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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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einen Löffel Suppe und verbrannte sich prompt
den Mund. Vergeblich suchte sie nach einer plausiblen Antwort. Im
Gegensatz zur Gräfin besaß sie nicht die Fähigkeit, sich die Wahrheit
zurechtzubiegen. Schließlich hob sie das Kinn, holte tief Atem und
schaute ihren Mann an. »Das werde ich dir nicht sagen. Es ist eine rein
persönliche Sache.«
    Â»Ich verstehe«, erwiderte er und
verbarg seine Belustigung. Sie hat also doch Krallen, dachte er, weiß
aber nicht, wie man sie benutzt. »Solange du nicht meine Ermordung
planst, stört's mich nicht.«
    Â»Ich wäre doch wahnsinnig, wenn ich mich ins eigene Fleisch schnitte.«
    An
das Temperament seiner Mutter und seiner Schwester gewöhnt, glaubt er
zunächst, sie hätte gescherzt und lachte. Als er ihren verwirrten Blick
sah, erkannte er seinen Irrtum und auch die Tatsache, daß sie die
Wahrheit gesagt hatte. Wenn er vor der Zeit starb, würde sie eine
reiche, aber auch verletzliche Witwe sein. Er war die treibende Kraft
hinter der Grafschaft. Ohne ihn würde die Verantwortung für Ravenstow
auf Harrys bereitwillige, aber inkompetente Schultern fallen oder
William übertragen werden, den eine solche Last zutiefst erschrecken
würde. Nein, entweder sorgte er selbst für das Schicksal der Ländereien
oder niemand. »Ja, da wärst du wohl verrückt«, stimmte er grimmig zu
und widmete sich wieder seiner Mahlzeit.
    Â»Habe ich was Falsches gesagt?«
    Â»Nein.
Du hast mich nur auf die Realität hingewiesen. Für den Fall meines
Todes muß ich Vorsorge treffen und deine Zukunft regeln. Ein klärendes
Gespräch mit John wird nicht schaden. Die Unterstützung der Kirche
könnte wichtig sein.«
    Â»Du meinst, wenn ich zu einer
zweiten Ehe gezwungen werde.« Sie erwiderte seinen Blick â€“ nicht
ganz furchtlos, aber auch verständnisvoll.
    Â»Du hast
gesehen, wie es bei Hofe zugeht. Ein warmer Frühlingswind kann sich
sehr schnell in einen kalten Wintersturm verwandeln, sobald man
wegschaut.«
    Ihre Augen verengten sich. »Niemand wird
mir Woolcot wegnehmen«, beteuerte sie mit einer Entschiedenheit, die
sie selbst ebenso überraschte wie ihn.
    Â»Vielleicht bleibt dir keine Wahl.«
    Â»Lieber vernichte ich die Schafherde, als daß ich sie in diebische Hände fallen lasse.«
    Renard
starrte sie entgeistert an und ließ den Suppenlöffel in der Luft
hängen, während er versuchte, ihr vermeintlich so sanftes Wesen mit dem
eigenwilligen Kinn in Einklang zu bringen, das sie nun entschlossen
vorreckte. Was sie da sagte, waren keine leeren Worte â€“ das
erkannte er in wachsendem Unbehagen. Schließlich versenkte er den
Löffel wieder in der Suppe. »Du würdest die Schafe tatsächlich eher
töten, als sie aufzugeben?«
    Â»Je nachdem. Wenn mein neuer Ehemann bereit wäre, zu leben und leben zu lassen, würde ich ihm eine pflichtbewußte Frau sein.«
    Amüsiert
erinnerte sich Renard an Madam FitzUrses Lieblingstrinkspruch im
›Krummsäbel‹ â€“ ›Geschäft ist Geschäft‹. Seufzend erwiderte er:
»Ich dachte, du wärst weich wie geschmolzene Butter, aber in
Wirklichkeit bist du hart wie Granit.«
    Eleanor brach ein Stück von dem Brotlaib, das zwischen ihnen lag. »Weder â€“ noch. Ich kann nur nicht lügen.«
    Renard
sah ihre Finger zittern, die Gegensätze zwischen Sanftmut und
Entschlossenheit in ihrer Miene und ihrem Charakter, zwischen Unschuld
und jener heißen Leidenschaft, die er vorhin bei ihr entfacht hatte. Er
schnitt eine Grimasse. »Manchmal ist es leichter zu lügen, als die
Wahrheit zu gestehen. Vor allem, wenn man mit sich selber redet.«

F ÜNFZEHNTES K APITEL
    Das
Wasser tropfte vom Schöpflöffel auf die heißen Steine. Dampf zischte
und quoll zwischen den Männern empor, die vergnügt dasaßen, in
Handtücher gehüllt, und über einen der obszönen Scherze aus Robert von
Leicesters scheinbar unerschöpflichem Vorrat lachten.
    Â»Ich
glaube einfach nicht, daß diese Stellung beim Liebesakt möglich ist«,
gluckste Waleran von Meulan, Leicesters Zwillingsbruder, und kehrte zu
seiner Bank zurück, nachdem er die heißen Steine begossen hatte. »Was
sagt Ihr dazu?« fragte er Renard, der grinsend die Arme ausbreitete.
    Â»Mich dürft Ihr da nicht fragen. Ich bin ein Unschuldslamm.«
    Â»Nach
vier Jahren in der Levante?

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