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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Sprachkursen. Paul wusste die militärischen Tugenden Gehorsam, Pünktlichkeit und Genauigkeit durchaus zu schätzen, hatte aber auch seinen eigenen Kopf, auf den sich Monty in jüngerer Zeit mehr und mehr verließ.
    Chancellors Verantwortungsbereich war die Geheimdienstarbeit. Er war ein Organisator. Er sorgte dafür, dass die Berichte, die Monty benötigte, zum gewünschten Zeitpunkt auf dessen Schreibtisch lagen. Er machte Zuspätkommen Beine, kümmerte sich darum, dass Konferenzen mit den richtigen Leuten besetzt waren, und beschaffte im Auftrag des Chefs ergänzende Hintergrundinformationen.
    Konspirative Tätigkeit war ihm nicht fremd. Er hatte für das Office of Strategie Services gearbeitet, den amerikanischen Geheimdienst, und als Geheimagent in Frankreich und in frankophonen Ländern Nordafrikas gedient (seine Kindheit hatte er in Paris verbracht, wo Papa Militärattache an der amerikanischen Botschaft gewesen war). Vor sechs Monaten war Chancellor bei einer Schießerei mit der Gestapo in Marseille verwundet worden. Eine Kugel hatte ihm den größten Teil seiner linken Ohrmuschel abgerissen, von seinem lädierten Äußeren abgesehen aber keine bleibenden Schäden hinterlassen. Eine zweite hatte seine rechte Kniescheibe zerschmettert, von der inzwischen klar war, dass sie nie wieder zur alten Form zurückfinden würde, und aus diesem Grund hatte Paul Chancellor inzwischen einen Schreibtischjob.
    Verglichen mit dem ständigen Gehetztsein in vom Feind besetztem Territorium war die neue Arbeit leicht – und dabei niemals langweilig. Man bereitete die »Operation Overlord« vor, die Invasion, die den Anfang vom Ende des Krieges bedeuten sollte. In der ganzen Welt gab es nur ein paar Hundert Menschen, denen das genaue Datum bekannt war, und Chancellor war einer von ihnen. Viele andere konnten es immerhin ahnen. Im Grunde kamen überhaupt nur drei Tage infrage, an denen die Gezeiten, die Mondphase und die Anzahl der hellen Stunden optimal aufeinander abgestimmt waren. Die Invasion konnte nur stattfinden, wenn der Mond erst spät aufging und die ersten Truppenbewegungen sich noch im Schütze der Dunkelheit vollziehen konnten. Danach, wenn die ersten Fallschirmjäger aus ihren Kampf- und Segelflugzeugen sprangen, war Mondlicht erwünscht. Im Morgengrauen musste Ebbe herrschen, damit die Hindernisse frei lagen, die Rommel auf den Stränden verstreut hatte. Und um die ersten Nachschubtruppen an Land zu setzen, brauchte man das nächste Niedrigwasser noch vor Einbruch der Dunkelheit. Da diese Voraussetzungen nicht oft gegeben waren, blieb bloß ein schmales Zeitfenster offen: Die Flotte konnte nur am Montag, dem 5. Juni, am darauf folgenden Dienstag oder am Mittwoch aufbrechen. Die endgültige Entscheidung hing vom Wetter ab, weshalb sie vom Oberbefehlshaber der Alliierten Truppen, General Eisenhower, erst im letzten Augenblick getroffen werden konnte.
    Noch vor drei Jahren hätte Paul Chancellor alle Hebel in Bewegung gesetzt, um selbst an der Invasion teilzunehmen. Er hätte darauf gebrannt, an den Kämpfen teilzunehmen, und es wäre ihm peinlich gewesen, wenn er zu den Daheimgebliebenen gehört hätte. Inzwischen war er älter und weiser geworden. Zum einen hatte er seine Schuldigkeit getan: Der Mann, der in seiner Schulzeit Spielführer des Rugby-Meisters von Massachusetts gewesen war, würde, so viel stand fest, mit dem rechten Fuß nie wieder einen Ball treten. Zum anderen – und das war entscheidend – wusste er mittlerweile, dass er mit seinem Organisationstalent einen größeren Beitrag zur erfolgreichen Beendigung des Krieges leisten konnte als mit seinen Schießkünsten.
    Es war sehr aufregend und spannend, zu jener Equipe zu gehören, die das größte militärische Landemanöver aller Zeiten vorbereitete, doch die Kehrseite von Aufregung und Spannung war die Angst. Schlachten verliefen niemals genau nach Plan; dass Monty vorgab, sie täten es, war eine seiner Schwächen. Paul wusste, dass jeder Irrtum, der ihm unterlief – ein Schreibfehler, ein übersehenes Detail, eine nicht überprüfte Geheimdienstinformation –, alliierte Soldaten das Leben kosten konnte. Trotz der gewaltigen Stärke der Invasionstruppen stand der Erfolg auf Messers Schneide. Der kleinste Fehler konnte dazu führen, dass sich die Waagschale zugunsten des Feindes senkte.
    Für heute Vormittag um zehn hatte Paul auf Montys Initiative hin eine Viertelstunde für die französische Resistance eingeplant. Der General war ein Mann, der

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