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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Französische. »Nun gut, Lefevre. Fangen wir ganz oben an in Ihrer Zelle. Wie heißt der Chef? Name? Deckname? Wer ist es?«
    Der Mann zögerte. Franck warf einen Blick auf die offen stehende Tür der Folterkammer. »Michel Clairet«, sagte Lefevre schnell. »Deckname Monet.«
    Das war der Durchbruch. Der erste Name war immer der schwierigste – der Rest machte dann keine Mühe mehr. Franck ließ sich seine Zufriedenheit nicht anmerken. Er bot dem Alten eine Zigarette an und gab ihm Feuer. »Wo wohnt er?«
    »In Reims.« Lefevre stieß den Rauch aus, und sein Zittern ließ nach. Er nannte eine Adresse in der Nähe der Kathedrale.
    Franck nickte Leutnant Hesse zu, der daraufhin ein Notizbuch aus der Tasche zog und Gaston Lefevres Aussagen mitschrieb. Mit großer Geduld ging Franck die einzelnen Mitglieder des Stoßtrupps durch. In einigen Fällen kannte Lefevre nur die Decknamen, und von zwei Männern behauptete er, sie nie zuvor gesehen zu haben. Franck nahm ihm das ab. Zwei Fluchtfahrzeuge hatten in der Nähe bereitgestanden, berichtete Lefevre. Am Steuer des einen habe eine junge Frau namens Gilberte gesessen, der andere wurde von einem Mann mit dem Decknamen Marechal gefahren. Der Bollinger-Kreis – so der Name der Gruppe – umfasste noch weitere Mitglieder.
    Dieter fragte nach den Beziehungen der Resistance-Kämpfer untereinander: Gab es Liebschaften? War der eine oder andere homosexuell? Schlief einer mit der Frau eines anderen?
    Obwohl er nicht mehr weiter gefoltert wurde, hörte man Bertrand Bisset im Nebenzimmer immer wieder stöhnen oder auch vor Schmerzen laut aufschreien.
    »Kümmert sich jetzt bald jemand um ihn?«, wollte Gaston Lefevre wissen.
    Dieter zuckte mit den Achseln.
    »Bitte, holen Sie einen Arzt für ihn.«
    »Immer mit der Ruhe … Unser Gespräch ist noch nicht beendet.«
    Franck erfuhr, dass Michel Clairet ein Verhältnis mit Gilberte hatte, obwohl er doch mit Felicity verheiratet war, der jungen Blonden gestern auf dem Platz.
    Was Lefevre bisher berichtet hatte, betraf eine bereits weitgehend zerschlagene Zelle, sodass seine Aussagen überwiegend von akademischem Interesse waren. Nun kam Franck zu den Fragen, die ihm wichtiger waren.
    »Wenn alliierte Agenten mit Ihnen Kontakt aufnehmen wollen, wie machen sie das?«
    Das werde streng geheim gehalten, sagte Lefevre, und eigentlich dürfe es keiner wissen. Aber etwas wisse er doch: Eine Frau mit dem Decknamen Bourgeoise nehme die Agenten gewissermaßen in Empfang. Wo das geschehe, könne er nicht sagen. Auf jeden Fall bringe Bourgeoise die Agenten erst einmal zu sich nach Hause und führe sie dann zu Michel Clairet.
    Niemand habe Bourgeoise je gesehen, nicht einmal Clairet selbst.
    Dass Lefevre so wenig über diese Frau wusste, war für Franck eine Enttäuschung. Aber das war nun einmal der Zweck strikter Geheimhaltung.
    »Wissen Sie, wo sie wohnt?«
    Der Alte nickte. »Einer der Agenten hat sich mal verplappert. Sie hat ein Haus in der Rue du Bois, Nummer elf.«
    Franck versuchte, sich seine Begeisterung nicht anmerken zu lassen. Das war eine entscheidende Information. Man musste damit rechnen, dass der Feind weitere Agenten schicken würde, um den Bollinger-Kreis wieder aufzubauen. Vielleicht gehen sie mir an dieser konspirativen Adresse ins Netz, dachte er.
    »Und wie läuft das, wenn sie wieder ausreisen?«
    Sie wurden von Flugzeugen abgeholt, verriet Lefevre. Die Maschinen landeten auf einem Feld mit dem Decknamen Champ de Pierre, in Wirklichkeit eine Wiese in der Nähe des Dorfes Chatelle. Es gebe noch eine zweite Landepiste mit dem Codenamen Champ d’Or, von der er aber nicht wisse, wo sie sich befinde.
    Franck wollte nun erfahren, wer die Verbindungsleute nach London waren. Wer habe den Befehl zum Angriff auf die Fernmeldezentrale gegeben?
    Lefevre erläuterte, dass Major Clairet, also Felicity, das Kommando geführt habe. Sie habe die Anweisungen aus London überbracht. Franck fand das pikant. Eine Befehlshaberin – man höre und staune! Aber er hatte sie ja gesehen und miterlebt, welchen Mut sie bei der Schießerei an den Tag gelegt hatte. Sie hatte garantiert das Zeug zur Anführerin.
    Im Nachbarzimmer begann Bertrand Bisset laut zu beten: Er wünschte sich den Tod.
    »Bitte«, sagte Lefevre, »einen Arzt.«
    »Erzählen Sie mir noch was über Major Clairet«, sagte Franck. »Dann lasse ich jemanden holen, der Bertrand eine Spritze gibt.«
    »Sie ist eine sehr einflussreiche Person«, sagte Lefevre, der jetzt geradezu darauf

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