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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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und ging zu seinem Hengst. »Alles in Ordnung, Junge?«
    Leicesters
Reiter nickte und betastete seine mißhandelte Wange. »Ja, Mylord. Eure
Rappe hat Feuer in den Beinen. Ein Peitschenhieb kann ihn nicht
aufhalten.«
    Renard gab ihm eine Silbermünze und sah
nach, ob Gorvenal Schaden erlitten hatte. Wütend über die verlorene
Wette und die Bemerkung seines Feindes, trat Ranulf vor, prallte aber
von Leicesters breiter Samtbrust ab. »Seid friedlich, Chester! Ihr
wurdet besiegt, das wißt Ihr, und Ihr solltet es ausnahmsweise einmal
mit Anstand hinnehmen.«
    De Gernons befreite sich von
Leicesters Griff. »Haltet mir keine Predigt, Beaumont! Ihr seid kein so
untadeliger Heiliger, wie Ihr glaubt!« Dann starrte er Renard an.
»Genießt nur Euren Triumph! Verschanzt Euch hinter Beaumont und
seinesgleichen! Ich werde Euch schon bald mit meiner Schwertspitze aus
der Reserve locken. Wir beide haben noch ein Hühnchen miteinander zu
rupfen.«
    Â»Caermoel gehört Ravenstow«, entgegnete Renard
mit ruhiger Stimme und verbarg seinen Zorn. »Einige Kopien der
Besitzurkunde werden bei den Mönchen von Shrewsbury verwahrt â€“
auch in Chester, falls Ihr Euch einmal die Mühe nehmen wollt, danach zu
sehen. Ihr werdet keinen Fehler darin finden.« Er wandte sich zu
Stephen. »Vielleicht möchtet Ihr das Dokument begutachten und
bestätigen, Sire?«
    Bei Renards Anblick fühlte sich
Stephen an den alten König erinnert â€“ kein Wunder, denn diese
Blutsverwandtschaft war enger als seine eigene. Er war entzückt
gewesen, als Robert von Leicester es geschafft hatte, FitzGuyon
anläßlich des Weihnachtsfestes an den Hof zu locken. Auf Ravenstow
herrschte zwar keine offene Revolte, aber auch keine übermäßige
Königstreue. Und wie man wußte, sympathisierte Graf Guyons
Schwiegersohn, Adam de Lacey, mit den Rebellen. Das bewog Stephen, den
jungen künftigen Grafen großzügig zu behandeln. Die Frage war nur, in
welchem Maße er sich das leisten konnte. Vage entsann er sich, daß
Caermoel schon einmal erwähnt worden war. De Gernons mißfiel die
Festung inmitten eines Stück Lands, das er als sein eigen betrachtete.
Das Schloß hielt die Waliser von Raubzügen ab, diente aber auch als
Wachturm, von wo aus Chesters fragwürdige Aktivitäten beobachtet wurden.
    Â»Ein
Dokument?« fauchte Ranulf erbost. »Zur Zeit der großen Landvermessung
knöpfte Maurice de Montgomery dieses Gebiet dem alten König William ab,
indem er ihn bestach.«
    Â»Offenbar ein Präzedenzfall«, bemerkte Renard sarkastisch.
    Ranulf
schob sich an Leicester vorbei, und ehe ihn jemand zurückhalten konnte,
packte er Renard an der Tunika. Prompt wandte dieser den
Straßenkämpfertrick an, den er William im Wald gezeigt hatte. Eine
geschickte Drehung des rechten Arms verhinderte, daß er mit
hinabgerissen wurde, als sein Opfer wie ein gefällter Baumstamm stürzte.
    Â»Genug!«
schrie Stephen entsetzt, empfand aber eine gewisse Genugtuung, sogar
Belustigung, als er einen seiner mächtigsten Kronvasallen daliegen sah.
Das verbarg er hinter scheinbarem königlichem Mißvergnügen.
    Chester
stieß wilde Flüche und Drohungen aus, während Renard schwieg und seine
glitzernden Augen alles verrieten, was er nicht aussprach. Sein Ärger
galt teilweise auch ihm selbst. Er hätte seine Zunge hüten sollen, die
oft sein schlimmster Feind war. Aber Chester besaß nun mal die Gabe,
ihn dermaßen zu erzürnen, daß er alle Vorsicht fahren ließ. Er hatte
Stephen veranlassen wollen, die Caermoel-Urkunde zu bestätigen, aber in
aller Stille, nicht bei einem öffentlichen Spektakel, wo sein
Widersacher am Boden lag und nach Blut heulte.
    Der
König starrte von einem zum anderen. Sein Amüsement verflog, und er
fühlte nur noch Zorn, vermischt mit schwacher Angst. Er haßte es, von
seinen Vasallen in die Enge getrieben zu werden. Der einstige König,
sein Onkel Henry, hätte so etwas niemals gestattet, und wäre es
trotzdem geschehen, hätte er sich kühl aus allem herausgehalten. Aber
diese Charakterstärke besaß Stephen ebenso wenig wie die Fähigkeit,
seine Männer mit einem einzigen Blick einzuschüchtern.
    Mühsam kam Chester auf die Beine und stand unsicher da. Offensichtlich hatte er sich bei seinem Fall einen Muskel gezerrt.
    Â»Ihr
beide werdet jetzt Frieden

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