Die Leopardin
Frau.«
»Ha!«
stieà sie bitter hervor. »Mit einem wertlosen Gelübde gekauft, ebenso
wie mein ganzer Grundbesitz.« Sie preÃte die Lippen zusammen, als er
sich herabneigte und sein Atem ihre Wange streifte.
»Ich
nehme dir deinen Groll nicht übel, aber nun ist es spät, und du bist
überreizt«, flüsterte er, und sie fühlte einen sanften KuÃ. »Können wir
nicht morgen neu anfangen?«
Er versteht es, Frauen zu
besänftigen, dachte sie und starrte in die erkaltete Asche. »Wie du
wünschst«, entgegnete sie pflichtbewuÃt.
D REIZEHNTES K APITEL
S ALISBURY
W EIHNACHTEN 1139
Die
Pferde donnerten an den Zuschauern vorbei, die Hufe rissen Erdklumpen
aus dem feuchten Dezembergras. Atemwolken flogen aus geweiteten
Nüstern, wellenförmig bewegten sich die Muskeln, während die Tiere über
die provisorisch markierte Rennstrecke auf dem Turnierfeld rasten. Ein
groÃer Fuchs führte mit einer halben Pferdelänge vor einem kräftigen
Aschgrauen mit schwarzen Flecken. Dicht an dessen Hinterhand bemühte
sich ein Kastanienbrauner, Boden zu gewinnen â eine Pferdelänge
vor einem häÃlichen Braunen, der sein Bestes tat, um nicht den AnschluÃ
zu verlieren.
Der blonde bärtige Mann im
hermelinbesetzten Umhang ballte die Hände und murmelte, während sich
der Vorsprung des Fuchses vergröÃerte, voller Sorge: »Er hat ihn zu
früh angespornt.«
An der Seite seines Königs wickelte
Ranulf de Gernons ein Ende seines langen schwarzen Schnurrbarts um den
Zeigefinger und unterdrückte ein Lächeln. Es war einfach genug gewesen,
den Jungen auf dem königlichen Streitroà zu bestechen, damit er es
veranlaÃte, schon in der ersten Rennphase alle Kräfte zu verausgaben.
Wahrscheinlich würde der Graue so oder so gewinnen, aber da mehrere
Beutel mit Silbermünzen auf dem Spiel standen, hatte Ranulf es
vorgezogen, auf Nummer Sicher zu gehen. Stephen konnte sich's leisten,
dieses Geld zu verlieren. Durch das Ableben des Bischofs von Salisbury
vor einem knappen Monat waren alle Schätze in königlichen Besitz
übergegangen, die der alte Heimtücker in seinen Truhen angehäuft hatte.
Aus diesem Grund verbrachte der Hof das Weihnachtsfest in Salisbury
statt in Windsor. Stephen wollte den ganzen Reichtum höchstpersönlich
an sich raffen.
Robert von Leicester stemmte die
Schultern in den beiÃenden Wind und sah die Rennpferde um den Pfosten
am anderen Ende der Rennstrecke rasen. Wie der Herr, so der Hengst,
dachte er ironisch. Stephens Fuchs kam schnell auf Hochtouren,
vermochte dieses Tempo aber nur kurzfristig beizubehalten. De Gernons'
Grauer war stark, schön und unberechenbar, sein eigener
Kastanienbrauner ein ehrlicher Arbeiter, kein Ausnahmetalent. Und der
häÃliche Braune würde immer noch eifrig dahinlaufen, wenn die anderen
schon längst das Ziel erreicht hatten.
Er warf einen
Blick über das Turnierfeld zu einem jungen Edelmann, der die Zügel
eines eleganten schwarzen Hengstes hielt und ernsthaft mit einem der
Flamen des Königs sprach. Renard FitzGuyon von Ravenstow. Schade, daÃ
er nicht schon früher hier gewesen war, als man das Rennen organisiert
hatte. Weder der Fuchs noch der Graue hätten eine Chance gegen den
Rappen, was sich bei der Jagd während des zweitägigen Hochzeitsfestes
auf Ravenstow deutlich gezeigt hatte.
Das Donnern der
Hufe schwoll zu einem Crescendo an, als sie sich den wartenden Männern
näherten. Stephens Pferd war schweiÃüberströmt und sichtlich erschöpft.
Der Graue schob seine Nase vor, und der König stöhnte enttäuscht.
Ranulf de Gernons fuhr fort, seinen Schnurrbart zu befingern, und sagte
nichts, aber seine Augen glitzerten. Mit wehenden Mähnen und Schwänzen
rasten die Tiere an ihren Eigentümern vorbei, unter der Gewalt ihrer
Schnelligkeit bebte die Erde.
»Gratuliere, Ranulf.« Der
König brachte ein gequältes Lächeln zustande. »Ich hätte mein Leben
drauf gewettet, daà Automne siegen würde. Gut, daà ich's nicht getan
habe, was?« Es sollte ein Scherz sein, der aber jede Wirkung verfehlte.
Leicester ärgerte sich über das halbverborgene selbstgefällige Grinsen
unter Chesters Schnurrbart. »Ein Jammer, daà FitzGuyons Rappe nicht am
Rennen teilgenommen hat, Ranulf«, meinte er gedehnt. »Der hätte Euren
Grauen weit hinter sich
Weitere Kostenlose Bücher