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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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mich
empfinden.«
    Â»Frauen gegenüber war er immer sehr
schüchtern«, sagte Renard langsam, während er seinen Bruder zu
verstehen suchte. »Aber dich kennt er seit der Kindheit, und so konnte
seine Liebe ganz allmählich wachsen â€“ ohne daß es ihm richtig
bewußt wurde. Papa hätte ihn schon vor Jahren verloben sollen.«
    Â»Statt dessen hat er dich verlobt â€“ mit mir.«
    Als
er den belegten Klang ihrer Stimme hörte, wollte er sich umdrehen, aber
da er die schmerzenden Zehen gegen die Wannenwand stützte, gelang es
ihm nicht. »Ja«, bestätigte er, die Stirn gerunzelt. »Würdest du mit
dieser Wascherei aufhören, bevor ich vor Mißbehagen sterbe?«
    Sie
verzieh ihm den mürrischen Ton, ging davon und machte sich anderswo zu
schaffen. Nun brauchte sie eine Atempause, um nachzudenken. Nur zu gut
wußte sie, was Harry empfand, weil sie von ähnlichen Gefühlen erfüllt
wurde. Aber während er sie nur anschauen konnte wie ein Verhungernder
einen Brotlaib, durfte sie wenigstens von der Kruste naschen â€“ um
dann zu erkennen, daß ihr das nicht genügte. Sie sehnte sich nach dem
weichen duftenden Innenleben des Brotes, wollte es verspeisen, bis sie
restlos gesättigt war.
    Als Renard entlaust und
abgetrocknet war und eine bequeme, weit geschnittene Robe trug, strich
sie Salbe auf den verletzten Fuß und verband ihn. »Das war noch nicht
alles, was ich dir erzählen muß«, erklärte sie zögernd.
    Â»Ranulf von Chester hat doch nicht â€¦Â«
    Â»Nein«,
beruhigte sie ihn hastig. »Es kam nur zu kleinen Plünderungen, eher
spontan als geplant. Sobald du bereit bist, wird man dir Bericht
erstatten.«
    Â»Und was gibt's sonst noch?«
    Eleanor blickte auf ihre ineinander geschlungenen Finger hinab. »Ich erwarte ein Kind.«
    Verblüfft
starrte er sie an â€“ nicht wegen der Schwangerschaft, mit der er
früher oder später gerechnet hatte, sondern weil er aus ihrer Stimme
mehr Kummer als Freude heraushörte. »Das sind ja wunderbare
Neuigkeiten«, entgegnete er vorsichtig. »Wann ist es denn soweit?«
    Â»Wahrscheinlich um die Herbstmitte.«
    Prüfend
beobachtete er sie und entsann sich, daß ihre Mutter im Kindbett den
Tod gefunden hatte. Damals war Eleanor noch ein kleines Mädchen
gewesen. Eine solch schmerzliche Erfahrung konnte sogar einer Frau, die
sich ein Kind wünschte, Furcht vor der Niederkunft einjagen. »Komm her,
Nell«, bat er sanft. Gehorsam setzte sie sich neben ihn auf die Bank,
aber als er sie in die Arme nahm, spürte er ihr heftiges Zittern. »Was
bedrückt dich denn so?«
    Sie preßte das Gesicht an seine
Schulter, und er fühlte ihre Lippen an seinem Hals, ihre Lider, die wie
Nachtfalterflügel flatterten. »Ich habe Angst, dich zu verlieren. Ein
Bock zeigt wenig Interesse an einem Mutterschaf, das er geschwängert
hat, und hält nur die anderen Böcke von ihm fern.«
    Â»Glaubst du das von mir?« fragte er bestürzt.
    Â»Ich fürchte es. Ich weiß, ich bin dumm und übertrieben eifersüchtig, aber ich kann nicht anders.«
    Renard
zog sie noch fester an sich. »Wenn unsere Ehe jemals eine Pflichtübung
für mich war, dann ist es jetzt anders, Nell. Und wenn ich dich mein
süßes Herz nenne, dann meine ich's ernst.« Er suchte ihren Mund und
küßte sie, erst behutsam, dann mit wachsender Leidenschaft. Und vor
jedem neuen Kuß flüsterte er atemlose Koseworte.
    Sie
unterwarf sich der Sehnsucht ihres und seines Körpers und dachte voller
Wehmut: Da gibt's einen gewaltigen Unterschied â€“ wenn er mich sein
süßes Herz nennt, so nenne ich ihn meine Seele.
    Â»Hier.«
Renard reichte Eleanor einen Schlüssel und zeigte auf eine
eisenbeschlagene Truhe aus Eselshaut, die ein keuchender Diener soeben
auf den Binsenteppich gestellt hatte.
    Â»Was ist denn da drin?«
    Â»Ein
Teil von Nigels unrechtmäßig erworbenem Gut. Jetzt gehört das alles
mir. Die Silbermünzen werde ich für den Ausbau von Caermoel verwenden.
Das andere Zeug, hauptsächlich Schmuck, kannst du haben. Laß ihn
einschmelzen oder trag ihn. Dabei findest du auch das Halsband, das
Stephen dir schickt.« Er verdrehte die Augen, um zu bekunden, was er
vom Geschmack des Königs hielt.
    Eleanor kniete vor der
Truhe nieder. Die Angeln, die Schnappverschlüsse und das Schlüsselloch
waren rostig vom

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