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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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allenfalls unausgeglichen.«
    Diese Bemerkung hatte eine Vorgeschichte. Paul Chancellor wusste, dass die alten professionellen Spione des MI6 die Neulinge der SOE und deren verwegene Coups hassten. Resistance-Attacken auf deutsche Einrichtungen führten zu Gestapo-Ermittlungen, bei denen immer wieder auch MI6-Leute ins Netz gingen. Paul indessen stand auf der Seite der SOE: Gezielte Schläge gegen den Feind waren schließlich die Essenz des Krieges.
    War das etwa das Spiel, um das es hier ging? Eine bürokratische Fehde zwischen MI6 und SOE?
    »Haben Sie einen besonderen Grund für Ihren Pessimismus?«, wollte Monty von Fortescue wissen.
    »Nehmen Sie nur das Fiasko von gestern Abend«, erwiderte Fortescue prompt. »Eine Resistance-Zelle unter Führung eines SOE- Kommandanten hat eine Fernmeldezentrale in der Nähe von Reims angegriffen.«
    Jetzt meldete sich zum ersten Mal General Pickford zu Wort. »Ich dachte, unsere Strategie sei es, solche Zentralen zu verschonen. Wenn die Invasion erfolgreich verläuft, brauchen wir sie schließlich selbst.«
    »Da haben Sie völlig Recht«, sagte Monty. »Nur haben wir im Fall Sainte-Cecile eine Ausnahme gemacht. Es handelt sich um den Vermittlungsknoten für die neue Kabelleitung nach Deutschland. Die meisten Telefongespräche und Fernschreibverbindungen zwischen dem Oberkommando in Berlin und den deutschen Truppen in Frankreich laufen durch dieses Gebäude. Es auszuschalten würde uns nicht viel schaden – wir wollen ja nicht mit Deutschland telefonieren. Aber es würde den Nachrichtenverbindungen des Feindes einen schweren Schlag versetzen.«
    »Die Deutschen werden sofort auf drahtlose Kommunikation umschalten«, wandte Pickford ein.
    »Genau«, sagte Monty. »Und dann können wir ihren Funkverkehr abhören.«
    »Dank unserer Codeknacker in Bletchley Park«, flocht Fortescue ein.
    Paul gehörte zu den wenigen Menschen, die wussten, dass die britische Abwehr die Codes der Deutschen geknackt hatte und daher einen Großteil des feindlichen Funkverkehrs abhören konnte. Der MI6 war sehr stolz auf diese Leistung, obwohl er sich im Grunde mit fremden Lorbeeren schmückte. Der Code war nicht von Geheimdienstmitarbeitern geknackt worden, sondern von einer bunt zusammengewürfelten Schar aus Mathematikern und passionierten Kreuzworträtsellösern, von denen viele in Friedenszeiten sofort eingesperrt worden wären, hätten sie auch nur versucht, die Büros des MI6 zu betreten. Sir Stewart Menzies, der Chef des MI6, liebte die Fuchsjagd und hasste alles, was er für intellektuell, kommunistisch oder homosexuell hielt. Alan Turing jedoch, das Mathematikgenie an der Spitze der Codeknacker, vereinigte sämtliche dieser Eigenschaften in sich.
    Monty hatte also Recht. Wenn die Deutschen nicht mehr telefonieren konnten, würden sie auf Funkverbindungen zurückgreifen müssen. Und damit wären die Alliierten im Bilde. Die Zerstörung der Fernmeldezentrale in Sainte-Cecile würde ihnen einen entscheidenden Vorteil bringen.
    Doch die Mission war fehlgeschlagen. »Wer hat das Kommando geführt?«, fragte Monty.
    »Ich habe noch keinen ausführlichen Bericht gesehen«, sagte Graves. »Ich. «
    »Ich weiß es«, unterbrach ihn Fortescue. »Major Clairet.« Er machte eine Pause. »Eine Frau.«
    Paul Chancellor hatte schon von Felicity Clairet gehört. In der kleinen Gruppe, die in die Geheimnisse des verdeckten Kriegs der Alliierten eingeweiht war, galt sie bereits als eine Art Legende. Länger als alle anderen hatte sie Geheimdienstoperationen in Frankreich durchgeführt – und überlebt. Ihr Deckname war »die Leopardin«, und es hieß, dass sie sich in den Straßen des besetzten Landes mit den geräuschlosen Schritten einer Raubkatze fortbewege. Sie sei ein bildhübsches Mädchen mit einem Herzen aus Stein, hieß es ferner, und mehr als einmal habe sie getötet.
    »Und was genau ist geschehen?«, fragte Monty.
    »Schlechte Planung, ein unerfahrener Kommandant und Disziplinmängel in der Truppe, das kam alles zusammen«, antwortete Fortescue. »Das Gebäude war gar nicht besonders schwer bewacht. Aber die Deutschen dort sind ausgebildete Soldaten. Sie haben die Resistance-Truppe einfach ausradiert.«
    Monty machte sich nicht die Mühe, seinen Zorn zu verbergen.
    »Sieht so aus, als würden wir uns zu sehr darauf verlassen, dass die Resistance Rommel die Nachschubwege kappt«, meinte Pickford.
    Fortescue nickte. »Bombenangriffe sind in dieser Hinsicht verlässlicher.«
    »Ich glaube nicht,

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