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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wirklich.« Er schluckte heftig, dann riss er sich zusammen, und seine Miene hellte sich auf. »Ich habe Sie aber einmal gesehen in der Zwischenzeit. Sie haben einen Vortrag gehalten vor meiner Ausbildungsgruppe bei der SOE. Hatte leider nicht die Gelegenheit, Sie danach noch anzusprechen.«
    »Ich hoffe, mein Vortrag hat Ihnen was genutzt.«
    »Sie sprachen über den Umgang mit Verrätern in der Resistance. ›Ganz einfach‹, haben Sie gesagt. ›Sie richten den Lauf Ihrer Pistole auf den Hinterkopf von diesem Schweinehund und drücken zweimal ab.‹ Danach hatten wir echt die Hosen voll, ehrlich gesagt.«
    In Brians Augen lag so etwas wie Heldenverehrung, wenn er sie ansah. Allmählich wurde Flick klar, worauf Percy angespielt hatte. Brian war offenbar immer noch in sie verknallt. Sie ließ seine Hand los, setzte sich ihm gegenüber an den Tisch und sagte: »Dann fangen wir mal an. Sie wissen, dass Sie mit einer Resistance-Gruppe Kontakt aufnehmen sollen, die zum größten Teil aufgerieben ist.«
    »Jawohl. Ich soll herausfinden, wie viele von den Leuten noch einsatzfähig sind und was sie noch tun können – wenn überhaupt noch was.«
    »Höchstwahrscheinlich wurden bei dem Gefecht gestern einige Mitglieder der Gruppe gefangen genommen und werden gegenwärtig von der Gestapo verhört. Sie müssen daher besonders vorsichtig sein. Ihr Kontakt in Reims ist eine Frau mit dem Decknamen Bourgeoise. Sie geht jeden Nachmittag um drei in die Krypta der Kathedrale, um zu beten. Normalerweise ist sie dort allein. Sind aber noch andere Leute da, erkennen Sie sie an ihren verschiedenfarbigen Schuhen – sie trägt einen schwarzen und einen braunen.«
    »Das ist leicht zu merken.«
    »Sie sprechen Sie dann an: ›Beten Sie für mich.‹ Worauf sie antwortet: ›Ich bete für den Frieden.‹ Das ist die Parole.«
    Er wiederholte ihre Worte.
    »Sie wird Sie dann mit sich nach Hause nehmen und Sie mit dem Chef der Gruppe Bollinger in Kontakt bringen, einem Mann mit dem Decknamen Monet.« Flick sprach über ihren Ehemann, aber das ging Brian nichts an. »Wenn Sie dann die anderen Mitglieder der Zelle treffen – erwähnen Sie niemals die Adresse von Bourgeoise und ihren echten Namen. Es ist besser, Sie kennen ihn nicht – aus Sicherheitsgründen.« Flick hatte Bourgeoise rekrutiert und für die Geheimhaltungsmaßnahmen gesorgt. Selbst Michel war dieser Frau nie persönlich begegnet.
    »Verstanden.«
    »Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
    »Wahrscheinlich Hunderte, aber konkret fällt mir keine ein.«
    Flick stand auf, ging um den Tisch herum und drückte ihm die Hand. »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    Brian Standish hielt ihre Hand fest. »Ich werde niemals dieses Wochenende vergessen, an dem Sie uns besucht haben«, sagte er.
    »Ich glaube, ich war ein furchtbarer Langweiler, aber Sie waren sehr freundlich zu mir.«
    Flick lächelte und sagte in lockerem Ton: »Sie waren ja auch ein netter Junge!«
    »Ich hab mich damals in Sie verliebt, ehrlich gesagt. «
    Sie widerstand dem Impuls, ihre Hand loszureißen und ihn einfach stehen zu lassen. Andererseits... Brian konnte morgen bereits tot sein. Nein, so grausam wollte sie nicht sein. »Sie schmeicheln mir«, sagte sie, bemüht, den scherzhaften Ton aufrechtzuerhalten.
    Es nützte nichts: Er meinte es ernst. »Ich hab mir gedacht. ich meine, würden Sie mir vielleicht. einen Kuss geben, als Glücksbringer, meine ich?«
    Au verdammt, dachte Flick und zögerte. Dann hob sie sich auf die Zehenspitzen, küsste ihn leicht auf die Lippen, verharrte eine Sekunde so und löste sich wieder von ihm. Brian war hingerissen vor Freude. Flick tätschelte seine Wange. »Bleib am Leben, Brian«, sagte sie und ging.
    Sie kehrte in Percy Thwaites Büro zurück. Ein Bücherstapel türmte sich auf seinem Schreibtisch, außerdem lagen viele lose Fotos herum. »Alles so weit in Ordnung?«, fragte er.
    Sie nickte. »Aber aus dem Holz, aus dem der ideale Geheimagent geschnitzt wird, ist er nicht, Percy.«
    Thwaite zuckte mit den Schultern. »Er ist tapfer, spricht Französisch wie ein Pariser, und schießen kann er auch.«
    »Noch vor zwei Jahren hättest du ihn zur Army zurückgeschickt.«
    »Stimmt. Aber jetzt schicke ich ihn nach Sandy.« In einem großen Landhaus in dem Dorf Sandy, unweit des Flugplatzes von Tempsford, würde man Brian seine »französische« Kleidung verpassen und ihm die falschen Papiere aushändigen, die er brauchte, um sich bei Gestapo-Kontrollen ausweisen und

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