Die Leopardin
verbinden Sie ihm die Augen.« Er zog ein großes, bunt bedrucktes Baumwollschnupftuch aus der Tasche, legte es Bertrand Bisset über die Augen und verknotete es am Hinterkopf. »Auf diese Weise trifft ihn jeder Schlag wie ein Schock, und jede Sekunde zwischen den Schlägen ist erfüllt von der grässlichen Erwartung des nächsten.«
Becker hob seinen Knüppel auf, holte aus, als Franck ihm zunickte, und schlug sein Opfer seitwärts gegen den Kopf. Es krachte laut, als das schwere Holz auf Haut und Knochen niederführ. Bisset schrie auf vor Angst und Schmerzen.
»Nein, nein doch!« Wieder war Franck nicht einverstanden. »Schlagen Sie niemals auf den Kopf! Wenn Sie ihm den Kiefer ausrenken, kann er vielleicht nicht mehr sprechen. Schlimmer noch: Sie können ihm einen Hirnschaden verpassen, sodass er nur noch wertloses Zeug von sich gibt.« Er nahm Becker den Knüppel ab, stellte ihn wieder in den Schirmständer und wählte aus den übrigen dort untergebrachten Folterutensilien eine Eisenstange aus, die er Becker in die Hand drückte.
»Merken Sie sich Folgendes, Becker: Es geht darum, unerträgliche Schmerzen hervorzurufen, ohne das Leben des Betroffenen oder seine Fähigkeit, uns Auskunft zu geben, zu gefährden. Vermeiden Sie lebenswichtige Organe. Konzentrieren Sie sich vielmehr auf das Skelett: Knöchel, Schienbeine, Kniescheiben, Finger, Ellbogen, Schultern, Rippen.«
Heimtücke lag in Beckers Blick. Er ging um den Pfosten herum, zielte sorgfältig und traf dann Bissets Ellbogen mit einem brutalen Schlag. Der Junge kreischte auf. Die Schmerzen mussten grausam sein; Franck kannte diesen Ton.
Becker wirkte sehr selbstzufrieden. Der Herrgott vergebe mir, dass ich diesem Sadisten beibringen muss, wie man effizienter foltert, dachte Franck.
Auf sein Geheiß schlug Becker erneut zu: Der erste Schlag traf Bissets knochige Schulter, der zweite seine Hand, der dritte seinen linken Knöchel. Nach jedem Hieb gebot Franck Becker Einhalt, damit der Schmerz ein wenig nachlassen und die Angst vor dem nächsten Schlag ihre Wirkung entfalten konnte.
Bisset begann um Gnade zu bitten. »Aufhören, bitte«, flehte er, hysterisch vor Schmerzen und Furcht. Becker holte erneut mit der Eisenstange aus, doch Franck hielt ihn zurück. Er wollte, dass der Junge noch ein wenig jammerte. »Bitte schlagt mich nicht mehr!«, schrie Bisset. »Bitte, bitte!«
»Oft ist es sehr hilfreich, dem Subjekt schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt des Verhörs ein Bein zu brechen«, fuhr Franck, an Becker gewandt, fort. »Die Schmerzen sind ganz schauderhaft, vor allem, wenn man danach noch einmal auf den gebrochenen Knochen schlägt.« Er holte einen Vorschlaghammer aus dem Schirmständer und gab ihn Becker. »Gleich unter das Knie. Und so fest Sie können.«
Becker zielte und holte weit aus. Das Brechen des Schienbeins war deutlich zu hören. Bisset schrie auf und verlor das Bewusstsein. Becker nahm einen Wassereimer, der in der Ecke stand, und schüttete dem Gefolterten den Inhalt ins Gesicht. Der junge Mann kam wieder zu sich und begann erneut zu schreien.
Mit der Zeit wurden die Schreie leiser und verwandelten sich in herzzerreißendes Stöhnen. »Was wollen Sie von mir?«, flehte Bisset. »Bitte sagen Sie mir, was Sie von mir wollen!«
Ohne ihm auch nur eine einzige Frage zu stellen, drückte Franck Becker wieder die Eisenstange in die Hand und deutete auf den gebrochenen Knochen, dessen weiße, gezackte Kante aus dem Fleisch ragte. Becker schlug zu und traf genau. Wieder brüllte Bisset auf und wurde ohnmächtig.
Das dürfte reichen, dachte Franck.
Er ging ins Nebenzimmer, wo Lefevre noch immer auf seinem Stuhl saß. Doch er war jetzt ein anderer Mann. Vornübergebeugt hockte er da, verbarg sein Gesicht in den Händen, weinte und schluchzte schwer, stöhnte und betete zu Gott. Franck kniete vor ihm nieder und nahm ihm die Hände vom nassen Gesicht. Aus tränenverhangenen Augen sah der alte Mann ihn an.
»Sie allein entscheiden, ob es aufhört«, sagte Franck mit sanfter Stimme.
»Bitte hören Sie auf«, stöhnte Lefevre. »Ich bitte Sie!«
»Werden Sie mir meine Fragen beantworten?«
Der Alte schwieg. In die entstehende Stille platzte Bertrands nächster Schrei. »Ja!«, brüllte Lefevre. »Ja, ja, ja! Ich sage Ihnen alles, wenn Sie nur aufhören!«
Franck hob die Stimme: »Wachtmeister Becker!«
»Ja, Herr Major?«
»Schluss fürs Erste.«
»Zu Befehl, Herr Major.« Es klang enttäuscht.
Franck wechselte wieder ins
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