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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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»Hier habe ich die Entschlüsselungen der drei Sendungen von Helicop- ter«, sagte sie. Ihre ruhige, effiziente Art gefiel Paul.
    Er betrachtete die erste Seite.
    RUFSIGNAL HLCP (HELICOPTER) SICHERHEITSKENNUNG VORHANDEN 30. MAI 1944 NACHRICHT LAUTET:
    ANKUNFT GUT STOPP TREFFPUNKT KRYTA UNSICHER STOP VON GGESTAPO ERWISCHT ABER ENTKOMEN STOP TREFFPLATZ KUENFTIG CAFE DE LA GARE OVER
    »Mit seiner Rechtschreibung hapert’s aber gewaltig«, kommentierte Paul.
    »Es liegt nicht an seiner Rechtschreibung«, sagte Jean Bevins. »Beim Morsen machen sie alle Fehler. Wir weisen die Dechiffrierer an, die Fehler nicht zu korrigieren. Manchmal haben sie nämlich auch eine bestimmte Bedeutung.«
    Brians zweiter Funkspruch über die Stärke des Bollinger-Kreises war länger.
    RUFSIGNAL HLCP (HELICOPTER) SICHERHEITSKENNUNG VORHANDEN 31. MAI 1944
    NACHRICHT LAUTET:
    AKTIV AGETEN FÜNF STÜCK WIE FOLT STOP MONET DERZEIT VERWUNDET STOP COMTESSE ALLES KLAR STOP CHEVAL HILFT AB UN ZU AUS STOP BOURGEOISE NOCH AN ORT UND STELE STOP PLUS MEIN RETTER DECNAME CHARENTON STOP
    Paul hob den Kopf. »Das ist ja noch viel schlimmer!« »Ich hab Ihnen doch gesagt, beim zweiten Mal hat er ‘s eilig gehabt«, erwiderte Lucy Briggs.
    Die zweite Nachricht war noch länger und enthielt vor allem einen ausführlichen Bericht über den Zwischenfall in der Kathedrale. Paul wandte sich der dritten Botschaft zu.
    RUFSIGNAL HLCP (HELICOPTER) SICHERHEITSKENNUNG VORHANDEN 2. JUNI 1944 NACHRICHT LAUTET:
    WAS ZUM TEUFEL IST PASSIERT FRAGEZEICHEN ERWARTE INSTRUKTIONEN STOP ANTWORT UNERZUEGLICH ERBETEN OVER
    »Schon besser«, sagte Paul. »Bloß ein Fehler dieses Mal.«
    »Ja, er schien mir am Sonnabend viel gelassener«, sagte Lucy. »Entweder das – oder jemand anders hat den Funkspruch gesendet.« Plötzlich hatte Paul eine Idee. Vielleicht gab es die Möglichkeit, von hier aus zu überprüfen, ob ›Helicopter‹ Helicopter war – oder ein Helicopter-Imitator von der Gestapo.
    »Lucy«, fragte er, »unterlaufen Ihnen jemals Fehler bei den Funkübertragungen?«
    »Nur ganz selten.« Sie warf einen ängstlichen Blick auf ihre Vorgesetzte. »Wenn hier eine Funkerin, eine Neue zum Beispiel, nicht aufpasst oder schlampig ist, dann schlägt der Agent einen Mordskrach – völlig zu Recht, natürlich. Fehler sollten grundsätzlich nicht passieren – die Agenten haben genug andere Sorgen.«
    Paul wandte sich an Jean Bevins. »Können Sie eine Nachricht genau so verschlüsseln lassen, wie ich Sie Ihnen aufschreibe? Ich denke an eine Art Test.« »Selbstverständlich geht das.«
    Paul sah auf seine Uhr. Es war halb acht Uhr abends. »Punkt acht sollte er sich melden. Können Sie ihm dann meine Nachricht übermitteln?« »Gewiss«, sagte Jean. »Wenn er sich meldet, sagen wir ihm, er soll auf der Frequenz bleiben, weil wir gleich nach seiner Sendung eine Notfallmeldung für ihn haben.«
    Paul setzte sich an einen Tisch, dachte ein wenig nach und schrieb dann auf einen Notizblock:
    ANZAHL IHRER WAFFEN MITEILEN WIVIE AUTOMATIS STENS AUCH MUNITIO WIVIEL SCHUSS JEDER PLUS GRA- TANEN ANTWORT UMVERZUEGLICH ERBETEN
    Paul überlegte. Die Anfrage war unvernünftig und in herablassendem Ton abgefasst. Sie wirkte darüber hinaus nachlässig verschlüsselt und übertragen.
    Er zeigte sie Jean Bevins. Sie runzelte die Stirn. »Das ist ja eine grässliche Botschaft! Da würde ich mich schämen.«
    »Was glauben Sie, wie ein Agent darauf reagieren würde?«
    Sie lachte humorlos auf. »Fuchsteufelswild! Und garantiert mit ein paar satten Kraftausdrücken.«
    »Dann lassen Sie diesen Text hier jetzt bitte exakt so verschlüsseln, wie er ist, und senden ihn an Helicopter.«
    Jean Bevins fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut. »Wenn Sie wünschen.«
    »Ja, genau so.«
    »Sehr wohl.« Sie nahm das Blatt an sich und ging.
    Paul machte sich auf die Suche nach etwas Essbarem. Die Kantine war – wie die gesamte Station – rund um die Uhr geöffnet, aber der Kaffee schmeckte nach gar nichts, und zu essen gab es nur ein paar altbackene Sandwiches und ausgetrockneten Kuchen.
    Kurz nach acht kam Jean Bevins in die Kantine. »Helicopter hat sich gemeldet und berichtet, dass er noch keine Nachricht von der Leopardin hat. Wir senden ihm gerade Ihre Meldung.«
    »Vielen Dank.« Brian – oder sein Gestapo-Imitator – würde mindestens eine Stunde brauchen, um die Nachricht zu entschlüsseln, eine Antwort aufzusetzen und diese, ebenfalls verschlüsselt, zu übermitteln. Paul starrte auf

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