Die Leopardin
Bruder legte die Hand auf den Schwertgriff. »Adam kann's nicht sein. Dafür sind es zu wenig Pferde.«
Ein
grauer Zelter galoppierte um die StraÃenbiegung, und darauf saà ein
junger Mann in Halbrüstung, den William sofort erkannte. »Das ist
Gerard, Adams Lehnsmann â auf Heulwens Stute!« Erschrocken schrie
er auf, als der Bursche das Pferd abrupt zügelte und beinahe aus dem
Sattel fiel. Taumelnd senkte die Stute den Kopf, ihre Flanken blähten
sich wie Blasebälge.
»Lord Renard, Lord William â
schlimme Neuigkeiten!« keuchte Gerard. »Fünf Meilen weiter hinten
wurden wir von Söldnern überfallen. Sie entführten Eleanor. Lord Henry
ist schwer verwundet, Lord Adams Pferd brach tot unter ihm zusammen.«
William erblaÃte. »GroÃer Gott!«
»Gut
gemacht, Junge!« Renard richtete seinen Blick auf die StraÃe, während
er Gorvenal, der seinen Instinkten gehorchte und zu der Stute drängte,
unter Kontrolle brachte. »Warte hier, bis sich das Pferd erholt hat,
dann reite weiter nach Ravenstow und schlag Alarm.«
»Ja, Mylord.«
Renard
befragte den Lehnsmann nach Einzelheiten, dann ritt er mit seiner
Eskorte zu der bezeichneten Stelle. Wieder sprengte Gorvenal voraus,
aber diesmal wurde sein Herr von niemandem zurückgerufen.
Heulwen
kniete neben Harry, unter dessen Kopf der zusammengerollte Umhang eines
Ritters lag. Sein eigener und der seiner Schwester bedeckten seinen
Körper.
»Renard, Gott sei Dank!« rief Adam, als sein Schwager sich aus dem Sattel schwang.
Mit
einem kurzen Blick vergewisserte sich Renard, daà Adam einige
Schürfwunden, aber keine ernsthafte Verletzung davongetragen hatte.
Rasch sank er neben Heulwen auf die Knie. »Ist es sehr schlimm?«
Verzweifelt
wandte sie sich zu ihm. »Ein Pfeil traf ihn, und als er vom Pferd
stürzte, brach der Schaft. Die Spitze sitzt ziemlich tief.« Sie
erschauerte und unterdrückte ein Schluchzen. Eine solche Wunde
bedeutete den fast sicheren Tod, und sollte Harry wie durch ein Wunder
überleben, würde er nie wieder ein Schwert schwingen.
Seine
Lider mit den blonden Wimpern flackerten, als er Renards Stimme
erkannte. »Ich sah sie kommen«, stieà er heiser hervor, »und ich
ignorierte sie â¦Â« Heftige Schmerzen verschleierten seine Augen,
die Unterlippe zeigte die blutigen Spuren seiner Zähne.
Hilflos
hob Heulwen die Hände. »Kurz vor dem Angriff sah er eine Rüstung in der
Sonne funkeln. Und nun plagt ihn sein Gewissen, weil er nicht darauf
geachtet hat.«
»Idiot!« schimpfte Renard tief bewegt. »Nach allem, was ich hörte, hätte das gar keinen Unterschied gemacht.«
»Nur den Unterschied zwischen Leben und Tod â¦Â« Harry lachte wehmütig, dann bià er lächelnd die Zähne zusammen.
»Bleib ganz still liegen!« mahnte Heulwen. »Es hat keinen Sinn, wenn du dich jetzt aufregst.«
Er
nickte und schluckte mühsam. »Renard, du muÃt Eleanor zurückholen, ehe
sie ihr was antun. Wenn ihr etwas zustöÃt, werde ich es mir nie
verzeihen.« Gequält schloà er die Lider.
Renard stand auf. Der Wind stach ihm in die tränennassen Augen, als er Gorvenals Zügel ergriff und wieder in den Sattel stieg.
»Ich
habe ihnen einen meiner Männer nachgesandt«, erklärte Adam, »einen
guten Spurenleser, von deinem GroÃvater ausgebildet. Er müÃte sie im
Auge behalten, und er wird Zeichen für dich hinterlassen.«
Renard
schluckte. »Schick William hinter mir her, sobald er hier eintrifft.
Ich überlasse es dir, Harry in Sicherheit zu bringen. Nimm meine Ritter
mit, wenn sie hierherkommen. Ich nehme an, es waren de Gernons' Leute?«
»Vermutlich.
Eine disziplinierte Truppe, kein wilder Haufen. Und de Gernons ist
schon lange bestrebt, deine Hochzeit mit Eleanor zu verhindern. Ich
hätte sie aufgehalten, wäre es möglich gewesen. Aber du siehst ja, was
ihre Bogenschützen angerichtet haben. Wir konnten sie nicht verfolgen.
Ein gut geplanter Ãberfall ⦠Ich war nahe daran, Miles und die
Mädchen mitzunehmen. Ein Glück, daà ich sie auf Thorneyford
zurückgelassen habe.«
Als Renard davonritt, wieherte
Gorvenal und scheute vor einem toten SchlachtroÃ, aus dessen Brust und
Hals Pfeilschafte ragten â Adams andalusischer Fuchs und nach
Heulwen und den Kindern sein gröÃter Stolz.
Bedrückt
galoppierte
Weitere Kostenlose Bücher