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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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feiern.«
    Feuerrote Flecken breiteten
sich auf Ranulfs Hals aus, bis zum stoppelbärtigen Doppelkinn hinauf.
»Er wird Euer Pony einfach stehenlassen«, höhnte er. Seine dicken
Finger spielten mit dem juwelenbesetzten Griff eines langen Dolches,
der in seinem Gürtel steckte.
    Â»Kraft ist nicht alles,
Mylord. Wenn Ihr daran zweifelt, reitet nach Ravenstow und seht Euch
an, was von einer Söldnertruppe übriggeblieben ist, die meine
Ländereien überfallen hat.« Renard wandte sich ab, um Leicesters Jungen
zu beobachten, der in den Sattel sprang. Er bereute seine letzten
Worte. Wie er nur zu gut wußte, hätte er sich nicht von seinem
Temperament hinreißen lassen dürfen. Gift aus einer eiternden Wunde,
dachte er.
    Chesters Finger krampften sich um den Dolchgriff. »Ihr hattet kein Recht â€¦Â«, begann er zornig.
    Â»Das
hatten die Söldner auch nicht«, unterbrach ihn Renard, ohne sich
umzudrehen. Zwischen den Schulterblättern spürte er den bohrenden Blick
seines Gegners. »Es liegt nicht in meinem Interesse, Streit mit Euch zu
suchen. Aber wenn ich herausgefordert werde, beiße ich.«
    Chester
zupfte an seinem Schnurrbart, und seine Augen wurden wässerig, stets
das Zeichen eines unmittelbar bevorstehenden Wutanfalls. Der König
legte ihm eine schwere Hand auf die fleischige Schulter. »Kommt schon,
Ranulf!« schmeichelte er. »Weihnachten ist das Fest des guten Willens.
An solchen Tagen sollte man seinen alten Groll vergessen und Frieden
schließen.«
    Der Befehl ließ de Gernons erschauern. Er
schluckte einen wilden Fluch hinunter und beherrschte sich. Ermunternd
schlug Stephen ihm auf den Rücken, was Ranulf sofort auf seine lange
Liste boshafter Angriffe setzte, die der Rache bedurften â€“ eine
Liste, die untrennbar mit seinem Wesen verbunden war.
    Interessierte
Höflinge hatten sich am Startplatz versammelt, als die Pferde
nebeneinander postiert wurden. De Gernons Grauer, vierundzwanzig Zoll
hoch, verfügte über die solide Kraft seiner spanischen und berberischen
Vorfahren. Gorvenal stammte von einem in der Wüste aufgewachsenen
Beduinenhengst und einer andalusischen Stute ab. Deshalb war er kleiner
und leichter als das andere Pferd, aber Renard kannte keine Bedenken.
Was dem Rappen an Gewicht fehlte, machte er durch seine Geschwindigkeit
wett.
    Die beiden jungen Reiter ließen ihre Rösser auf
der Hinterhand tänzeln und warteten das Zeichen des Königs ab. Als
Stephen den erhobenen Arm senkte, schnellten die Hengste vor wie
Pfeile, von Armbrüsten abgeschossen. Anfangs sprengte der Graue, vom
kraftvollen Start getragen, um eine Pferdelänge voraus. Aber kurz vor
dem Holzpfahl, der den Wendepunkt markierte, wurde es offensichtlich,
daß der Rappe die flinkeren, geschmeidigeren Beine besaß. Nun
galoppierten sie Kopf an Kopf. Der leichtere Araber ließ sich besser
manövrieren und setzte sich auf dem Rückweg zum Startpunkt allmählich
an die Spitze.
    De Gernons Reiter wußte, welche Strafe
ihn bei einer Niederlage erwartete, und glaubte bereits, die
Peitschenstriemen auf seinem Rücken und die Stiefeltritte zwischen den
Rippen zu spüren. Seine Angst steigerte sich zur Panik, als der Rappe
den Grauen überholte. Verzweifelt schlug er mit seiner Gerte nach
Leicesters Burschen, der einen Schmerzensschrei ausstieß und die Zügel
losließ, um einen zweiten Hieb abzuwehren. Gorvenal verlangsamte seine
Schritte ein wenig, strauchelte auf dem unebenen Grasboden und taumelte
gegen den Grauen.
    Wieder knallte die Peitsche. Der
starke Graue brachte den Rappen aus dem Gleichgewicht und fast zu Fall,
dann übernahm er erneut die Führung. Schluchzend vor Schmerz und Zorn
biß Leicesters Reiter, auf dessen bleicher Wange eine rote Schwellung
wuchs, die Zähne zusammen, grub die Fersen in Gorvenals Flanken und
verlangte ihm die letzten Kräfte ab.
    Ranulf de Gernons'
verfrühtes Lächeln gefror. Ungläubig beobachtete er, wie der Stolz
seines Stalls vom spektakulären Endspurt des Rappen bezwungen wurde.
Vor Entzücken krähte Stephen, so taktlos und freimütig wie ein kleiner
Junge. »Nun, was haltet Ihr jetzt von FitzGuyons Pony, Chester?«
    Â»Ein hübsches Spielzeug, wie man's auf Jahrmärkten vorzeigt!« zischte de Gernons. »Kein richtiges Pferd!«
    Â»Unsinn!« protestierte der König.
    Â»Es war kein ehrliches Rennen«, bemerkte Renard erbost

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