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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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vorderster Front an verdeckten Einsätzen beteiligt, aber als Organisator ist das für mich eine Premiere. Ich bin daher für jede Hilfe dankbar.«
    Thwaite nickte. »Ich begreife langsam, warum Ihnen der Ruf vorauseilt, ein Macher zu sein«, sagte er mit einem angedeuteten Lächeln. »Doch wenn ich Ihnen einen Rat geben darf. «
    »Ich bitte darum.«
    »Hören Sie auf das, was Flick Ihnen sagt. Niemand anders hat so viele Geheimdienstoperationen überlebt. Niemand verfügt auch nur über annähernd so viel Wissen und Erfahrung wie sie. Theoretisch mag ich ja ihr Vorgesetzter sein, doch meine Rolle beschränkt sich darauf, ihr die nötige Unterstützung zu geben. Ich würde niemals versuchen, ihr Vorschriften zu machen.«
    Paul Chancellor zögerte. Monty hatte ihm das Kommando übertragen, und er war nicht bereit, es auf den Rat eines Dritten wieder abzutreten. »Ich werde mir das merken«, sagte er.
    Percy Thwaite schien das zu genügen. Er deutete auf die Akten. »Wollen wir anfangen?«
    »Was ist das?«
    »Personalakten von Leuten, die wir als mögliche Agenten in die engere Wahl gezogen und dann aus dem einen oder anderen Grund doch nicht genommen haben.«
    Chancellor zog sein Jackett aus und krempelte die Hemdsärmel hoch.
    Sie verbrachten den gesamten Vormittag mit der Sichtung der Akten. Einige der Kandidaten waren nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, andere nach einem solchen Gespräch abgelehnt worden. Viele hatten die Ausbildung bei der SOE nicht bestanden – waren mit den Codes nicht zurechtgekommen, konnten nicht schießen oder hatten schlichtweg die Hosen voll, wenn man von ihnen verlangte, mit dem Fallschirm auf dem Rücken aus einem Flugzeug zu springen. Die meisten waren Anfang zwanzig, und es gab nur eine einzige Eigenschaft, die sie alle gemeinsam hatten: Sie beherrschten eine Fremdsprache so gut wie ein Einheimischer.
    Es gab viele Akten, aber nur wenige geeignete Kandidaten, und nachdem Thwaite und Chancellor alle Männer aussortiert hatten und von den Frauen all jene, deren Fremdsprache nicht Französisch war, blieben nur noch drei Namen übrig.
    Paul fühlte sich entmutigt. Sie hatten kaum begonnen und standen bereits vor einer nahezu überwindbaren Hürde. »Das Minimum sind vier – wobei ich schon voraussetze, dass Flick die Frau, die sie heute Vormittag ansprechen will, auch tatsächlich rekrutiert.«
    »Diana Colefield.«
    »Und außerdem ist keine der drei Sprengstoffexpertin oder Fernmeldetechnikerin.«
    Thwaite war optimistischer. »Sie waren es jedenfalls nicht, als die SOE die Eignungsgespräche mit ihnen führte – aber das kann sich ja inzwischen geändert haben. Frauen haben sich in die verschiedensten Gebiete eingearbeitet.« »Gut, dann checken wir das mal.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die drei ausfindig gemacht hatten. Ihre Enttäuschung wuchs, als sie erfuhren, dass eine von ihnen mittlerweile gestorben war. Die beiden anderen hielten sich in London auf. Unglücklicherweise befand sich die eine, Ruby Rowland, zurzeit in Seiner Majestät Frauengefängnis in Holloway, fünf Kilometer nördlich der Baker Street, und wartete darauf, dass ihr wegen Mordes der Prozess gemacht wurde. Die andere, Maude Valentine, war laut Aktenvermerk »psychologisch nicht geeignet« und arbeitete als Fahrerin bei den FANYs.
    »Da waren’s nur noch zwei«, sagte Paul, der die Hoffnung langsam aufgab.
    »Es ist nicht so sehr die Quantität, die mich stört, als vielmehr die Qualität«, erwiderte Thwaite.
    »Wir haben doch von Anfang an gewusst, dass wir es nur mit dem Ausschuss zu tun haben.«
    Percy Thwaite begann sich aufzuregen; man hörte es an seiner Stimme. »Aber wir dürfen doch nicht Flicks Leben aufs Spiel setzen, indem wir solche Figuren anwerben!«
    Paul spürte, dass es Thwaite allein darum ging, Felicity zu schützen. Der Ältere war bereit gewesen, die Einsatzleitung abzutreten, doch auf seine Funktion als Flicks Schutzengel verzichtete er nicht freiwillig.
    Das Klingeln des Telefons beendete die beginnende Auseinandersetzung. Es war Simon Fortescue, der MI6-Knabe im Nadelstreifenanzug, der die Schuld an dem Misserfolg in Sainte-Cecile der SOE in die Schuhe geschoben hatte.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Paul Chancellor vorsichtig. Fortescue war kein Mann, dem man vertrauen konnte.
    »Ich glaube, ich könnte was für Sie tun«, sagte Fortescue. »Mir ist bekannt, dass Sie Major Clairets Plan nun doch weiterverfolgen.«
    »Wer hat Ihnen das

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