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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Putztruppe getarnten Kommandos, noch einmal genau angesehen, Major Clairet. Die Sache ist natürlich riskant, aber sie könnte klappen.«
    Soll das heißen, sie überlegen es sich noch einmal?, dachte Flick, wagte aber nicht, die Frage laut zu stellen.
    Percy sah Chancellor unverwandt an. »Was haben Sie in dieser Angelegenheit vor?«
    »Zufällig habe ich heute mit meinem alten Herrn zu Abend gegessen. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und fragte ihn, was der Adjutant eines Generals unter solchen Umständen tun sollte. Wir speisten übrigens im Savoy. «
    »Und was hat er gesagt?«, fragte Flick ungeduldig. In welchem Restaurant die Herren diniert hatten, war ihr egal.
    »›Geh zu Monty und sag ihm, dass ihr einen Fehler gemacht habt.‹« Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Was bei einem General nicht ganz so einfach ist. In diesen Kreisen revidiert man einmal getroffene Entscheidungen höchst ungern. Aber manchmal muss es halt sein.«
    »Und – machen Sie ‘s?«, fragte Flick hoffnungsvoll.
    »Ich hab’s schon gemacht.«
    »Zeit vergeuden ist nicht Ihre Art, was?«, sagte Thwaite überrascht.
    Flick hielt den Atem an. Es war kaum zu fassen, dass sich ihr nach diesem Tag, den sie in so tiefer Verzweiflung verbracht hatte, plötzlich doch noch die ersehnte zweite Chance bieten sollte!
    »Monty hat am Ende bemerkenswert positiv reagiert«, sagte Chancellor.
    Flick konnte ihre Aufregung nicht mehr verbergen. »Ja, was hat er denn nun über meinen Plan gesagt, um Himmels willen?«
    »Er hat ihn genehmigt.«
    »Gott sei Dank!« Unfähig, noch länger still zu sitzen, sprang sie auf. »Eine zweite Chance!«, rief sie.
    »Na, großartig!«, kommentierte Thwaite.
    Chancellor hob warnend die Hand. »Zwei Punkte noch. Gut möglich, dass der erste Ihnen gegen den Strich geht. Monty hat mich mit der Leitung der Operation beauftragt.«
    »Sie?«, sagte Flick.
    »Warum das?«, wollte Thwaite wissen.
    »Man nimmt einen General, der einem einen Befehl erteilt, nicht ins Kreuzverhör. Tut mir leid, wenn Ihnen das missfällt. Monty vertraut mir eben – selbst wenn Sie ‘s nicht tun.« Percy zuckte mit den Schultern.
    »Was ist die zweite Bedingung?«, fragte Flick.
    »Ein Zeitlimit. Ich kann Ihnen nicht sagen, wann die Invasion beginnt. Tatsache ist, dass das endgültige Datum noch gar nicht feststeht. Was ich Ihnen sagen kann, ist, dass wir unsere Mission sehr
    schnell durchführen müssen. Wenn Sie Ihr Ziel nicht bis Mitternacht am nächsten Montag erreicht haben, ist es wahrscheinlich zu spät.« »Am nächsten Montag schon!«, sagte Flick. »Richtig«, bestätigte Paul Chancellor. »Uns bleibt genau eine Woche.«

+ + + dritter tag + + +
    dienstag, 30. mai 1944
    Im Morgengrauen verließ Flick auf einem Vincent-Cornet-Motorrad mit einer starken 500-ccm-Maschine London. Die Straßen waren menschenleer. Das Benzin war in England streng rationiert; wer »unnötige« Fahrten unternahm, konnte im Gefängnis landen. Flick fuhr sehr schnell. Sie fand es gefährlich, aber spannend. Der Nervenkitzel lohnte das Risiko.
    Ihre Gefühle hinsichtlich des bevorstehenden Einsatzes waren ähnlich: Sie hatte Angst – und brannte gleichzeitig darauf, loszuschlagen. Noch bis tief in die Nacht hinein hatte sie mit Thwaite und Chancellor zusammengesessen und bei vielen Tassen Tee eine Strategie ausgearbeitet. Das Team musste aus sechs Frauen bestehen, weil alle Schichten der Putztruppe unveränderlich mit sechs Frauen besetzt waren. Unbedingt mussten eine Sprengstoffexpertin und eine Fernmeldetechnikerin mit von der Partie sein, um die Stellen, an denen die Sprengladungen angebracht werden sollten, exakt festzulegen und somit die erfolgreiche Zerstörung der Zentrale zu garantieren. Außerdem hatte Flick vor, eine hervorragende Scharfschützin und zwei knallharte Kämpferinnen in das Team aufzunehmen. Zusammen mit ihr selbst wären sie dann zu sechst. Es blieb nur ein einziger Tag, um die Gruppe zusammenzustellen. Zwei Tage Ausbildung waren das Minimum – selbst wenn die Frauen dabei nichts weiter lernten, als mit dem Fallschirm abzuspringen. Damit waren der Mittwoch und der Donnerstag bereits verplant. Am Freitagabend würden sie in der Nähe von Reims abspringen, die Attacke auf das Schloss musste dann am Samstagabend oder am Sonntag stattfinden.
    Das ließ noch Spielraum von einem Tag für eventuelle Fehler oder unvorhersehbare Hindernisse.
    Sie kam zur London Bridge und überquerte den Fluss. Das Motorrad röhrte durch die von

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