Schafherde, die er am
Horizont weiden sah), als er einige Reiter entdeckte. Sie bogen von den
Furchen einer Wagenspur zur Hauptstraße nach Ravenstow â€“ acht
Ritter und ebenso viele Knappen.
    Â»Sieh doch â€“ Frauen!« jubelte sein Stellvertreter mit einem wölfischen Grinsen.
    Â»Halt
den Mund!« fauchte Hamo und starrte auf die roten Sparren am Schild des
Ritters, der den Trupp anführte. Hinter ihm, bei den Frauen, ritt ein
Mann, dessen Schild eine goldene Raute auf blauem Grund zeigte.
»Verdammt will ich sein!« murmelte er. »Henry FitzGuyon und Adam de
Lacey.«
    Â»Und wer sind die Frauen?«
    Â»Wie
soll ich das â€¦Â«, begann Hamo zu knurren, dann hielt er inne und
kniff die Augen zusammen. »Die Rothaarige muß de Laceys Frau sein.
Dahinter reiten zwei Dienstmägde, das sieht man an den Kleidern. Sie
kommen aus der Richtung von Woolcot, also dürfte die zweite Dame
Eleanor de Mortimer sein, Renard FitzGuyons Verlobte.« Ein
Jagdinstinkt, der niemals einschlief, ließ seine Augen aufleuchten.
»Was würde mein Lord von Chester drum geben, wenn er dieses Mädchen
zwischen die Finger kriegte?« Dieser Frage folgte der Gedanke, daß
benutztes Diebesgut eher dem Benutzer zugeteilt wurde als sonst
jemandem, vor allem, wenn man diesem Benutzer bereits ein Lehensgut
versprochen hatte.
    Â»Ãœberfallen wir sie?«

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