Die Leopardin
zum Walisischen über.
Mit einem dankbaren Lächeln schaute Eleanor ihm nach, dann drehte sie sich zu Harry um. »Alles in Ordnung?«
Er
grinste schwach. »Ja. Ich versuche nur, Atem zu schöpfen ⦠War das
die Mutter des Jungen mit ihrem neuen Liebhaber, die uns gerade
entgegenritt?«
»Ja.«
»Armer Kleiner â¦Â« Er wich ihrem Blick aus und beobachtete den Reitknecht, der das graue Pony absattelte.
»Hier
ist er viel besser dran als daheim. Er hält das Andenken seines Vaters
hoch in Ehren, und es bekümmert ihn sehr, daà seine Mutter ihre Gunst
einem anderen schenkt, obwohl noch nicht einmal ein Jahr seit Siorls
Tod verstrichen ist. Zumindest glaubt Renard, daà man die Situation auf
diese Weise erklären kann.«
Harry nestelte mit der
linken Hand an seinem Schwertgurt herum und versuchte ihn zu öffnen.
Hilfsbereit trat Eleanor zu ihm. »Laà mich das machen.« Der
verhältnismäÃig neue, noch steife Verschluà bereitete auch ihr einige
Schwierigkeiten.
Bedrückt ballte er die Linke. »Bemühe dich nicht! Ich muà es ohnehin lernen.«
»Ich hab's gleich â¦Â«
Harry
murmelte etwas Unverständliches. Plötzlich umschlang er sie mit seinem
gesunden Arm, drängte sie gegen die Stallwand und küÃte sie. Wegen
seines immer noch geschwächten Zustands trug er keine Rüstung, und so
spürte Eleanor nur allzu deutlich seine wachsende Erregung. In
verzweifelter Leidenschaft preÃte er seine Lippen immer fester auf
ihre. Vergeblich versuchte sie zu schreien.
SchlieÃlich
konnte sie einen Arm aus der Umklammerung befreien. Mit aller Kraft
schlug sie die Faust gegen seine Schläfe, und er lieà sie keuchend los.
»O Nell, es tut mir so leid ⦠Um Himmels willen, sieh mich nicht
so an!«
»Wie soll ich dich denn ansehen?« Sie wischte mit dem Handrücken über den Mund und floh ins SchloÃ.
Harry starrte unglücklich auf die Stallwand und wünschte, er wäre an dem Pfeil gestorben, der ihn verstümmelt hatte.
»Darf ich hereinkommen?«
Eleanor
blickte zu Harry auf, nickte widerstrebend und fuhr fort, Stecknadeln
in das Umstandskleid zu stecken, das sie gerade anfertigte. Er
räusperte sich und überquerte zögernd die Schwelle des Nähzimmers.
MiÃtrauisch blickte sie ihm entgegen und vergewisserte sich, daà die
Schere in ihrer Nähe lag.
»Ich wollte mich für mein
Benehmen heute morgen entschuldigen«, begann er. »Wenn ich's
ungeschehen machen könnte â ich würde es sofort tun.«
»Oh, ich auch«, erwiderte sie grimmig.
»Niemals
wollte ich dich verletzen oder ängstigen. Es ist nur â¦Â« Verlegen
hob er die gesunde Schulter. »Ich werde leicht müde, und dann geschehen
Dinge, die ich gar nicht will. Du warst so nahe und â¦Â« Er zupfte
an seinem Schnurrbart und stöhnte gequält. »GroÃer Gott, ich kann nicht
einmal um Verzeihung bitten, ohne alles noch schlimmer zu machen.«
Mitleid
stieg in ihr auf. Sein plötzlicher Angriff hatte sie zutiefst
erschreckt. Sie war ihm stets in freundschaftlicher Zuneigung verbunden
gewesen, und die Erkenntnis, daà er andere, höchst gefährliche Gefühle
für sie hegte, hatte ihr Angst eingejagt. Wenn Renard irgendwelche
Gerüchte hörte und falsch verstand ⦠Noch wuÃte er nichts von der
Schwangerschaft. Wenn er auch das falsch deutete ⦠Die Folgen
wären grauenvoll, sowohl für sie selbst als auch für Harry. »Du hast
genug gesagt«, antwortete sie, so ruhig sie es vermochte. »Langwierige
Erklärungen würden weder dir noch mir nützen.«
»Bist du mir immer noch böse?«
»Böse war ich niemals, nur verstört. Und das bin ich nach wie vor.«
»Ich
auch«, seufzte er und lehnte sich an die Wand. Sein rechter Arm â
erschöpft von den Aktivitäten, die er ihm aufgezwungen hatte, hing in
einer Schlinge. Um ihn zusätzlich zu stützen, legte er den linken
darunter. »Es kam über mich, ohne daà ich's merkte. Ich wuÃte es erst,
als ich dich zusammen mit Renard sah. Die Art, wie du ihn
anschautest â¦Â« Ein erstickter Laut rang sich aus seiner Kehle, und
er drehte den Kopf zur Seite.
»Hör auf, Harry!« Sie
brachte es nicht über sich, auf ihn zuzugehen und ihn zu trösten.
Ebensowenig konnte sie ihn mit der Schere aus dem Zimmer scheuchen. »Du
hast
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