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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Während
sie über die Schulter einen mutwilligen Blick auf Eleanor warf, hielt
sie ihm einen Mistelzweig über den Kopf. Er bemerkte sie etwas zu spät
und hätte sie fast umgeworfen. Seine Frau sah ihm an, wie er sich
ärgerte, was er aber sofort mit einem aalglatten Lächeln eines Höflings
überspielte. Er legte einen Arm um die Taille der jungen Frau und gab
ihr einen flüchtigen Kuß. Als sie etwas zu ihm sagte, hob er die Brauen
und murmelte eine knappe Antwort, die sie in die Flucht schlug.
    Â»Heloise
kann den Ehemännern anderer Frauen einfach nicht widerstehen«, wisperte
eine von Maldes älteren Hofdamen in Eleanors Ohr. »Schon gar nicht,
wenn sie so aufregend und charmant sind wie Eurer.«
    Eleanor
blinzelte. Aufregend und charmant? So wurde Renard also vom weiblichen
Geschlecht eingeschätzt? Sie betrachtete ihn, während er näherkam, das
dichte schwarze Haar, die schmalen Augen von der Farbe eines
winterlichen Meeres, das Lächeln, das ihre Knie zittern ließ und nun
erlosch. Offenbar war er vor nicht allzu langer Zeit in Wut geraten. Er
begrüßte die Königin höflich genug, gab aber zu erkennen, daß er nicht
beabsichtigte, sie und ihre Damen länger zu umschmeicheln als unbedingt
nötig. Trotzdem mußte er mit anhören, wie andere Ritter das
Pferderennen mehrmals schilderten und üppig ausschmückten, ehe er
endlich fliehen konnte.
    Â»Hast du Ranulf de
Gernons wirklich zu Boden geworfen?« fragte Eleanor, als er sie im Hof
des Hauses, das sie für die Weihnachtstage gemietet hatten, von ihrem
Zelter hob.
    Â»Leider. Ich bin zu weit gegangen.« Seine
Hände umschlossen ihre Taille etwas länger als notwendig. Aber als sie
zu ihm aufsah, musterte er sie genauso geistesabwesend, als stünde die
rothaarige Hofhure vor ihm. »Stephen hätte uns nicht zu einem
Händedruck zwingen sollen. Dies dürfte das Faß zum Überlaufen bringen.«
Kopfschüttelnd ließ er sie los und wandte sich zum Haus.
    Â»Wirst
du nach Caermoel zurückkehren?« fragte sie in neutralem Ton, während
sie die Außentreppe zum kleinen Wintergarten und zur Schlafkammer
hinaufstiegen. Das Haus gehörte einem Kaufmann, der die Weihnachtszeit
mit der Familie bei seinen Schwiegereltern verbrachte, um das Mietgeld
kassieren zu können. Sein guter Geschäftssinn zeigte sich in der
Einrichtung. Kostbare orientalische Teppiche hingen an den Wänden, und
die Truhe war offensichtlich von einem Meister geschnitzt und
intarsiert worden.
    Eleanor blieb bei einer schönen
Wiege aus Kirschbaumholz stehen und versetzte sie mit ihrer Fußspitze
in sanft schaukelnde Bewegung. Ihr Mann sank auf das Bett, das sie im
Gepäckwagen mitgebracht hatten, und beobachtete sie. Ihre Miene war
ausdruckslos, und er erkannte nicht, ob sie Bedauern oder Sehnsucht
empfand â€“ oder einfach nur von Gleichgültigkeit erfüllt wurde.
»Ja«, bestätigte er seufzend, »ich muß nach Caermoel zurück. Wenn du
willst, bleibe ich ein paar Tage auf Woolcot. Natürlich reisen wir über
Milnham und Ravenstow.«
    Â»Steht ein Krieg vor der Tür?«
    Er
legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
»Ich bin keinesfalls der einzige Dorn in Ranulf de Gernons' Auge und
gewiß nicht der größte oder schmerzhafteste. Er würde dem Grafen von
Huntingdon viel lieber Carlisle abnehmen als mir Caermoel. Ich glaube,
mir bleibt noch eine Galgenfrist, zumindest bis zum Frühling.
Winterliche Belagerungen demoralisieren die Angreifer meistens viel
mehr als die Angegriffenen.«
    Â»Wie willst du genug Geld für einen Kampf aufbringen? Machst du Schulden bei den Juden?«
    Nachdenklich
blickte er auf die abgewetzten Spitzen seiner Wildlederstiefel. »Das
ist überflüssig. Der Markt und die Flußzölle von Ravenstow und Ledworth
bringen uns genug ein. Außerdem hat Stephen mir soeben eine großzügige
Summe in Silberstücken aus dem Nachlaß des Bischofs von Salisbury
übergeben. Dafür soll Gorvenal einige seiner Stuten decken.«
    Ein
seltsames Gefühl regte sich in Eleanors Magengrube, während sie seine
lang ausgestreckte Gestalt betrachtete. »Wirst du Hawkfield besuchen?«
    Ungeduldig
runzelte er die Stirn. »Daran hatte ich gar nicht gedacht. Vermutlich
werde ich feststellen, wie es ihr geht, vor allem um Hawkfields willen.
Sie nannte das Haus einen

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