Die Leopardin
andere Zwecke verfolgte. »Natürlich sind wir froh,
seinen Erben und dessen junge Frau willkommen zu heiÃen.« Sehr froh
sogar ⦠Immerhin hatte die Möglichkeit bestanden, daà Renard
FitzGuyon die Weihnachtstage in Bristol verbringen würde, um die Bande
zu seinem Onkel Robert von Gloucester zu festigen. »Offenbar war Euer
Mann seit der Rückkehr von seinem Kreuzzug sehr beschäftigt«, fügte die
Königin leise hinzu.
Eleanor seufzte. »In der Tat,
Madam. Er kommt kaum noch zum Atemholen, geschweige denn zum Essen und
Schlafen.« Aber was Renard tat, war seine eigene Sache, und sie wollte
nicht näher darauf eingehen.
»Armes Kind! Hat er Euch vernachlässigt?«
Eleanor
schlang die Finger noch fester ineinander. Sie spürte, wie ihr das Blut
in die Wangen stieg, und schluckte. Nicht einmal, wenn mein Leben davon
abhinge, könnte ich diese Frage beantworten, dachte sie. Er
vernachlässigte sie nicht nur, er ging ihr geflissentlich aus dem Weg.
Nach dem Debakel in der Hochzeitsnacht war er ins Schloà Caermoel
zurückgekehrt, um den Beginn der Bauarbeiten zu beaufsichtigen. Vorher
hatte er sie nach Woolcot begleitet und kaum ein Wort mit ihr
gewechselt, weil es wenig zu sagen gab â oder womöglicherweise
zuviel.
»Alle Ehemänner vernachlässigen ihre Frauen«,
bemerkte Malde sanft, »und in ihrer Abwesenheit müssen wir unser
eigenes Leben führen.«
»Ich beklage mich nicht, Madam.«
»Nein,
wie ich sehe, kann Renard stolz auf Euer Pflichtgefühl sein.« Eleanors
vorsichtige Antworten belustigten Malde ein wenig. Der Lederball, mit
dem Speichel des Hundes beschmiert, landete klatschend neben den Frauen
am Boden. Das Tier sprang vorbei, wirbelte herum und bià hinein.
Eleanor zuckte ein wenig zusammen. Seit sie in ihrer Kindheit eine
tollwütige Dogge gesehen hatte, fürchtete sie sich vor groÃen Hunden,
mochten sie auch noch so gutmütig sein.
Prinz Eustace
packte seinen Spielgefährten am Halsband, entrià ihm den Ball und
schleuderte ihn voller Bosheit auf zwei Harfinisten, die leise im
Hintergrund musizierten. Dabei warf er seiner Mutter einen lauernden
Blick zu, als wollte er sie herausfordern, ihn zu tadeln. Sie runzelte
die Stirn, lächelte aber. »Wartet nur, bis Ihr selber Söhne habt, Lady
Eleanor! Mit diesen Jungen hat man nur Ãrger«, behauptete sie. Trotzdem
strahlten ihre Augen vor Stolz.
Eleanor lächelte
schwach. Sie würde frühestens im nächsten Winter einen Sohn bekommen.
Der erste katastrophale eheliche Beischlaf hatte zu keiner Empfängnis
geführt. Auf Woolcot, zehn Tage nach der Hochzeit, hatte zu ihrer
Bestürzung die Monatsblutung pünktlich eingesetzt. Natürlich wuÃte sie,
daà bei einer einzigen Begattung nur selten Kinder gezeugt wurden. Wie
sie auÃerdem im Rückblick erkannte, war ihre Qual nicht typisch
gewesen. Man konnte auch Vergnügen dabei empfinden. Das hatte ihre
sinnliche Schwäche in Renards Armen, zwei Tage vor der Hochzeit
bewiesen. Nun lautete die Frage, ob dieses Entzücken noch einmal
erwachen würde.
»Wenn Ihr ein Baby bekommt, wen würdet
Ihr zum Paten bestimmen?« erkundigte sich Malde. »Dieser Person würdet
Ihr eine sehr groÃe Verantwortung übertragen.«
»Oh,
Renard hat bereits Lord Leicester darum gebeten.« Das konnte Eleanor
getrost verraten, ohne befürchten zu müssen, sie würde ihrem Mann einen
schlechten Dienst erweisen. Leicester genoà die Gunst des Königs und
der Königin. Sie ahnte, daà Malde versuchte, Renards Sympathien zu
ergründen, glaubte aber, er hätte nichts zu verbergen. Er war viel zu
beschäftigt, die Grafschaft gegen Angriffe zu verteidigen, um
rebellische Ziele zu verfolgen.
»Ah, da kommen die
Männer zurück!« Die dunklen Augen der Königin strahlten ihren Mann an,
und ihr Atem beschleunigte sich. So erging es auch Eleanor bei Renards
Anblick, wenn sie auch von widersprüchlichen Gefühlen erfüllt wurde.
Er
trug die dunkelblaue Tunika, die sie für ihn angefertigt hatte und die
er dem auffälligen Hochzeitsgewand vorzuziehen schien. Das war ihr
nicht entgangen, und sie hatte bereits begonnen, eine neue Robe aus
holzkohlengrauem italienischem Samt für ihn zu nähen, sparsam mit
Silberfaden bestickt.
Eine von Maldes Hofdamen, eine
temperamentvolle rothaarige Schönheit, trat Renard in den Weg.
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