Die Leopardin
zurückgelassen.«
Ranulfs Augen
verschärften sich zu Dolchspitzen. Er schwang seinen mächtigen Kopf in
die von Leicester angezeigte Richtung. »Das soll ein Pferd sein? Ich
habe schon gröÃere Hunde gesehen.«
»Aber er ist schnell
wie der Wind, und die GröÃe täuscht. FitzGuyon überragt Euch um eine
Handbreite, und sein Gorvenal trägt ihn mühelos.«
Ranulf
spuckte ins Gras, um zu bekunden, was er von Leicesters Meinung hielt.
»Ihr habt eine Schwäche für diesen Hurensohn und Unruhestifter, seit
Ihr bei seiner Hochzeit wart.«
»Wir reden hier über
Fakten, nicht über persönliche Ansichten.« Leicesters Stimme war mild,
sein Blick hart. »Ihr wollt eine alte Rechnung begleichen. Und Ihr habt
noch mehr Eisen im Feuer als Caermoel und Woolcot.«
Ranulf
starrte ihn an, war aber vernünftig genug, seine Lippen lieber
zusammenzupressen als zu öffnen. Wenn man auch nicht darüber sprach, so
wuÃte doch jeder, daà er sich Stephen nur anschloÃ, um den ehemaligen
Familienbesitz Carlisle zurückzubekommen â und was immer der König
ihm sonst noch für seine âºLoyalitätâ¹ geben würde. Sein Reiter stieg von
dem keuchenden, aber nicht erschöpften Grauen, und Chester eilte zu ihm.
Inzwischen
beobachtete Stephen, wie sein Reitknecht den Fuchs im Kreis führte, um
ihn abkühlen zu lassen. Aufgeregt kaute der König an seinem
Daumennagel, die Augen voller Enttäuschung. Er war überzeugt gewesen,
sein Pferd würde gewinnen. Die Stirn gerunzelt, schaute er sich nach
dem Jungen um, der es geritten hatte, aber der Bursche hatte sich aus
dem Staub gemacht.
Stephens Blick fiel auf Renard
FitzGuyon und den Rappen, den dieser beim Gespräch mit dem Flamen am
Zügel hielt. Die Sprunggelenke sahen aus, als wären sie in Milch
getaucht worden. Der langgliedrige Hengst hatte einen hoch angesetzten
Schweif und das konkav gewölbte Gesicht eines Arabers. Typisch für die
Rasse, die von heimkehrenden Kreuzfahrern mitgebracht wurde. Der König
gab de Gernons recht; sicher existierten gröÃere Hunde, doch der breite
Brustkorb und die schlanken Konturen wiesen auf überdurchschnittliche
Schnelligkeit hin.
Stephens Stirn glättete sich. »Ich
wette noch einmal mit Euch, Ranulf!« rief er dem Grafen zu. »Euer
Grauer gegen FitzGuyons Rappen!« Ohne auf Chesters Antwort zu warten,
überquerte er das Turnierfeld.
Renard unterbrach seine
Unterhaltung mit dem Flamen, um sich vor dem König zu verneigen, der
ihm einen kraftvollen Arm um die Schultern legte. Stephens
enthusiastischer Vorschlag erfüllte ihn mit Skepsis. »Sire, zwischen
Chester und mir herrscht schon genug böses Blut. Wer immer siegen mag,
es wird die Feindschaft noch vertiefen.«
»Ihr schlagt mir also einen Wunsch ab?« fauchte Stephen.
Renard holte tief Atem und zögerte eine Weile. »Ja.«
»Leicesters
Bursche kann den Rappen für Euch reiten, der leichteste Junge weit und
breit, und er berührt die Zügel wie ein Engel. Kommt schon, Mann, seid
kein Langweiler!«
Der König schüttelte Renard
überschwenglich, der sich jetzt nicht länger weigern konnte. AuÃerdem
war der Wettkampf ganz nach seinem Geschmack. An Gorvenals Sieg über
den Grauen zweifelte er nicht. Der Gedanke erregte ihn freudig, obwohl
er wuÃte, daà der Plan verrückt war. BesäÃe Stephen genügend Verstand,
um hinter die Fassade der Dinge zu schauen, würde er das ebenfalls
erkennen. Bedauerlicherweise sah er sein eigenes argloses, groÃzügiges
Wesen in jedem Mann, der ihm begegnete, und ahnte nichts von der Tücke,
die manchmal dahintersteckte.
Renard zuckte die Achseln
und führte Gorvenal wider sein besseres Wissen über das Feld. Kalt
erwiderte er Chesters stechenden Blick. Seit dem Vorabend waren die
beiden am Hof, aber bisher von zahlreichen Grafen und Baronen
voneinander ferngehalten worden. Zum erstenmal seit Renard aus
Antiochia zurückgekehrt war, standen sie sich nun gegenüber.
Die
Feindschaft rührte von einem mittlerweile zehn Jahre alten Zwischenfall
her. De Gernons hatte einen neuen bösartigen Jagdhund vorgeführt. Das
Biest war Amok gelaufen, und Renard hatte es mit einer Turnierlanze
getötet. »Ist Euer Grauer hinreichend ausgeruht, Mylord?« fragte er
seinen Rivalen in neutralem höflichem Ton. »Ich möchte keinen
ungerechten Sieg
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