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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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erschüttert. »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte Franck auf Deutsch. »Möchten Sie rauchen?«
    Lefevre starrte begriffsstutzig ins Leere.
    Er verstand also kein Deutsch. Gut zu wissen.
    Franck deutete auf den freien Stuhl und bot Lefevre ein Päckchen Zigaretten und Streichhölzer an. Lefevre nahm sich eine Zigarette und zündete sie sich mit zitternden Händen an.
    Es gab Gefangene, die in diesem Stadium, vor der eigentlichen Folter, bereits zusammenbrachen, aus reiner Furcht vor dem, was auf sie zukam. Franck hoffte auch in diesem Fall auf eine solche Entwicklung. Er hatte Lefevre bereits vor die Alternative gestellt: hier der grauenhafte Anblick der geschundenen Frau, dort Zigaretten und Freundlichkeit.
    Er wechselte ins Französische und sagte in zuvorkommendem Ton: »Ich werde Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen.«
    »Ich weiß gar nichts«, erwiderte Gaston Lefevre.
    »Doch, doch, Sie wissen was«, sagte Franck. »Sie sind über sechzig und haben vermutlich Ihr ganzes Leben in Reims und Umgebung verbracht.« Lefevre widersprach nicht, und Franck fuhr fort: »Ich gehe davon aus, dass die Mitglieder einer Resistance-Zelle Decknamen benützen und einander aus Sicherheitsgründen nur sehr wenige persönliche Informationen mitteilen.« Dazu nickte Lefevre unwillkürlich und bestätigte so Francks Vermutung. »Aber Sie kennen die meisten dieser Leute ja schon seit Jahrzehnten. Da kann sich jemand bei konspirativen Treffen Elefant, Hochwürden oder Aubergine nennen – Sie kennen sein Gesicht und wissen genau, dass es sich um den Postbeamten Jean-Pierre handelt, der in der Rue du Parc wohnt und jeden Dienstag, wenn seine Frau glaubt, er gehe zum Boule spielen, klammheimlich die Witwe Martineau besucht.«
    Lefevre wandte den Blick ab. Er wollte nicht, dass Franck ihm an den Augen ablesen konnte, wie Recht er hatte.
    »Ich möchte, dass Ihnen eines ganz klar ist«, fuhr Dieter Franck fort. »Die Entscheidung über das, was hier in diesem Raum geschieht, liegt vollkommen bei Ihnen. Schmerzen oder keine Schmerzen, Todesstrafe oder Begnadigung – es liegt allein in Ihrer Hand.« Mit Befriedigung stellte er fest, dass sich das Entsetzen im Blick des alten Mannes noch vertiefte. »Sie werden im Übrigen alle meine Fragen beantworten. Jeder beantwortet meine Fragen – es lässt sich nur nicht genau vorhersagen, wie schnell.«
    Auch dies war ein Zeitpunkt, an dem manch einer bereits aufgab. Nicht so Lefevre. »Ich kann Ihnen nichts erzählen«, sagte er fast im Flüsterton. Er hatte zwar Angst, aber noch nicht allen Mut verloren. Er würde nicht kampflos kapitulieren.
    Franck hob die Schultern. Dann musste man eben andere Saiten aufziehen. »Gehen Sie und holen Sie den Jungen«, befahl er Becker auf Deutsch. »Er soll sich ausziehen, nackt. Dann bringen Sie ihn her und binden ihn nebenan an den Pfosten.«
    »Zu Befehl, Herr Major«, sagte Becker dienstbeflissen.
    Franck wandte sich wieder an Lefevre. »Sie werden mir die Namen und Decknamen aller Männer und Frauen nennen, die gestern dabei waren, sowie die aller weiteren Mitglieder Ihrer Gruppe.« Der Alte schüttelte den Kopf, doch Franck ging darauf nicht ein. »Ich möchte die Adresse jedes einzelnen Mitglieds und jeder konspirativen Wohnung, die von Mitgliedern Ihrer Gruppe benutzt wird.«
    Lefevre zog heftig an seiner Zigarette und starrte auf die glühende Spitze. In Wirklichkeit kam es Franck auf die Beantwortung dieser Fragen gar nicht so sehr an. Sein Hauptziel war es, Informationen zu bekommen, die ihm Zugang zu anderen Resistance-Zellen verschafften. Aber das brauchte der Mann nicht zu wissen.
    Wenige Minuten später kam Becker mit Bertrand Bisset herein. Lefevre sah mit offenem Mund zu, wie der nackte Junge durch den Verhörraum ins Hinterzimmer geführt wurde.
    Franck erhob sich und sagte zu Hesse: »Passen Sie auf den alten Herrn auf.« Dann folgte er Becker in die Folterkammer, achtete aber darauf, dass die Tür einen Spalt weit offen blieb, denn Lefevre sollte alles mitbekommen.
    Becker fesselte Bisset an den Pfosten und versetzte ihm, ehe Franck intervenieren konnte, einen Fausthieb in den Magen. Es war ein gewaltiger Schlag von einem starken Mann, und er verursachte ein grauenhaftes, dumpfes Geräusch. Der Junge stöhnte auf und krümmte sich vor Schmerzen.
    »Nein, nein, nein«, sagte Franck. Wie vermutet, ging Becker völlig unsystematisch an seine Aufgabe heran. Ein kräftiger junger Mann konnte solche Schläge fast unbegrenzt ertragen. »Zuerst

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