Die Leopardin
Schafwollertrag im
letzten Jahr war sehr gut, und zu Beginn des Frühlings kann ich sicher
ein paar Maurer und Zimmerleute aus Caermoel nach Woolcot schicken.«
»Darf
ich Euch auch noch vorschlagen, ein paar neue flämische Webstühle zu
erwerben, Mylord? Die besten Häuser in Flandern haben begonnen, sie zu
verwenden. Statt eines einzigen Webers sitzen zwei an einem solchen
Gerät, und durch den groÃen Rahmen wird die Stoffbahn viel breiter.«
Master Pieter nahm einen groÃen Schluck aus seinem Becher. »Und was
haltet Ihr von Alaun für die Beizen? Ich weiÃ, wo man ihn günstig
bekommt. Natürlich müÃt Ihr Frachtkosten bestreiten, aber die lassen
sich senken, wenn auch andere Waren von derselben Galeere befördert
werden.«
Das Gespräch dauerte noch lange. Eleanor
erörterte Löhne, Arbeitsbedingungen und Kompetenzen so scharfsinnig,
daà Renards stolze Belustigung allmählich in Staunen überging. Er
starrte sie an, den Mund leicht geöffnet und erinnerte sich erst nach
dem nächsten Schluck Wein daran, ihn wieder zu schlieÃen.
Als
Master Pieter eingestellt worden und gegangen war â mit dem
Abkommen ebenso zufrieden wie Eleanor â, schlüpfte Renard in der
Schlafkammer nachdenklich aus seiner Tagestunika. Am Abend sollte im
Palast ein glanzvolles offizielles Fest stattfinden, und er muÃte sich
entsprechend kleiden. Sein Bruder Miles, der bei einem Schiffsunglück
ertrunken war, hatte es stets genossen, sich herauszuputzen. Auch Adam
war nicht abgeneigt, sich in Schale zu werfen, wenn der Anlaà es
verlangte. Aber Renard fühlte sich in einer solchen Aufmachung immer
wie ein alberner Geck.
Ein Dienstmädchen legte die mit
Füchsen und Schafen bestickten Hochzeitsgewänder bereit. Die Goldfäden
funkelten im Kerzenlicht. Renard beobachtete, wie Eleanor sich von
ihrer persönlichen Zofe Alys aus dem Unterkleid helfen lieÃ. »Wird
Master Pieter deinen Ansprüchen genügen?«
»O ja!« rief sie eifrig. »Ich glaube, ich kann ihm sogar die Leitung der Webereien von Woolcot anvertrauen.«
Renard nickte. »Das dachte ich mir bereits. Ãbrigens hatte ich keine Ahnung, daà du soviel vom Geschäft verstehst.«
»Seit
meiner Kindheit sammle ich Erfahrungen.« Impulsiv fügte sie hinzu:
»Vielen Dank, Renard. Das war sehr groÃzügig von dir.« Helle
Begeisterung hatte ihre Wangen gerötet. Der tiefe Ausschnitt des kurzen
Hemds zeigte ihren Busenansatz. Wie eine schwarze Wolke fiel das Haar
auf die nackten Schultern.
Plötzlich spürte Renard zu
seiner eigenen Ãberzeugung, daà er sie begehrte, und er trat zögernd
näher. »Dein Gewinn wird auch meiner sein.« Lächelnd lieà er eine ihrer
Haarsträhnen durch die Finger gleiten.
»Sicher gehen
dir wichtigere Dinge durch den Kopf. Nie habe ich von dir
erwartet â¦Â« Eleanor verstummte, als Renards Fingerknöchel ganz
zart über eine ihrer Brüste strich.
Seine Hand glitt
weiter an der Haarsträhne hinab bis zum lockigen Ende, und wanderte
dann zur Hüfte. »Richte dich nicht nach Erwartungen, Nell, die lassen
dich immer im Stich.« Sein Mund zog eine warme Spur von ihrer Schläfe
über ihre Wange zu ihren Lippen, die er mit seiner Zungenspitze
liebkoste.
Eleanor erschauerte, erstarrte aber nicht
und wich auch nicht zurück. Sein Arm umschlang ihre Taille. Nur ganz
locker hielt er sie fest, und sie hätte sich leicht befreien können.
Sie erinnerte sich an den Schmerz und die Demütigung in der
Hochzeitsnacht und zögerte. Die Zärtlichkeiten seiner Zunge waren
angenehm, wenn auch auf beunruhigende Weise. Unsicher legte sie eine
Hand auf seine Brust, durch den Leinenstoff seines Hemds spürte sie
seine Körperhitze. Ihre Finger strichen nach oben zu seinem Hals, die
andere Hand tastete unter seinem Hemd nach den sehnigen Muskeln seines
Rückens.
Er streichelte die seitliche Wölbung einer
Brust, sein Daumen umkreiste die Spitze, während er sie immer
leidenschaftlicher küÃte. Eleanor schmiegte sich an ihn, vage Angst
zerrte an ihren Nerven, aber das war nur ein geringfügiger Teil
mehrerer anderer, ebenso elementarer Gefühle. Der Raum war kühl, aber
sie wurde erwärmt vom Feuer, das zwischen ihnen zu lodern begann. Nach
einer Weile löste Renard den Knoten an der Verschnürung ihres Hemds.
Sein Mund wanderte an ihrem Hals zum Puls hinab,
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