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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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wirklich genug gesagt.«
    Â»Nein, ich habe wie immer
zuviel gesagt â€¦Â« Heftig schluckte er, um seine Stimme unter
Kontrolle zu bringen. »Ich wollte mich nicht nur entschuldigen, ich bin
auch gekommen, um dir mitzuteilen, daß ich morgen nach Hause
zurückkehren werde â€“ nach Oxley. Inzwischen bin ich hinreichend
genesen, und es wäre zu schwierig für mich, wenn ich hierbliebe.«
    Sie
biß sich auf die Lippen und nickte. Dann beugte sie sich angelegentlich
über die Stoffbahn auf dem Nähtisch. Harry starrte sie an wie ein
hungriger, aber gut erzogener Hund eine Mahlzeit, die nicht für ihn
bestimmt war. »Ich möchte mich freundschaftlich von dir trennen«,
flehte er leise. »Wirst du mir vergeben?«
    Ein kleiner
dunkler Fleck begann sich auf dem hellgrünen Leinen unter Eleanors
Fingern auszubreiten, dann noch einer. »Ich verzeihe dir«, würgte sie
hervor und wagte nicht aufzublicken. Als sie es schließlich tat, war
Harry verschwunden, und die ersten abendlichen Schatten erfüllten den
Raum. Jetzt, wo es ihr möglich gewesen wäre, ungestört zu weinen, hatte
sie keine Tränen mehr.

A CHTZEHNTES K APITEL
    Vor
Renards Heimkehr verbrachte Eleanor einen langen Nachmittag in der
Stadt Ravenstow, um auf dem Markt einzukaufen. Sie sprach mit den
Kaufleuten, vor allem mit den Stoffhändlern und mit einem ehrgeizigen
jungen Mann, einem ehemaligen Gepäckträger und nunmehrigem
Fuhrunternehmer, der sein Geschäft erweitern wollte. Sie bot ihm einen
Vertrag an, dem zufolge er Wollstoffe zwischen Woolcot und den zu
Ravenstow gehörenden Ortschaften befördern sollte. Begierig ging er
darauf ein und erwies sich als guter Geschäftsmann, der äußerst
vorteilhafte Bedingungen für sich aushandelte, ohne Eleanors Gunst zu
verlieren.
    Zufrieden mit dem Abkommen und leicht
belustigt über die Bauernschläue des jungen Mannes, ließ sie sich von
Owain in den Sattel helfen und lenkte Bramble nach Hause. Sir Thomas
d'Alberin, der Anführer ihrer Eskorte während der vierzig Tage seines
Feudaldienstes, beobachtete sie mit Leidensmiene. Es regnete, sein
Gichtfuß pochte schmerzhaft im Steigbügel, und ein heftiges Sodbrennen
plagte ihn. Am Stand des Pastetenverkäufers war er, während er auf
Eleanor gewartet hatte, von zu vielen stark gewürzten Krabbenkuchen
verlockt worden. Warum hatte sie sich auch so lange mit dem
unverschämten jungen Emporkömmling abgeben müssen, der sich
Fuhrunternehmer nannte, nur weil jetzt zwei schäbige Ponys den
einstigen Jutesack ersetzten.
    Sir Thomas hatte Eleanor
bei der Hochzeit im November richtig süß gefunden. Aber so war das mit
allen Ravenstow-Frauen. Der erste Eindruck bemäntelte eine
Charakterstärke, die er nur zu gern Graf Renard überließ. Er sah, wie
sie die Kapuze ihres Umhangs über den Schleier zog und in den Regen
starrte. Im Gegensatz zur Gräfin Witwe schlug sie nie einen scharfen
oder sarkastischen Ton an, wenn sie sich ärgerte. Sie blieb immer
ruhig, aber sie preßte die vollen Lippen zusammen, und ihre
haselnußbraunen Augen verengten sich â€“ so wie jetzt angesichts des
Regens, der ihr zweifellos mißfiel.
    Er bedeutete der
Eskorte, das Tempo zu beschleunigen, und dachte voller Sehnsucht an
seine unscheinbare dicke Frau. Guarduty bot ihm immer wieder Zuflucht
in eine andere heilere Welt. Aber nach einer gewissen Zeit begann der
Reiz zu verblassen, und das Bemühen, ihre Erwartungen zu erfüllen,
zerrte an seinen Nerven. In diesem Jahr wurde die Situation noch
verschärft durch die Amtsübernahme des neuen Grafen, seine Abwesenheit
und den gefährlichen Streit mit Ranulf von Chester. Nicht nur das.
Thomas hatte seinen Sohn in die Eskorte eingereiht und gehofft, der
Junge würde einen guten Eindruck machen. Statt dessen benahm er sich
unmöglich, besonders dem neuen offiziellen Edelknaben gegenüber.
    Als
sie das Schloß erreichten, goß es wie aus Kannen. An den Mauern rann
die neue Kalktünche herab, die man während der letzten Wochen
aufgetragen hatte. Mit dem Rauschen des Regens vermischte sich das
Plätschern des Flusses, der immer noch das Frühlingshochwasser mit sich
führte. Brambles Hufe versanken im Schlamm, dann trommelten sie dumpf
auf den Planken der Zugbrücke. Sobald die Stute vertraute heimatliche
Gerüche witterte, begann sie unaufgefordert schneller zu traben und
stieß die

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