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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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bemerkbar gemacht.«
    Ihre
Worte waren tröstlich gemeint, aber sie führten Eleanor vor Augen, daß
sie in der Sorge um Renard ihre Pflichten als Schloßherrin vergessen
hatte. »Tut mit leid. Ich hätte dir das alles nicht aufbürden
dürfen â€¦Â« Sie wandte sich zur Tür.
    Â»Nein, nein,
entschuldige dich nicht.« Judith hob beschwichtigend eine Hand. »Dein
Platz ist an der Seite deines Mannes, wenn er es auch nicht verdient,
und ich bin froh, wenn ich etwas zu tun habe.«
    Â»Pöbel?«
protestierte Renard ärgerlich und stand vorsichtig auf, von den beiden
Frauen gestützt. Er hatte Eleanors Zögern und den tiefen Kummer
gespürt, der in den letzten Worten seiner Mutter mitgeschwungen hatte,
und er wußte, wann man ein Gespräch in unverfänglichere Bahnen lenken
mußte. »Die Leute haben sich sechs Wochen lang furchtbar
abgerackert â€“ und das in einer Umgebung, wo sich nur Frösche wohl
fühlen. Also hüte deine scharfe Zunge, wenn du sie bewirtest, Mama.«
    Judiths Mundwinkel zuckten. »Als ob ich jemals meine Grenzen überschreiten würde!«
    Als
Renard im dampfenden Badewasser versank, war sein Gesicht aschgrau. Die
Lust, irgend jemanden zu necken, war völlig verflogen, und er brachte
nur noch gemurmelte Flüche zustande. Wie durch einen flimmernden
Schleier hörte er, wie Eleanor und seine Mutter mit gedämpften Stimmen
berieten, auf welche Art man die verletzten Zehen am besten verbinden
könne. Er kniff die Augen zusammen und rang nach Atem.
    Judith
verließ den Raum, und Stille sank herab, nur von leisen Geräuschen
durchbrochen, während Eleanor die wenigen Sachen, die weder gewaschen
noch weggeworfen werden mußten, aus seinem Reisegepäck entfernte und in
seiner Truhe verwahrte. Der Schmerz ließ nach, die verkrampften Muskeln
entspannten sich im heißen Kräuterwasser. Eleanor trat neben die Wanne,
betrachtete forschend Renards Körper, entdeckte aber keine weiteren
bösen Verletzungen, nur einen kleinen Kratzer an einer Wange, der
offensichtlich von einem Zweig stammte, der von selbst heilen würde.
    Sie
zog den Stöpsel aus einem Gefäß, das eine Essenz aus scharfem
Rittersporn enthielt, kniete neben der Wanne nieder und drückte ein
Tuch in Renards Hand. »Leg's über deine Augen.«
    Der
beißende Geruch des Mittels war ihm vertraut. Er gehorchte und
murmelte: »Hoffentlich hast du genug davon. Wir sind alle ziemlich
verlaust.«
    Â»Heulwen besaß einen reichlichen Vorrat.
Davon schickte sie schon letzten Monat einen Großteil zu uns herüber,
weil sie ahnte, was wir brauchen würden.« Sie rieb die Essenz in sein
Haar und ließ sie einwirken, während sie den Bart und dessen winzige
Bewohner abrasierte.
    Â»Bei meiner Ankunft habe ich Harry
gar nicht gesehen«, bemerkte er. Als sie nicht antwortete, nahm er den
Lappen von seinen Augen und schaute sie durchdringend an. »Hat er sich
etwa verraten? Das dachte ich mir.«
    Verblüfft hielt sie in ihrer Tätigkeit inne. »Du wußtest es?«
    Â»Seit
unserem Hochzeitstag. Aber was sollte ich denn tun? Dich in rasender
Eifersucht in schwarze Tücher hüllen, so wie's die Ungläubigen mit
ihren treulosen Gattinnen machen? Oder den halbtoten Harry aus dem
Schloß werfen.« Das Badewasser schlug Wellen, als er sich grimmig zu
waschen begann. »Was ist geschehen?«
    Ein dicker Kloß
saß in Eleanors Kehle, und ihre Stimme klang gepreßt. »Ich wollte ihm
helfen, seinen Schwertgurt zu öffnen, und da packte er mich ganz
impulsiv. Als ich ihn bekämpfte, ließ er mich sofort los. Ich glaube,
er schämte sich schrecklich. Später kam er zu mir, entschuldigte sich,
und dann reiste er ab.« Renard schüttelte seufzend den Kopf, und sie
fragte angstvoll: »Was wirst du unternehmen?«
    Er schloß
wieder die Augen, um sie vor dem Geruch des scharfen Rittersporns zu
schützen. »Nichts. Er wird schon von allein zur Besinnung kommen.
Jedenfalls werde ich kein Salz in seine blutende Wunde reiben. Erst mal
muß seine verletzte Seele heilen.«
    Eleanor hatte die
Rasur beendet. Nun nahm sie ihm den Lappen aus der Hand und wusch
seinen Rücken. Dabei stellte sie sich so hin, daß er nur mit einer
mühsamen Körperdrehung ihr Gesicht hätte sehen können. »Nie hätte ich
geglaubt, Harry könnte mehr als nur freundschaftliche Gefühle für

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